LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski muss sich als Angeklagter vor dem Narrengericht im Leo-Center rechtfertigen.

Leonberg - Üblicherweise deckt er mit spitzer Feder Missstände im Altkreis Leonberg auf, enthüllt städtische Geheimnisse und tritt für die Anliegen seiner Leser ein: Doch dieses Mal steht er selbst am Pranger und muss sich rechtfertigen vor dem karnevalistischen Narrengericht. Es ist ein Rollentausch, wie ihn das Leo-Center noch nicht gesehen hat und auch für ihn ist es eine Premiere. Thomas K. Slotwinski, der Redaktionsleiter der Leonberger Kreiszeitung, wird unter lautstarker Begleitung der Leo Valentinos quer durch die Ladenstraße vor das hohe Gericht geführt. Seine Anklägerin ist die 1. Vorsitzende der Leonberger Gesellschaft Engelberg, Monika Raffler.

 

Die hat dieses Mal den Spieß umgedreht. Im feinsten Nadelstreifenzwirn steht der Redakteur nun vor ihr. Ein letzter Versuch, sich zu verstecken und dem Narrengericht zu entgehen, schlägt fehl. Immerhin verspricht Raffler ihm eine faire Verhandlung vor dem Tribunal, denn mit Stift und Feder sei er durchaus ein guter Schreibtischtäter. „Es heißt, mit Ihren Berichten übers Krankenhaus, ärgern Sie den Landrat derart, dass für ihn die Leonberger Kreiszeitung ist ein wahrer Graus.“

Aufbauarbeit im karnevalistischen Entwicklungsland

Doch Slotwinski kontert: „Das will ich nicht verhehlen. Allein: Mit seinen Klinikplänen tut der Landrat das Volk von Leonberg gar heftig quälen. Für das neue Superkrankenhaus gibt es ganz viel Geld. Doch wenn das fertig ist, wird bei uns so manche Abteilung kalt gestellt. Das allerdings wird von den Oberen gerne verschwiegen. Bloß: Davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Denn die Zeitung ist für die Menschen da: Wir kämpfen für LEO, das ist klar!

Doch Raffler klagt ihn sogar des Geheimnisverrates an: „Auch hier im Rathaus herrscht ein rauer Ton: Der OB beklagt, dass zu viel Geheimes steht im Blatt. Und das hat König Martin so langsam satt.“

Thomas K. Slotwinski aber weiß, was er tut: „Im Mittelalter durften nur die Hofnarren die Wahrheit sagen. Heute kann das auch die Zeitung wagen. Nein, sie muss es sogar machen. Denn sonst würden ja nur die Großen lachen“.

Dass er vom Rhein kommt, das närrische Mainz gut kennt, scheint Raffler ebenso verdächtig, wie das abgekürzte „K.“ im Namen. „Doch was um aller Welt treibt einen dann hierher wo die Narretei es hat besonders schwer?“ Anstatt jetzt das karnevalistische Völkchen und die Richterin zu besänftigen, bringt der Angeklagte Richterin und Publikum so richtig gegen sich auf: „In Leonberg gibt es noch nicht so viele Narren wie Körner im Sand. Und deshalb leiste ich lieber Aufbauarbeit im karnevalistischen Entwicklungsland.“

Ob dieser Äußerung braucht das Gericht auch besonders lange, um über eine passende Strafe zu beraten, obwohl der Redakteur immerhin noch verrät, wofür das „K.“ denn steht: „Das K steht schlicht für einen Karl. Und damit dieser Spitzname ist nicht bald verschwunden, hab ich ihn in meinen Autorennamen eingebunden.“

Närrisches Volk hat Verstärkung dabei

In der Zwischenzeit unterhält das närrische Völkchen die Besucher, denn Monika Raffler hat sich einige Verstärkung mitgebracht: Aus den eigenen Reihen sind die Kindergarde und die Prinzengarde mit dabei, die Putzygirls, der Elferrat und die Lewenbercher. Von den Contactern Gerlingen sind die Tanzkinder gekommen, die Junioren-Solisten und die Rot-weiße Juniorengarde. Die Gebersheimer Leicha-Hexa sind da, die Schwieberdinger Gagerbachhexen und die Cannstatter Nachtwächter.

Schließlich hat das Narrengericht sein Urteil gefällt, und weil der Journalist zwar als fleißiger Jogger, aber nicht als guter Radfahrer bekannt ist, wird er zu einer Ehrenrunde auf einem 50 Jahre alten Drahtesel quer durchs Leo-Center verurteilt. Slotwinski versucht noch, die Strafe durch das Ausschenken von reichlich Rotwein abzumildern, aber Monika Raffler bleibt hart, er muss in die Pedale treten.

Und auch einen möglichen Kandidaten fürs nächste Narrengericht hat die Chef-Karnevalistin schon gefunden. Im Publikum sichtet sie den Baubürgermeister Klaus Brenner, der noch versucht, in der Menge unterzutauchen. Doch Monika Raffler ist sich sicher: „Ihn kriegen wir auch noch vors Narrengericht!“