Die Hauswirtschaftliche Schule Stuttgart-Ost stellt bei einem Informationstag ihre verschiedenen Vollzeitangebote vor. Die Nachfrage ist in diesem Jahr aber gering.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Ost - Haupt- oder Realschulabschluss oder vielleicht doch lieber gleich die Fachhochschulreife und noch ein Studium? Beim Informationstag der Hauswirtschaftlichen Schule Ost (HWS) hatten interessierte Schüler und ihre Eltern die Qual der Wahl. An großen Pinnwänden haben die Lehrerinnen Informationsmaterial zu den sechs verschiedenen Schularten aufgehängt. Doch eine Sache macht es ihnen leicht: Alle Schularten haben den gleichen Schwerpunkt: Soziales, Hauswirtschaft und Pflege. Bis zum ersten März müssen die Schüler eine Entscheidung fällen. An diesem Tag ist Bewerbungsschluss für das nächste Schuljahr.

 

Rund 950 Schüler besuchen die Schule am Stöckachplatz und die beiden Außenstellen in Vaihingen und Zuffenhausen, so wie Merve Ergun. Die Siebzehnjährige hat nach ihrem Realschulabschluss dort direkt mit dem Berufskolleg weitergemacht. „Mir gefällt es super hier“, sagt die Schülerin. Vor allem die Konzentration der Schule auf Soziales und Pflege sei ideal für sie, denn später möchte sie gerne Pädagogik studieren. „Die Ausbildung ist für mich eine gute Möglichkeit, meine Noten zu verbessern“, sagt Merve. Die Hauswirtschaftliche Schule Stuttgart Ost, seit 1975 im Stuttgarter Osten, fokussiert sich nicht nur auf die Bereiche Pflege und Soziales: Zusätzlich bietet sie eine Berufsschule für Ausbildungsberufe in der Gastronomie. Doch nicht mehr lange: Ab 2013 wird die Schule geteilt. Der Pflegebereich geht an die neue Schule am Pragfriedhof, die derzeit gebaut wird. „Unser Kollegium wird dabei aufgeteilt“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ulrike Gebauer. Die Hedwig-Dohm-Schule übernimmt den hauswirtschaftlichen, die Hoppenlau-Schule die dualen Ausbildungen im Gastronomiebereich.

20 Jugendliche beim Informationstag

Im Bereich der Vollzeitschule bietet die HWS ihren Schülern mehrere Möglichkeiten an: Zunächst können die Jugendlichen nach dem Hauptschulabschluss ein Berufseinstiegsjahr einlegen. In der zweijährigen Berufsfachschule für Gesundheit und Pflege können Jugendliche schließlich die Mittlere Reife machen und gleichzeitig Einblicke in pflegerische und medizinische Berufe gewinnen.

Rund zwanzig Jugendliche sind der Einladung zum Informationstag gefolgt, um sich über diesen Schulabschluss zu informieren. Sogar eine Handvoll Jungs sind dabei. „Das ist eigentlich eher selten, dass sich männliche Jugendliche hierher verirren“, erzählt die Lehrerin Monika Rathgeb, die speziell die zweijährige Berufsfachschule betreut und für die Öffentlichkeitsarbeit der Schule zuständig ist. „Viele wollen aber einfach nur die Mittlere Reife haben“, weiß die Lehrerin aus Erfahrung. Obwohl laut Monika Rathgeb die zwei Jahre eigentlich eine ideale Voraussetzung für einen Pflegeberuf sind: „Unsere Schüler werden sehr gerne in Arztpraxen und in der Altenhilfe genommen.“

Das Berufskolleg ist schwer

Wer danach noch nicht lange genug die Schulbank gedrückt hat, kann sich für das einjährige duale Berufskolleg mit der Fachrichtung Soziales bewerben. Hier leisten die Schüler an drei Tagen in der Woche ein Praktikum in sozialen Einrichtungen. Im Anschluss setzen viele das einjährige Berufskolleg drauf, um die Fachhochschulreife zu erlangen. „Eine gute Möglichkeit, um ohne Abitur studieren zu können“, sagt die Klassenlehrer Jakob Ratz. Doch einfach ist dies nicht: „Viele scheitern an dem Abschluss und werfen das Handtuch“, so Ratz. Das neunmonatige Berufskolleg sei scheinbar für viele Schüler zu schwer. Die Nachfrage an Schulplätzen ist in diesem Jahr bisher nicht groß. Auch auf dem Informationstag ist dies zu spüren.

Nur wenige Interessierte haben den Weg in die Hackstraße gefunden. „Es wird sicherlich nicht nur an der eisigen Kälte liegt“, vermutet Rathgeb. „Seit diesem Jahr gibt es ja die Werkrealschule für alle. Die meisten Hauptschüler werden wohl direkt an ihrer Schule bleiben und müssen sich nicht über eine andere Schule informieren.“ Früher seien dies Schüler gewesen, die an der Hauswirtschaftlichen Schule ein Übergangsjahr eingelegt oder die zweijährige Berufsfachschule absolvierten. Durch die von der Landesregierung geplante Umstrukturierung – Hauptschulen sollen zu Werkrealschulen werden – ist ein Schulwechsel mehr sinnvoll.