Die Absage an einen großen Neubau für das Theaterhaus steht, nun soll mit einem kleineren Raumprogramm geplant werden. Die Mehrheit im Gemeinderat will die städtische Fläche dafür aber nicht an einen Investor geben.

Der Verzicht des Theaterhauses Stuttgart auf die ganz große Erweiterung am Pragsattel mit einem Saal für 600 Zuschauer wird im Gemeinderat als richtiger Schritt gesehen. Man habe „höchsten Respekt“ dafür, dass der Theaterhausverein nach acht Jahren Planung sein Konzept hinterfragt und korrigiert habe, sagte Nicole Porsche für die CDU im Wirtschaftsausschuss. „Das Theaterhaus hat eine ausgesprochen verantwortliche Rolle übernommen“, lobte Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU).

 

Die jüngste Kalkulation für den Ergänzungsbau stand bei 126,5 Millionen Euro, die Planungskosten von sechs Millionen müssen zum Teil abgeschrieben werden. Der weiterhin vorgesehene Anbau soll zwar in gleicher Kubatur entstehen und vor allem zum Schutz der Bewohner in der Nachbarschaft vor Lärm keinesfalls niedriger werden, das Theaterhaus wird aber viel weniger Fläche füllen – auch wenn weiterhin eine Probebühne für Gauthier Dance vorgesehen ist. Ansagen zu den erwartbaren neuen Kosten lieferte die Verwaltung im Ausschuss am Freitag keine.

Sanierung in den Jahren 2024 und 2025

Unabhängig von der Ergänzung ist die Sanierung der Halle 1 im Bestand mit rund zehn Millionen Euro gesetzt, sie soll 2024 und 2025 jeweils im Sommer vollzogen werden, zunächst soll die alte Tribüne, dann die Bühne erneuert werden. Außerdem müsse die „strukturelle Unterfinanzierung überwunden werden“, sagte Mayer, es geht also um einen dauerhaft höheren Zuschuss. Das sollte nicht als Kritik missverstanden werden, denn das Theaterhaus hat „eine sehr hohe Eigenfinanzierungsquote“, so Mayer.

Kritik aus den Fraktionen der Grünen, von SDP, Linksbündnis und Puls gibt es an der Vorstellung der Verwaltung, für den Neubau einen Investor zu suchen, der das Grundstück hinter der bestehenden Spielstätte übernimmt, eine Tiefgarage, überdachte Anlieferzone, Probebühne, Werkstätte, Lager und Nebenräume für das Theaterhaus schafft (rund 2500 Quadratmeter) und den großen Rest der Flächen als Büros oder Wohnungen vermarktet. „Wir wollen das Grundstück nicht verkaufen“, stellte Fraktionssprecher Andreas Winter für die Grünen klar. Michael Jantzer (SPD), Johanna Tiarks (Linksbündnis) und Thorsten Puttenat (Puls) schlossen sich an. Jantzer mahnte eine Lösung für die Freie Tanz- und Theaterszene an, für die auch Räume im Neubau vorgesehen waren, Puttenat den Strategieprozess für das Theaterhaus, der während der Coronapandemie zum Erliegen gekommen sei.

Lösung für Freie Szene

Um die Zukunft der Freien Szene, die 2011 aus dem Rotebühlzentrum auszog, soll es im Kulturausschuss gehen. Bürgermeister Mayer will vom Gemeinderat freie Hand, um mit der Szene die Anmietung von Flächen abstimmen zu können. So könnte die Raumfrage sogar schneller gelöst werden als mit dem großen Neubau. Im Haushalt 2024/25 ist zudem eine Aufstockung der institutionelle Förderung der Szene absehbar, Mayer wirbt auch dafür.