Das Hölderlin-Jahr ist noch längst nicht vorbei: Die Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek „Aufbrüche – Abbrüche“ markiert einen Höhepunkt.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Gesicht oval, Haare kastanienbraun, Stirn hoch, Nase lang – hinter diesen Allerweltsmerkmalen würde man nicht unbedingt eine der eigenwilligsten Gestalten in der Ahnengalerie der großen Geister vermuten. Sie finden sich auf einem Ausreisepass von Bordeaux nach Straßburg, ausgestellt im Mai 1802 für einen gewissen Friedrich Hölderlin. Ein halbes Jahr zuvor war dieser zu Fuß in die westfranzösische Stadt aufgebrochen, um eine Hauslehrerstelle bei dem Hamburger Weinhändler Daniel Christoph Meyer anzutreten. Warum er bereits nach kurzer Zeit seinen Aufenthalt wieder abbrach und wenig später verwirrt und verwahrlost in Stuttgart ankam, ist eine der großen unbeantworteten Fragen der Hölderlin-Philologie.