Die manuelle Lymphdrainage ist den meisten bekannt. Aber was ist bitteschön die Maderotherapie? Was vermögen beide Massagetechniken und wo liegen deren Grenzen? Wir haben die Antworten.

Die Physiotherapeutin streicht über die Hand, fährt den Arm entlang, kreist über den Ellenbogen, ganz sanft. Mit ihren Handgriffen will sie gestaute Flüssigkeit aus dem Gewebe lösen. Geht das wirklich? Wissenschaftliche Studien liefern über die manuelle Lymphdrainage uneinheitliche Ergebnisse. Als Teil eines umfassenden Therapiekonzeptes kommt sie dennoch häufig zum Einsatz.

 

Eher noch weniger weit verbreitet ist die Maderotherapie. Die Ganzkörper-Massagetechnik soll das Bindegewebe stärken und sogar gegen Cellulite helfen.

Wir stellen beide Methoden vor und beantworten die wichtigsten Fragen.

Inhaltsverzeichnis:

Manuelle Lymphdrainage – was ist das?

Die Lymphdrainage ist eine spezielle Art der medizinischen Massage. Dabei wird der Transport der Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen durch sanfte Grifftechniken angeregt.

Sie ist ein Baustein der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) zur Behandlung von Lymph- und Lipödem-Patienten. Sie wird auch nach schweren orthopädischen Verletzungen oder Operationen angewendet, um Symptome wie Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.

Beine und Arme: Häufigste Anwendungsgebiete der Lymphdrainage

In erster Linie bewirkt die manuelle Lymphdrainage die Entstauung des Gewebes und die Beschleunigung des Lymphflusses. Am häufigsten betroffen sind Arme oder Beine. Allerdings können auch der Rumpf, der Hals-Kopfbereich oder der Genitalbereich von einem Lymphödem betroffen sein.

Die manuelle Lymphdrainage hat weitere positive Effekte: Durch die gleichmäßigen und sanften Bewegungen empfinden Patienten die Behandlung häufig als wohltuend und entspannend.

Wie funktioniert die manuelle Lymphdrainage?

Mit der MLD macht der Therapeut die Abflusswege systematisch frei. Er behandelt grundsätzlich mehrere Körperregionen, um verschiedene Bereiche des Lymphsystems zu aktivieren. Dabei beginnt er in der Regel am Hals. Anschließend behandelt er den Rumpf und danach das betroffene Bein beziehungsweise den Arm.

Mit speziellen Grifftechniken entsprechend der jeweiligen Körperregion regt der Therapeut die Aufnahme von gestauter Flüssigkeit aus dem Gewebe in das Lymphgefäßsystem an. Die typischen Grifftechniken sind: Kreisen, Pumpen, Drehen, Schöpfen.

Was bewirkt die Lymphdrainage?

Die manuelle Lymphdrainage regt den Lymphabfluss an. Über den Blutkreislauf gelangen Flüssigkeit und Nährstoffe ins Gewebe. Der Hauptteil wird wieder ins Blut abtransportiert, ein Teil verbleibt im Gewebe und sammelt sich zwischen den Zellen an. Diese Lymphflüssigkeit wird über Lymphbahnen wieder dem Blutkreislauf zugeführt.

Das Lymphgefäßsystem ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem im Körper und spielt auch im Immunsystem eine wichtige Rolle. Wird der Lymphabfluss behindert, kann sich die Flüssigkeit im Gewebe stauen, was zu Schwellungen unter der Haut führt. Da die oberflächlichen Lymphbahnen nahe unter der Haut verlaufen, können rhythmische, kreisende und pumpende Bewegungen den Abfluss anregen.

Was ist der Unterschied zu einer Massage?

Ziel der klassischen Massage ist es in der Regel, Muskelverspannungen zu lösen, die Durchblutung zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Im Unterschied dazu wird bei der Lymphdrainage nicht „geknetet“. Mit den speziellen Grifftechniken der MLD regt der Therapeut den Lymphfluss an, in dem er Dehnungsreize auf die Haut und das Gewebe ausübt. Die manuelle Lymphdrainage soll im Gegensatz zur Massage nicht durchblutungsfördernd wirken.

Wie oft und wie lange wird die manuelle Lymphdrainage durchgeführt?

Der Arzt bestimmt die Behandlungsdauer in Abhängigkeit zur Schwere der Erkrankung. Eine MLD variiert zwischen 30, 45 und 60 Minuten.

Die Häufigkeit der MLD hängt von der Therapiephase ab. Während der Entstauungsphase wird sie in der Regel täglich durchgeführt. In der Erhaltungsphase ist die Häufigkeit abhängig vom Befund – meist ein- bis zweimal in der Woche.

Wann ist eine Lymphdrainage sinnvoll und wann nicht?

Die Lymphdrainage kann immer dann helfen, wenn sich Lymphflüssigkeit im Gewebe staut und dadurch zum Beispiel ein Bein oder Arm anschwillt. Der Lymphabfluss kann nach einer Operation behindert sein, wenn der Hautschnitt die Lymphbahnen durchtrennt.

Auch Menschen, die ein Lipolymphödem haben, profitieren oft von den sanften Handgriffen. Die meist angeborene Krankheit geht mit vermehrten Fetteinlagerungen in den Beinen einher, wodurch sich auch Lymphe staut.

Neben diesen Einsatzgebieten kommt die Lymphdrainage unter anderem nach Sportverletzungen und bei einer Venenschwäche infrage.

Wer akut eine Thrombose hat, eine Infektion durchmacht oder an einer ausgeprägten Herzschwäche leidet, darf keine Lymphdrainage bekommen.

Generell gilt: Ob die Therapie im Einzelfall geeignet erscheint, oder ob etwas gegen die Behandlung spricht, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Wer darf eine Lymphdrainage vornehmen? Kann man sie selbst machen?

Normalerweise führt die Lymphdrainage ein Physiotherapeut oder Masseurin durch. Beide müssen dafür eine spezielle Weiterbildung absolvieren. Auch manche Ärzte und Ärztinnen, zum Beispiel sogenannte Phlebologen, können Hand anlegen.

Manchmal gibt der Therapeut Tipps für zu Hause oder zeigt den Patienten einfache Handgriffe, mit denen diese selbst den Lymphabfluss anregen können.

Ohne vorherige Anleitung sollte man aber die Finger von der Eigenbehandlung lassen, da man betroffene Partien eventuell zu intensiv bearbeitet.

Was kostet die manuelle Lymphdrainage und welcher Arzt verschreibt sie?

Der Arzt, beispielsweise ein Hausarzt, Lymphologe oder Hautarzt, kann aufgrund medizinischer Notwendigkeit ein Rezept für manuelle Lymphdrainage als sogenanntes Heilmittel ausstellen. Die Kosten für die Therapie trägt die Krankenkasse. Der Patient muss lediglich die gesetzliche Zuzahlung leisten. Diese beträgt zehn Prozent der Heilmittelkosten sowie zehn Euro je Verordnung.

Lymphdrainage: Immer Teil einer Therapie

Die Lymphdrainage ist immer nur ein Baustein der Therapie. Denn in Kombination mit anderen Methoden lassen sich bessere Ergebnisse erzielen. So läuft die manuelle Lymphdrainage meistens ergänzend zu Krankengymnastik und Kompressionstherapie ab.

Kompression unterstützt die Lymphdrainage

Um das Therapieergebnis der manuellen Lymphdrainage – die Ödemreduktion – zu erhalten, muss das Bein oder der Arm anschließend mit medizinischer Kompressionstherapie versorgt werden. Kompressionsstrümpfe zu tragen, wäre zum Beispiel eine Möglichkeit.

Kann Bewegung die Lymphdrainage unterstützen?

Kompression und Bewegung regen den Lymphfluss effektiv an. Toll ist es, mit dem Therapeuten zusammen ein individuelles Übungsprogramm zusammenzustellen. Spaziergänge, Nordic Walking, Radfahren oder moderates Krafttraining können dabei helfen, die Therapie zu unterstützen.

Was versteht man unter der Maderotherapie?

Die Maderotherapie ist heute vor allem im Bereich der Cellulite-Behandlung bekannt. Ursprünglich stammt sie aber aus Südamerika. Hier wurde sie nach der dafür eingesetzten charakteristischen Holzwalze benannt. „Madero“ bedeutet auf Spanisch „Holz“.

Bei der traditionellen Ganzkörper-Massage wird mit einer mit Noppen besetzten Holzwalze über die Haut gerollt. Dabei werden alle Bereiche kraftvoll bearbeitet, sodass die Haut stimuliert und die Durchblutung angeregt wird. Die Massage wirkt dabei wie eine Lymphdrainage – Giftstoffe werden gezielt aus dem Körper befördert.

Früher war diese Form der Massage eine Heilmethode und Entspannungstechnik. Heute nutzt man sie vor allem, um das Bindegewebe zu stärken und das allgemeine Hautbild zu verbessern.

Welche Vorteile hat die Maderotherapie?

1. Cellulite wird gemildert

Bei der Behandlung wird großer Druck auf tiefliegendes Gewebe ausgeübt. Ähnlich wie bei Cellulite-Massagegeräten wird auch hier das Bindegewebe stimuliert und gestärkt. Die Dellen, die durch das Fettgewebe zwischen den Bindegewebssträngen verursacht werden, können auf diese Weise äußerlich gemildert werden. Bei regelmäßiger Anwendung kann sich das Hautbild sichtbar verbessern.

2. Wassereinlagerungen und Schwellungen gehen zurück

Durch die druckvolle Massage werden Wassereinlagerungen gelöst, Schwellungen gelindert und Konturen geschaffen. Die im Gewebe angestaute Flüssigkeit wird in Bewegung gebracht, ebenso wie ein möglicherweise gestörter Lymphfluss. Auf diese Weise werden auch wieder Konturen der Muskeln sichtbar.

Schöner Nebeneffekt: Wenn man Wasser verliert, wird sich das auch als Gewichtsverlust auf der Waage bemerkbar machen. Die Cellulite-Massage kann also auch beim Abnehmen helfen.

3. Fettabbau wird angekurbelt

Auch der Fettabbau und Stoffwechsel kann durch die Behandlung unterstützt und angekurbelt werden. So kann man gezielter kleinen Fettpölsterchen an Oberschenkeln, Po oder Bauch den Kampf ansagen.

4. Entzündungen werden gelindert

Zusätzlich werden auch das Lymphsystem und der Stoffwechsel aktiviert, sodass Giftstoffe, die Entzündungen begünstigen, schneller abtransportiert und abgebaut werden. Der Detox-Effekt entschlackt das Gewebe, stärkt das Immunsystem und führt zu mehr Wohlbefinden.

5. Haut wird gestrafft

Bei regelmäßiger Anwendung und Therapie wird durch die Stimulierung der Hautzellen auch die Kollagen- und Elastinproduktion angeregt. Das wiederum führt zu einer strafferen und glatteren Haut und unterstützt zusätzlich die Verbesserung des Hautbildes.

6. Dient der Entspannung

Die Massage trägt zur mentalen und körperlichen Entspannung bei. Die Muskeln relaxen, der Geist schweift ab. Dies war auch der ursprüngliche Gedanke hinter der Therapie.

Wo kann man die Madero-Massage anwenden?

Die Therapie kann am ganzen Körper angewendet werden – für kleine Bereiche braucht man entsprechend kleinere Holz-Tools.

Hilft die Maderotherapie gegen Cellulite?

Unstrittig ist, dass sich Massagen gut aufs Bindegewebe auswirken. Bei korrekter und regelmäßiger Anwendung, etwa dreimal in der Woche, und einem gesunden Lebensstil mit Sport und guter Ernährung kann die Maderotherapie eine wunderbare Ergänzung der Beauty-Routine sein und das Hautbild samt Cellulite verbessern. Sie gehört mit zu den effektivsten Massagen zur Stärkung des Bindegewebes.

Fazit: Die Lymphdrainage sollte am besten eingebunden in eine Therapie erfolgen und von medizinischem Fachpersonal ausgeführt werden.

Bei der Maderotherapie darf ruhig auch selbst Hand angelegt werden – mit zuvor angelesenem Wissen und dem dazugehörigen Equipment aus dem Fachhandel.