Mit Plakaten und Sprechchören protestierten Tausende Griechen monatelang gegen geschäftstüchtige Strandunternehmer. Nun erlässt die Politik neue Regeln.

Es war eine Bewegung, die aus dem heiteren Himmel der griechischen Strände kam: Tausende Einheimische protestierten im vergangenen Sommer gegen die immer rücksichtslosere Kommerzialisierung ihrer Strände. Ganze Familien demonstrierten mit Plakaten und Sprechchören gegen die „Liegestuhl-Mafia“.

 

Die Wut kam nicht von irgendwo her: Geschäftstüchtige Strandunternehmer pflasterten in den vergangenen Jahren immer mehr Strände mit Liegen und Sonnenschirmen zu, für deren Benutzung sie happige Gebühren forderten. Wer auf seinem eigenen Handtuch liegen wollte, fand vielerorts gar kein Plätzchen mehr. Ausgehend von der Ägäisinsel Paros, breitete sich die „Handtuch-Bewegung“ schnell im ganzen Land aus. Die Proteste zeigten Wirkung. Der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis verkündete jetzt in einem Tiktok-Video, welche neuen Regeln an den griechischen Stränden gelten.

Liegestuhlverleiher dürfen nur noch ein Drittel der Strandfläche nutzem

Danach dürfen die Liegestuhl- und Sonnenschirmverleiher nur knapp ein Drittel der Strandfläche nutzen – 70 Prozent müssen frei bleiben für Besucher, die nicht zahlen wollen oder können und ihren eigenen Klappstuhl mitbringen, wie es viele Einheimische tun. An Stränden, die zu Naturschutzgebieten gehören, müssen sogar 85 Prozent der Fläche frei bleiben.

Bisher waren viele Strände von einem Ende zum anderen mit Liegen und Sonnenschirmen vollgestellt. Die geschäftstüchtigen Strandunternehmer nutzten jeden Quadratmeter. Oft stand die erste Reihe der Liegen fast im Wasser. Auf Modeinseln wie Mykonos kassierten die Vermieter für einen „Set“, wie man hier zwei Liegen und einen Sonnenschirm nennt, 100 Euro und mehr am Tag. Künftig dürfen die kommerziell genutzten Liegestühle nicht näher als vier Meter an der Wasserlinie stehen.

Kleine Strände dürfen gar nicht mehr kommerziell bewirtschaftet werden

Die Konzessionäre sind verpflichtet, die Strände sauber zu halten, Zugänge für Behinderte anzulegen und Rettungsschwimmer einzustellen. Strände, die kleiner sind als 150 Quadratmeter, dürfen gar nicht mehr kommerziell bewirtschaftet werden. Ausnahmen gelten nur für Hotelstrände. Bisher wurden die Konzessionen für die Nutzung der Strände von den örtlichen Kommunen vergeben. Dabei ging es nicht immer ganz sauber zu. Um an eine der begehrten Genehmigungen zu gelangen, sollen Unternehmer Kommunalpolitiker geschmiert haben. In Zukunft soll die Vergabe zentral in Online-Auktionen erfolgen. Davon verspricht sich die Regierung mehr Transparenz. 60 Prozent der Einnahmen aus der Vergabe der Konzessionen sollen an die Gemeinden fließen.

Früher stellten die Strandunternehmer mit stillschweigender Duldung der örtlichen Politiker oft viel mehr Liegen auf als zulässig. Jetzt werden die Behörden die Einhaltung der neuen Vorschriften unter anderem mit Drohnen überwachen, kündigte Mitsotakis an. Bei der Kontrolle können und sollen auch die Touristen mithelfen.

Jeder Strandunternehmer muss ein Schild anbringen, auf dem nicht nur die Tarife stehen, sondern auch ein QR-Code. Strandbesucher können diesen Code mit ihrem Smartphone scannen und werden dann zu einer Seite des Finanzministeriums geleitet, auf der sie Verstöße gegen die Vorschriften melden können. Dann drohen den Strandunternehmern empfindliche Geldstrafen und im Wiederholungsfall sogar der Entzug der Konzession.