Mehr Kinder leben in Baden-Württemberg in Gefahr, wie die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen. Aus welchen Gründen die Jugendämter aktiv werden.

Heilbronn - Die baden-württembergischen Jugendämter haben im vergangenen Jahr nach Zahlen des Statistischen Landesamtes deutlich mehr Fälle von Kindeswohlgefährdung bearbeitet. Die Zahl stieg im Vergleich zum Jahr 2019 um knapp 16 Prozent auf 16 718 Fälle, berichten die „Heilbronner Stimme“ und der „Südkurier“ (Donnerstag) und berufen sich dabei auf das Landesamt. In etwas mehr als der Hälfte der Verfahren seien Jungen betroffen gewesen.

 

Ein Verfahren leiten die Jugendämter dann ein, wenn ihnen gewichtige Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass ein Kind gefährdet sein könnte. Danach verschaffen sich die Mitarbeiter einen Eindruck von den betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie deren Lebensumständen.

Weshalb die Jugendämter aktiv werden müssen

Am häufigsten müssen die Jugendämter laut Statistik wegen Vernachlässigungen, körperlicher und psychischer Misshandlungen und sexueller Gewalt aktiv werden. Neben Tausenden Fällen akuter oder auch latenter Kindeswohlgefährdung lag im vergangenen Jahr in mehr als 6000 Verfahren zwar keine Gefährdung der Kinder vor, es war aber Hilfe gefragt. Mehr als 5500 Verfahren wurden zu den Akten gelegt.

„Die Zahlen verdeutlichen, dass wir den Kinderschutz im Land weiter stärken müssen“, sagte Landessozialminister Manfred Lucha (Grüne) den Zeitungen. Die Jugendämter arbeiten in Baden-Württemberg weitgehend autonom und sind den Kreisen zugeordnet. „Wir halten den Zuwachs an Kindeswohlgefährdungen für besorgniserregend“, sagte Alexis von Komorowski, der Hauptgeschäftsführer im Südwest-Landkreistags. „Für eine Gesellschaft ist es ein erschreckender Befund, wenn viel zu viele Kinder und Jugendliche im eigenen Zuhause nicht mehr sicher sind.“

Zusammenhang mit der Pandemie

Er hält einen Zusammenhang des der Zunahme mit den Folgen der Corona-Pandemie für wahrscheinlich. „Die Belastungen und die Konfliktlagen in den Familien haben sich durch geschlossene Kitas und Schulen und durch Homeschooling erkennbar verschärft.“