Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Na, dann gut’s Nächtle! Dieses Mal: Dilayla-Chef Yusuf Oksaz.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Wer ihn nicht kennt, hat so richtig was verpennt. Denn dieser Mann ist Stuttgarts Antwort auf...ach, lassen wir das: Yusuf Oksaz ist eine Legende, also hebt die Hände. Seit mehr als 20 Jahren ist das Nachtleben sein zweites Zuhause und die Ladida-Stuggi-Nights sein Metier. Mal vor, mal hinter der Bar, mal an der Tür und vor allem immer am Hin- und Herhustlen zwischen drei Locations. Denn dem 46-Jährigen gehören in Stuttgart drei Damen, die man kennt - das Dilayla, Romy S. und Mrs Jones. Warum die lovely Läden nach Ladies benannt wurden, ist für den Club-Chef und Bar-Boss ganz logisch: "Mädels nehmt's mir nicht übel, aber die Gastronomie ist eben genauso unberechenbar wie Frauen."

 

Als waschechtes Gastronomie-Kind war dem gebürtigen Stuttgarter mit türkischen Wurzeln der Weg wohl schon vorbestimmt. Sein Daddy hatte ein Hotel an der Tübinger Straße und Yusuf schrubbte ab und an Gläser auf einer Bierkiste, machte Betten und half, wo er konnte. Später schien ihm die Lehre im Graf-Zeppelin-Hotel zum Restaurant-Fachmann das einzig Logische und der Nebenjob im Oktave, dem heutigen Dilayla, das einzig Wahre. Auch im La Concha, Litfass und Musicland kellnerte er bzw. stand hinter der Bar und tauchte dabei immer tiefer in das nächtliche Treiben ein. Mit 26 Jahren übernahm er dann mit Kumpel Janni die Oktave, nannte sie Dilayla und machte sie mit Wohnzimmerutensilien zum gemütlichen Kellerloch. Eröffnet wurde an einem Freitag, den 13. - ein Glückstag, wie sich später noch herausstellen würde. 2010 wurde dann nochmal umgebaut, heute ist der Look straighter und die Einrichtung spartanischer. Hauptsache der Teppich ist da.

Ohne Teppich keine Tanze

Ja, mit Teppichen hat es der Mann mit den langen Zöpfen. "Die Liebe zu Orientteppichen liegt in der Natur des Türken, damit sind wir aufgewachsen. Der Teppich gibt einem ein wohlig, warmes Gemütlichkeitsgefühl und das mag ich", betont der Motorrad-Fan. Und wenn das Schmuckstück aus dem Orient mal nicht da ist, dann wird auch nicht getanzt - klingt unlogisch, ist aber so. Doch nicht nur im Dilayla, auch im Mrs Jones sieht man den Teppich neben viel Liebe zum Detail liegen. Yusuf kann halt nicht anders und auch Schwester Yasemin gefällt's. Und auch wenn Yusuf mit dem Mrs Jones gerade den zehnten Geburtstag feierte und das Romy S. sein persönliches Studio 54 war, bleibt das Dilayla seine erste Liebe, das Mutterschiff, wo auch mal Dirty Dancing - samt Hebefigur - nachgetanzt und Krücken, ganze Handtaschen und sogar Weihnachtseinkäufe vergessen werden. Was aber vor allem bleibt, sind die Geschichten.

Here we go, Yusuf erinnert sich:

Teppich-Luder

Apropos Teppich. Eines Abends wollten Gäste tatsächlich unseren Kultteppich aus dem Dilayla klauen. Im Vollsuff haben die Jungs den Teppich grob zusammengefaltet und dann versucht hier rauszutragen. Auf halber Strecke haben sie aber schlapp gemacht, weil sie ihn die Treppe nicht hochgebekommen haben. Der Türsteher hat nur geschaut und ich mir gedacht: "Was hat die da jetzt geritten. Hammer."

Herz über Kopf

Wir haben hier schon viele krasse Geschichten erlebt, aber eine ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Da saß mal ein Pärchen, das ich gut kannte, an der Bar, beide ziemlich alkoholisiert und voll am streiten. Das war ein Theater. Sie hat ihm immer wieder auf den Kopf gehauen, es wurde weiter diskutiert und dann bekam er wieder eine gescheuert. Bei zehn Gästen unter der Woche hat’s natürlich jeder mitbekommen. Das ging bestimmt eine halbe Stunde so. Ich stand hinter dem Tresen und dachte mir: "Scheiße, was machst du jetzt?" Dann, plötzlich, umarmen die Zwei sich, knutschten und waren wieder ein Herz und eine Seele. Ich habe den beiden dann einfach nur zwei Kurze hingestellt und gesagt: „Super, habt ihr gut gemacht.“ Die Leute im Laden haben geklatscht – unglaublich.

Katzenjammer

An einem anderen Abend, es war nichts los, saß ein Gast bei mir an der Bar und hat immer wieder ein dunkles Weizen bestellt. Und jedes Mal, wenn ich zu ihm hin bin, hat es ganz komisch nach Rauch, also verbanntem Holz, gerochen. Er hat die ganze Zeit auf ein Bild vor sich geschaut und immer wieder geflennt. Dann denkt man sich so: "Meine Fresse, was ist denn heute los? Du bist ganz neu, hast deinen Laden gerade erst aufgemacht, bist 26 Jahre alt und dann sowas." Und dann musste ich ihn einfach ansprechen und meinte: "Hey, was ist denn los?" Er schaute mich an und sagte: "Och ja, mein Haus ist eben abgebrannt und meine Katze ist in den Flammen gestorben." Krass, aber man konnte das total nachvollziehen, Bild von einer Katze, er roch nach Rauch. Krasse Nummer. Drei oder vier Monate später kam er dann mal wieder zu uns in den Laden. Ich habe ihn gleich erkannt und gefragt wie’s ihm geht. Er dann voll happy: "Super, die Versicherung hat alles gezahlt und ich habe mir jetzt einen alten Bauernhof und ein Pferd gekauft." Okaaaay, wieso auch nicht.

Kennerblick

Dann gibt’s da noch eine ganze lustige Türsteher-Geschichte. Wir haben ja eine ziemlich harte Türe, weil wir schon sehr aussortieren müssen. Irgendwann mal ist ein Türsteher ausgefallen und Janni und ich mussten Türe machen. Da hatten wir den Laden schon zwei/drei Jahre. Kommt also ein Typ zu uns her, wir weisen ihn ab und er fängt’s Diskutieren an. „Ich kenne den Janni und den Yusuf und wenn ich die jetzt anrufe, seid ihr zwei arbeitlos.“ Wir schauten uns an und meinten nur: „Okay, das machst du jetzt.“ Und er dann so: "Und ihr zwei seid doch neu hier, oder?“ Und ich so: „Ja, wir sind ganz neu, haben gestern erst hier angefangen.“ Wir haben später so gelacht.

Bummsvoll

Ganz krasse Geschichte – krasser Sex auf der Tanzfläche. Beide rattendicht, haben es hinten auf der Bassbox voll getrieben. Dann kamen mehrere Gäste zu mir her und riefen mir zu: „Hey, du musst da was machen, das geht gar nicht.“ Ich bin dann hin und habe gar nicht gewusst, wie ich reagieren soll. Und alle so: "Mach was, mach was." Und ich nur so: "Ja, was soll ich jetzt tun, sie auseinanderziehen?" Dann habe ich einen Türsteher geholt und dem Typen dann auf die Schulter geklopft. Es war ziemlich schwierig die beiden aus dem Laden zu bringen und er war richtig sauer, dass wir da reingefunkt haben. Aber der Laden war bummsvoll, die einen hat's gestört, anderen wär es wohl gar nicht aufgefallen. 

Kehrwoche(nende)

Früher hatten wir hier jedes Wochenende ein Mädel zu Gast, die den ganzen Abend im Dilayla verweilt und zu Feierabend immer drauf bestanden hat, dass sie den Laden kehren darf. Dann haben wir ihr den Besen in die Hand gedrückt und sie hat den Laden gekehrt. Sie muss wohl einen Putzfimmel gehabt haben oder so. Wochenlang hat sie jedes Wochenende den Laden gekehrt und man konnte sie davon nicht abbringen. Es war halt Feierabend, da war uns irgendwann auch die Diskussion zu blöd und wir haben sie machen lassen. Also hat sie schön ihre Häufchen zusammengekehrt und war happy. Nur die Putzfrau hat sich gewundert und uns gefragt, was wir da immer veranstalten. Das ist schon alles sehr lang her, das Mädel kommt jetzt nur noch sporadisch. Keine Ahnung, vielleicht hat sie einen anderen Laden gefunden, der ihr besser gefällt oder dreckiger ist - keine Ahnung.