Untersuchungen zeigen: Die Zahl der Feldhasen bleibt stabil. In der Rankbachstadt setzen sich Jagdpächter für bessere Bedingungen für die Tiere ein.

Renningen - Sie sind quirlig, kuschelig und nicht nur zu Ostern bei Kindern auf der Beliebtheitsskala ganz oben: die Hasen. Doch für Jäger, Wildforscher und alle anderen, die sich mit dem Leben in Wald und Flur beschäftigen, sind Feldhasen viel mehr als nur putzige Zeitgenossen. „Sie sind ein Indikator für die Intaktheit eines Lebensraums, für Biodiversität“, erklärt Rainer Pliefke, Jagdpächter in Renningen. Vereinfacht formuliert: Wo es viele Feldhasen gibt, ist die Welt noch so ein bisschen in Ordnung, es herrscht Vielfalt in der Natur.

 

In Renningen haben sich vergangenes Jahr Jagdpächter zu einer Hegegemeinschaft zusammengeschlossen, die sich für Strukturvielfalt in ihrer Heimat einsetzt und sich unter anderem auch an der Wildtiererfassung beteiligt. Ihr Einsatz zeigt bei den Hasen schon erste kleine Erfolge. Da die Entwicklung der Hasenpopulation aber von sehr vielen Einflüssen abhänge, könne man erst nach Jahren sagen, ob und wie sich die Lage auf Dauer verändert und verbessert habe, sagt Rainer Pliefke, der ebenfalls der Hegegemeinschaft angehört.

Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft

Grundsätzlich hat sich die Population der Feldhasen „auf einem niedrigen, aber stabilen Level“ eingependelt, berichtet Guido Dalüge von der Wildforschungsstelle in Aulendorf (Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg). Dort laufen die Ergebnisse der Zählungen von Feldhasen aus dem Umkreis zusammen. Deutschlandweit leben derzeit im Schnitt 11 Feldhasen auf 100 Hektar Feld und Wiese, in Baden-Württemberg 13. Aus dem Altkreis Leonberg gibt es Daten aus Renningen und Weil der Stadt. So wurden auf Weiler Gemarkung zuletzt im Durchschnitt 12 Tiere gezählt, in Renningen sogar 20. Das klingt spontan zwar nach einem immensen Unterschied, „aber an sich ist das kein allzu großer Ausreißer“, sagt Guido Dalüge. Beide Kommunen lägen mit ihren Werten im guten Durchschnitt. Für Rainer Pliefke ist das Ergebnis trotzdem eine erste Bestätigung des Engagements der Hegegemeinschaft und der guten Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft. Landwirte sind dazu verpflichtet, eine bestimmte Zahl ihrer Felder nicht zu bestellen, sondern als sogenannte Greening-Flächen zu begrünen, gerade zugunsten der Tierwelt. Doch der Effekt ist deutlich größer, wenn die Flächen richtig bepflanzt werden und dann lange stehen bleiben. Nach Gesprächen mit der Hegegemeinschaft haben sich Landwirte bereit erklärt, geeignete Grünflächen – also abgelegene oder solche nahe des Waldes – nicht abzumähen und eine spezielle Pflanzenmischung mit vielen Kräutern zu sähen, die gerade bei Hasen beliebt ist. Im Idealfall sollten die Wiesen dann über mehrere Jahre so erhalten bleiben. „Wir sind sehr froh über die gute Kooperation mit den Landwirten“, sagt Rainer Pliefke.

30 Hasen auf 150 Hektar

Die Zahlen aus Renningen seien vorher schon nicht schlecht gewesen, aber die zuletzt 30 Hasen auf 150 Hektar bei der Herbstzählung seien wirklich erfreulich. Ob es einen dauerhaften Erfolg gibt, wird sich aber erst über die Jahre zeigen. „Wettereinbrüche wie jetzt im März sind für Hasen sehr problematisch“, erklärt Pliefke. Auch die Zahl der Raubtiere, speziell Fuchs und Rabenvögel, wirkt sich auf die Zahl der Hasen aus, weshalb diese Tiere entsprechend bejagt werden. In der Folge kann die Population der Hasen von Saison zu Saison stark schwanken.

Aber wie zählt man eigentlich die scheuen Tiere? Das ist von der Wildforschungsstelle genau vorgegeben. Schließlich sollen alle Zählungen nach dem gleichen Muster erfolgen, damit die Ergebnisse vergleichbar sind. Zweimal pro Saison, also im Frühling und im Herbst, fahren die Freiwilligen – im Fall von Renningen drei Vertreter der Hegegemeinschaft – eine vorgegebene Strecke mit dem Auto in Schrittgeschwindigkeit ab. „Immer zwischen 21 und 23.30 Uhr, dann ist die Hauptaktivitätsphase der Hasen“, erklärt Rainer Pliefke. Mit einem standardisierten Scheinwerfer leuchten sie das Feld ab und zählen die gesichteten Hasen im Lichtkegel. Die Daten werden an die Wildforschungsstelle weitergegeben, wo sie ausgewertet werden. Übrigens: Der Südwesten von Deutschland ist nicht Spitzenreiter bei den Hasenzahlen. Die meisten Mümmelmänner leben im nordwestdeutschen Tiefland (17 pro 100 Hektar).