Gewehre und Pistolen sind massenweise von Österreich über Ludwigsburg bis nach Frankreich verschoben worden. Den Beteiligten ging es offenbar um Statussymbole.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Bregenz - Ermittlern aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich ist ein Schlag gegen den internationalen Waffenhandel gelungen. Man habe hunderte Gewehre, Pistolen und Stichwaffen aller Art beschlagnahmen können, hieß es bei einer Präsentation der Ermittlungsergebnisse im Sicherheitszentrum der Landespolizeidirektion Vorarlberg im österreichischen Bregenz. Nur durch die unbürokratische Kooperation der Behörden in den vier beteiligten Ländern sei der Erfolg möglich gewesen, sagte der stellvertretende Leiter der zuständigen Kriminalpolizei in Rottweil, Markus Walter.

 

Die Täter, die mit Ausnahme der Hauptlieferanten über einen türkischen Migrationshintergrund verfügten, scherten sich nicht um Grenzen. Sie hätten die Waffen munter hin und her verschoben, sagte der stellvertretende Vorarlberger Landespolizeidirektor Hofrat Walter Filzmaier. Es sei gelungen, den gesamten Händlerring zu sprengen und die meisten Waffen einzusammeln. Auch die Bezugsquellen seien bekannt. „Die meisten Waffen stammten aus der Schweiz und Niederösterreich“, sagte die Kriminaloberrätin Uta Bachmann vom Vorarlberger Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

Schusswaffen, Messer und Säbel in Bauernhaus

So fanden die Ermittler in einem Bauernhaus in einem Dorf bei Krems in Niederösterreich ein Waffenarsenal mit mehr als 100 Gewehren, 21 Pistolen, mehr als 100 Messern und Säbeln und rund 1500 Schuss Munition. Der 44-Jährige Hauseigentümer wurde festgenommen. In Vorarlberg seien bei neun Hausdurchsuchungen 26 Pistolen, sechs Langwaffen, 200 Kilogramm Munition, dazu rund 35 000 Euro und 40 000 Franken in bar sichergestellt worden. Dort nahm die Polizei einen 35-jährigen und einen 76-jährigen Mann fest.

Wenige Kilometer hinter der Schweizer Grenze hob auch die Sankt Galler Kantonspolizei ein privates Waffenlager aus. Dort hatte ein 61-jähriger Schweizer 280 Gewehre und Waffen und mehr als 100 000 Schuss Munition gebunkert. Außerdem sicherte die Polizei Bargeld im Wert von 1,3 Millionen Franken. Ob das Geld aus Waffenverkäufen stammt, ist noch unklar. Der Rechtsanwalt des Mannes bestritt dies gegenüber Schweizer Medien. Zudem handle es sich bei vielen Waffen um historische Stücke. Schon der Vater seines Mandanten habe gesammelt.

Tatsächlich scheint der Hintergrund der Taten eher bieder zu sein. Mit Mafia, Terrorismus oder Bandenkriminalität habe der Fall nach dem bisherigen Kenntnisstand nichts zu tun, sagte Filzmaier. „Wir gehen davon aus, dass der Waffenhandel dem Lebensunterhalt diente“, sagte der Rottweiler Ermittler Rudolf Welte. Offenbar wurden Sammler und Liebhaber meist beliefert. „Vielen ging es um den Besitz einer Waffe als Statussymbol“, sagte Bachmann. Es gebe keine Hinweise, dass mit den Waffen Straftaten begangen worden seien. Allerdings liegen die in Österreich konfiszierten Gewehre und Pistolen noch zur Begutachtung im Wiener Bundeskriminalamt.

Drehscheibe im Raum Ludwigsburg

Entsprechend ungefährlich sind offenbar auch die Tatverdächtigen. Im Raum Ludwigsburg nahm die Polizei zwei Männer im Alter 37 und 61 Jahren fest. Die beiden Familienväter, die unter anderem als Zwischenhändler fungiert haben sollen und bei denen die Polizei elf Pistolen, eine größere Menge Munition und rund 100 000 Euro Bargeld beschlagnahmte, befänden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft bereite gegenwärtig die Anklage vor. Es werde geprüft, ob das Geld eingezogen werden könne. Bei den Männern handle sich um Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund. Sie seien nicht vorbestraft.

Den Hinweis auf den Waffenhändlerring hatten die deutschen Behörden aus Frankreich erhalten. Den Kollegen im südfranzösischen Toulouse hatten Erkenntnisse vorgelegen, nach denen sich ein dort lebender Türke bei Bekannten in Deutschland nach Waffen erkundigt habe. Zunächst waren dabei Adressen im Zollernalbkreis und im Raum Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) im Fokus. Im Laufe der Ermittlungen habe sich dann herausgestellt, dass die Zwischenhändler wohl in Ludwigsburg zu finden seien und ihre Waren aus Vorarlberg in Österreich bezögen.

Warum die Männer nicht versuchten, legal an Waffen zu kommen, ist unklar. Die Tatverdächtigen hätten sich bisher nicht geäußert, sagte Rudolf Welte.