Nadine Pfaffeneder ist die neue Hauptamtsleiterin und zuständig für die Organisation im Rathaus.

Weissach - Wer in die Amtsstuben in den Rathäusern schaut, entdeckt dort möglicherweise zwei Spezies der Administratoren des kommunalen Gemeinwesens. Die einen, die Jahrzehnte an Verwaltungserfahrung gesammelt haben, die routiniert die Dinge überblicken, und die von Rechenschieber und Schreibmaschine erzählen können. Und dann sind da die Jüngeren, die oftmals frisch von der Verwaltungshochschule kommen.

 

Nadine Pfaffeneder gehört eindeutig zu den Jüngeren. Seit rund zwei Monaten ist die 27-Jährige die Hauptamtsleiterin von Weissach. Zweckmäßig eingerichtet ist ihr Büro, zwei Tische, ein Computer, und sie hat stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen. „Fast alles ist noch neu“, berichtet sie von ihren ersten Arbeitstagen. „Ich muss jetzt erst ein Gefühl für die Arbeit bekommen und dann schauen, wo ich Schwerpunkte setze.“

Alles, was nicht mit Geld oder Bauen zu tun hat

Der Laie mag wenige Vorstellungen haben, was eine Hauptamtsleiterin den ganzen Tag so tut. Von Gemeinde zu Gemeinde unterscheidet sich der Zuschnitt auch, in Weissach sammelt sich hier alles an, was nicht mit Geld oder Bauen zu tun hat. Also zum Beispiel die Personalbearbeitung, das Ordnungswesen, die Kindergärten und Jugendarbeit, die Kultur und das Bürgerbüro .

Neu sind die Themen aber nicht nur deshalb, weil Nadine Pfaffeneder neu in Weissach ist, sondern mit der neuen Stelle auch ihr Arbeitsgebiet gewechselt hat. Vier Jahre lang war sie Kämmerin in Knittlingen, einer Stadt im Enzkreis, die etwa gleich groß wie Weissach ist. Dort hatte sie einen Beamten abgelöst, der eher zu der Urgestein-Kategorie eines Verwaltungsmannes gehört. 42 Jahre war dieser in der Gemeinde, nach dem Studium ging er nach Knittlingen und blieb dort bis zum Ruhestand, lebt in Knittlingen, kennt jeden und ist tief verwurzelt.

Da werden dann die Unterschiede der Generationen sichtbar. Nadine Pfaffeneder hat nie angestrebt, ein solches Urgestein zu werden. Sie pendelt zur ihrer Arbeit, trennt Beruf und Privates. „Mir hilft das, die nötige Objektivität in meiner Arbeit zu bewahren“, sagt sie.

Und in 20 Minuten mit dem Auto ist sie daheim, sowohl von Knittlingen aus, als auch von Weissach. Pfaffeneder kommt aus Sersheim (Kreis Ludwigsburg), ist dort aufgewachsen und immer noch glücklich. Sonntags macht sie sich daher auch nicht zu einem Stammtisch in Weissach auf, sondern zum Fußballplatz. Beim SV Horrheim spielt sie in der ersten Mannschaft, zurzeit in der Regionenliga, Position rechts außen. „Das ist schon ein guter Ausgleich“, sagt sie.

Nebenbei ist sie Fußballerin

Geografisch hat sie sich immer weiter weggearbeitet, sagt sie und schmunzelt. Erst Realschule im Nachbarort, dann Berufsschule und Abitur in Bietigheim, dann das Verwaltungsstudium in Ludwigsburg. „Eigentlich wollte ich zur Polizei“, erzählt sie, „aber dafür bin ich mit 1,59 Meter einen Zentimeter zu klein.“ Mit dem Bachelor in Public Management blieb sie aber im Bereich des Beamtentums. „Mir ist es wichtig, einen gewissen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen“, erklärt sie, „nicht nur für irgendein Produkt zu arbeiten.“ Zwei weitere Argumente nennt sie für die Verwaltungslaufbahn: Man könne in kleineren Einheiten arbeiten und früh Führungsverantwortung wahrnehmen.

Das hat sie. Mit 23 war Pfaffeneder die Finanzchefin in Knittlingen, und jetzt mit 27 ist sie die Nachfolgerin von Achim Laidig (29), der nach Rudersberg gewechselt ist. Zusammen mit dem Bürgermeister Daniel Töpfer, der Kämmerin Karin Richter und der Ortsbaumeisterin Verena Breitling bildet sie das Führungsteam im Rathaus – ein eher junges Team. „Dass hier so ein junger Bürgermeister arbeitet, war schon einer der Hauptgründe, warum ich mich in Weissach beworben habe“, sagt sie.

Denn die Unterschiede der Generationen machen sich auch an der Auffassung von Führung bemerkbar. „Es geht darum, Rahmenbedingungen zu definieren“, ist sie überzeugt. Und den Mitarbeitern selbst Gestaltungsspielraum einräumen, wie sie die Aufgaben und Probleme lösen.

Aufgaben gibt es indes genug für die neue Hauptamtsleiterin. Sie nennt zum Beispiel das Stichwort Digitalisierung. Den Sitzungsdienst des Gemeinderats will Nadine Pfaffeneder ins Internet verlagern, außerdem prüft sie gerade, welche Dienste für die Bürger online angeboten werden können. Und dann ist da, wie in allen anderen Gemeinden auch, das Thema Fachkräftegewinnung. Aufgestellt ist Weissach zwar gut, sagt sie, aber: „Wir müssen uns überlegen, wie wir das Personal hier halten, vor allem in den Kindergärten und Krippen.“

Und wenn sie das so erzählt, weiß sie natürlich, dass die Strukturen heute deshalb so sind, weil ihr Vorgänger zusammen mit dem Bürgermeister in den vergangenen vier Jahren mit viel Misswirtschaft in der Gemeindeverwaltung aufgeräumt und Strukturen aufgebaut hat. „In meinen Bereich sind die Probleme großteils erledigt“, sagt sie. „Für mich sind das daher eher Erzählungen von früher.“ Und Erzählungen, das klingt auch irgendwie nach älterer Generation.