Das Haus der Katholischen Kirche eröffnet nach einer Umbauphase mit sanften Veränderungen. „Wir wollen keine Brüche“, betont einer der Geschäftsführer.

Stuttgart - In Deutschland hat alles seine Ordnung. Ohne Eintrag ins Handelsregister geht kein Buch über die Ladentheke, kein Kaffee über den Tresen. Und weil die zuständige Behörde in aller Gründlichkeit nach einer angeblichen Notar-Panne gearbeitet hat, eröffnete das Haus der katholischen Kirche nach der siebenwöchigen Umbauphase am Montag mit zehn Tagen Verspätung. „Eine Formalie“, sagt Ulrich Peters, der Geschäftsführer vom Schwabenverlag und verdreht die Augen.

 

Doch der Fauxpas nimmt Peters, der zusammen mit den Gesellschaftern des Kronen-Hotels und dem Caritasverband das Bücher-Kunst-Cafés „Atrium 7“ betreibt, nichts von seiner Zuversicht. Der Kaufmann ist guter Hoffnung, den Spagat zwischen wirtschaftlichen und christlichen Interessen in diesem Haus zu meistern. „Wir wollen genau das bieten“, sagt Ulrich Peters. „Wir wollen eine attraktive Buchhandlung und ein besonderer Ort der Begegnung sein. Es soll das eine ins andere greifen.“

Lebendige Atmosphäre

Bereits am Eröffnungstag ist die Atmosphäre wie von Stadtdekan Christian Hermes gewünscht: lebendig, kommunikativ, aber auch besinnlich. Und vielleicht noch ein bisschen schöner als zuvor. Die Nachmittagssonne taucht die Natursteinwand des angrenzenden Eber-hardsdom in goldenes Licht, Akkordeonklänge machen das Haus in diesen Stunden zu einem Sehnsuchtsort. Astor Piazzollas Komposition „Oblivion“ treffen den Menschen ins Herz. Auch Bernhard Kees, der zweite Vorsitzender des Stadtdekanatsrates, geht nach seiner ersten Inspektion das Herz auf: „Der Raum ist offener geworden. Und damit kommt diese Einladung, die wir aussprechen wollen, sehr gut zur Wirkung.“

Stadtdekan Christian Hermes ergänzt: „Das Haus der katholischen Kirche mitten auf der Königstraße ist das Schaufenster der katholischen Kirche in Stuttgart. Dort kommen viele Menschen mit Kirche in Berührung, die seit Jahren in keinem Gottesdienst und keiner Kirche waren.“

Bernhard Kees ist genau aus diesem Grund auch froh, dass der Eichentisch, „der für viele in ihrer Alltagshektik ein ruhender Pol ist“, immer noch an seinem alten Platz steht. Ursprünglich sollte das „Symbol und Markenzeichen des Hauses“ (Peters) in Folge der Neugestaltung auf die Galerie verbannt werden. Dann habe man sich jedoch besonnen. Nun gilt der Eichentisch laut Peters „als ein Ausweis der Kontinuität“. „Wir wollen keine Brüche“, betont er.

Noch in der Testphase

Für manche Menschen ist jedoch jede Veränderung – alles Neue – ein Bruch. Und so empfinden ein paar Besucher es als störend, dass sie vor dem Genuss ihrer Tasse Kaffee und eines Stücks Kuchen nun erst einen Bon erwerben müssen. Grundsätzlich ist die Teamleiterin der Buchhandlung jedoch mit den ausgewogenen Rückmeldungen der Besucher zufrieden. „Es ist wie immer Leben“, sagt sie. „Die einen sind ganz begeistert, die anderen üben Kritik, weil es nicht mehr so ist wie früher.“

Dabei halten sich die Neuerungen tatsächlich in überschaubaren Grenzen. Die Ausgabe des Hochland-Kaffees ist am selben Ort, das Warenangebot hat sich vergrößert und wird offener dargeboten. Nur die Mehrzahl der Tische und Stühle sind jetzt in den hinteren Raum hin zum Eichentisch verlegt. Aber nichts sei in Stein gemeißelt, sagt Ulrich Peters: „Zum Glück ist ja alles beweglich. Was wir derzeit erleben, ist eine Testphase, nicht der Endzustand.“ Man wolle sich kontinuierlich weiterentwickeln sowie auf die Resonanz der Gäste und Kunden achten.

Ein Beispiel ist das Sortiment der Klosterprodukte. Obwohl das „Atrium 7“ in diesem Bereich ein Alleinstellungsmerkmal hat, führt man nur 15 Produkte – zum Beispiel ein Honig für 7,20 Euro aus dem Kloster Untermarchtal oder eine Lavendel-Creme aus Beuron (45 ml/9,95 Euro). „Auch hier gilt, dass wir den Warenumschlag abwarten und das Sortiment je nach Bedarf erweitern und verändern“, erklärt Peters.

Man könnte auch sagen: Es ist ein ewiges Werden – oder: im Haus der katholischen Kirche ist alles im Fluss.