Nur Heimsheim und Tiefenbronn werden an den Stuttgarter Verkehrsverbund VVS angeschlossen, für die restlichen Altkreisgemeinden gilt ein Kombiticket. In Friolzheim, Mönsheim und Wimsheim regt sich Widerstand dagegen.

Heimsheim - Schon lange fordern die Kommunalpolitiker aus dem Heckengäu eine Lösung für das Tarifproblem an der Kreisgrenze. Täglich sind mehrere hundert Pendler mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom Heckengäu in den Landkreis Böblingen unterwegs. Für dieses Gebiet sind allerdings zwei Verkehrsverbünde zuständig, und bislang gibt es keinen übergreifenden Fahrschein. Nun ist zumindest teilweise eine Lösung in Sicht.

 

Die Gemeinde Heimsheim und der Tiefenbronner Ortsteil Lehningen sollen vom 1. August an in den Tarif des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) eingebunden werden. Für die übrigen Altkreisgemeinden soll es lediglich ein Kombiticket geben. Friolzheim, Wimsheim und Mönsheim fühlen sich ausgegrenzt. Sie fordern eine Gleichbehandlung. „Seit 20 Jahren bemühen sich die Bürgermeister im Heckengäu um einen Verbund zwischen VVS und VPE im öffentlichen Nahverkehr“, erklärt der Friolzheimer Schultes Michael Seiß.

Dass jetzt mit Heimsheim nur eine Stadt aus dem Altkreis in den VVS-Tarif eingebunden werden soll, kann er nicht nachvollziehen. Schließlich ziehe es auch vierzig Jahre nach Auflösung des Landkreises Leonberg sehr viele Menschen aus dem Heckengäu in die Region Stuttgart. So pendelten täglich mehrere hundert Menschen in den benachbarten Kreis Böblingen.

Es seien vor allem Berufstätige und Schüler, die die Gymnasien in Rutesheim, Leonberg oder Weil der Stadt besuchten. „Und die Zahl der Pendler nimmt immer weiter zu“, weiß Seiß. Deswegen fordern er und seine Bürgermeisterkollegen aus Mönsheim und Wimsheim einen Übergangstarif in die Region Stuttgart.

Bislang endet der Stuttgarter VVS-Tarif an der Grenze zum Enzkreis, wo der Tarif des Verkehrsverbundes Pforzheim-Enzkreis (VPE) gilt. Zwischen Heimsheim und Perouse klafft jedoch eine „Tariflücke“, weder der VPE noch der VVS sind in diesem Bereich zuständig. „Die Fahrgäste müssen für diese Strecke den Haustarif des zuständigen Busunternehmens zahlen, der nicht subventioniert wird und teurer als die Verbundfahrscheine ist“, erklärt der Geschäftsführer des VPE, Axel Hofsäß.

Das Gleiche gelte auch vom Tiefenbronner Ortsteil Lehningen aus hin zum Weiler Teilort Hausen. „Das sind die letzten Tariflücken, da mussten wir dringend ran“, sagt Hofsäß weiter. Daher sollen die Fahrgäste künftig schon ab Heimsheim und Lehningen mit dem VVS-Ticket fahren.

Und was ist mit den Pendlern, die bereits in Wimsheim, Mönsheim oder Friolzheim starten? Diese könnten Hofsäß zufolge von Herbst an mit einem so genannten „Übergangsticket“ in den Landkreis Böblingen fahren. „Sie bekommen eine vergünstigte Monatskarte vom VPE und ein Ticket vom VVS“, erklärt Hofsäß. Einen finanziellen Nachteil hätten die Fahrgäste durch dieses Kombiticket nicht. Es sei nicht teurer, als wenn die drei Gemeinden in den VVS-Tarif eingegliedert würden. Stattdessen hätten die Fahrgäste aus Friolzheim, Wimsheim und Heimsheim sogar noch einen Vorteil: Die VPE-Übergangsmonatskarte gelte von 9 Uhr als Netzkarte. „Damit können die sie im gesamten VPE-Gebiet fahren“, erklärt der VPE-Geschäftsführer die Regel.

In Friolzheim sieht man das anders. Dass die Fahrgäste mit dem Übergangsticket bis nach Karlsruhe fahren könnten, sei kein Argument gegen eine Anbindung der drei Heckengäugemeinden an den VVS-Tarif, sagt der Bürgermeister Michael Seiß. „Die Zahlen belegen eindeutig, dass es die Menschen in die andere Richtung zieht“, sagt der Friolzheimer Schultes.

Für ihn ist das eigentliche Problem damit noch nicht vom Tisch. Er bemängelt die Informationspolitik seitens des VPE und der Enzkreisverwaltung. Im Oktober 2012 hatte der Böblinger Kreistag in einer öffentlichen Sitzung beschlossen, dass der Kreis eine finanzielle Starthilfe für einen VVS-Übergangstarif ins Heckengäu gewähre, und dass es gemeinsame Tarifpunkte in Heimsheim und Lehningen gebe solle. „Wir sind darüber nicht informiert worden“, schimpft Michael Seiß, „ich habe davon aus der Zeitung erfahren.“

In mehreren Schreiben an den Enzkreis-Landrat Karl Röckinger und den VPE forderte er die Gleichbehandlung aller Heckengäu-Gemeinden und mehr Informationen. Die Heimsheimer Kreisrätin Christa Pfisterer, auch Mitglied im Aufsichtsrat des VPE, ist ebenfalls mehr als erstaunt ob der mangelnden Information.

In der Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses des Enzkreises Anfang Dezember habe der Landrat auf hohe Kosten verwiesen und der VPE habe erklärt, dass die Vorgänge noch nicht abgeschlossen seien. „Mich wundert, warum der Landkreis Böblingen in einer öffentlichen Kreisratssitzung darüber beschließen kann“, erklärt Pfisterer, „und beim VPE und beim Enzkreis wird so getan, als ob das alles noch nicht spruchreif sei.“

Es scheint noch viel Klärungsbedarf zu geben. Michael Seiß fordert in einem ersten Schritt ausführliche Informationen zum Übergangsticket und eine Erklärung, warum Friolzheim, Wimsheim und Mönsheim nicht in den VVS eingegliedert werden sollen. Des weiteren wünscht er, dass die Gemeinden mit in die Verhandlungen einbezogen werden.

Man müsse gemeinsam klären, was gehe und was nicht. Nur so könne es eine gerechte Lösung geben. „Wir möchten nicht etwas vorgesetzt bekommen, was im Hinterzimmer entschieden wurde“, sagt Seiß. Ende November hatte er den VPE in einem Schreiben gebeten, eine Gesamtlösung für alle Heckengäugemeinden zu finden. Auf eine Antwort wartet er immer noch.