Willem-Alexander der Niederlande ist dem Staat jährlich mehrere Millionen Euro wert. Doch vielen seiner Landsleute wird sein Lebensstil allmählich zu protzig.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

König Willem-Alexander lebt gern auf großem Fuß. Er liebt es, in seinem Schnellboot übers Meer zu rasen. Er mag geräumige und schnelle Limousinen, in denen er sich chauffieren lässt. Als gelernter Pilot fliegt der Niederländer gern die Regierungsmaschine, eine Boeing 737, selbst. Das Ziel ist vorzugsweise Griechenland, wo der 56-jährige Monarch auf der Peloponnes ein riesiges Anwesen direkt am Meer besitzt.

 

König Willem-Alexander ließ sich eine Sonderanfertigung des Audi A8 bauen. Sie ist um 45 Zentimeter verlängert und mit allen technologischen Raffinessen ausgestattet. Er kaufte sich ein Schnellboot des Typs Osprey 38 für 800 000 Euro. Das Boot ist damit noch um rund 200 000 Euro teurer als der Super-Audi. Für sein Anwesen in Griechenland hat er 4,5 Millionen Euro auf den Tisch geblättert. Er kaufte es von dem deutschen Fotografen Manfred Rieker und ließ es aufwendig renovieren. Teile der Kosten zahlte der niederländische Staat, weil dieser auch für die Sicherheit des Königs zuständig ist und das Feriendomizil entsprechend ausgestattet sein muss.

Hubschrauberlandeplatz und Privathafen

Das Anwesen des niederländischen Monarchen hat einen Hubschrauberlandeplatz, einen Privatstrand und einen privaten Hafen. Dort liegt auch das Schnellboot. Benachbarte Anwesen gehörten schon „James-Bond“-Darsteller und Oscar-Preisträger Sean Connery (1930-2020) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Der König kann sich das leisten. Sein Jahresgehalt beträgt in diesem Jahr 1,086 Millionen Euro – und zwar steuerfrei. Außerdem steht ihm ein persönliches Budget für Personal- und Repräsentationskosten in Höhe von 5,709 Millionen zur Verfügung, steuerfrei. Wohnen kann er in seinem riesigen Palast Huis ten Bosch in Den Haag gratis. Das Gebäude gehört dem Staat, der es in den vergangenen Jahren für rund 36 Millionen Euro renovieren ließ.

Mutter Beatrix war als Königin deutlich bescheidener

Vielen Niederländern und auch vielen Abgeordneten im Haager Parlament ist dieser Lebensstil allmählich zu protzig. Er passt auch nicht zu der von Sparsamkeit geprägten calvinistischen Kultur der Niederlande. Königin Beatrix (85), Vorgängerin und Mutter von Willem-Alexander, war in ihren 33 Jahren Regentschaft deutlich bescheidener. Nicht zuletzt: Rund eine Million Niederländer des insgesamt 17,8 Millionen Einwohner zählenden Landes leben in Armut. Die hohen Einkünfte des Königs aber stammen samt und sonders aus öffentlichen Geldern.

Dass der König keine Steuern bezahlen muss, das geht auf das Steuerprivileg „Koninklijke Waardigheid“ aus dem Jahr 1814 zurück. Damals konnte sich der König aus der Schatzkiste des Staates noch so viel Geld holen, wie er wollte. Erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts änderte sich das. Seither erhält der jeweilige Monarch der Niederländer ein festes Gehalt und ein persönliches Budget. Aber alles steuerfrei.

Seit dem Jahr 2015 regt sich Widerstand

Seit dem Jahr 2015 regt sich Widerstand dagegen. Im 150 Abgeordnete zählenden Parlament wurde damals ein Gesetzentwurf eingebracht, der forderte, den König zu besteuern. Aber dafür braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Die war damals nicht vorhanden. Der seit 13 Jahren amtierende, jetzt aber scheidende Ministerpräsident Mark Rutte und dessen Partei, die rechtsliberale VVD, verhinderten bis heute alle Versuche, den König zu besteuern. Doch die politischen Machtverhältnisse in den Niederlanden haben sich seit der Neuwahl des Parlaments am 22. November 2023 fundamental geändert.

Die Rutte-Partei verlor ein Drittel ihrer Wähler. Geert Wilders und dessen rechtspolitische Freiheitspartei PVV gewann die Wahl und wurde stärkste politische Kraft im Land. Zwar gibt es bis heute noch keine neue Regierung. Aber die Mehrheitsverhältnisse im Parlament sind nun so, dass es mutmaßlich eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Besteuerung des Königs geben würde.

Andere Könige müssen Steuern zahlen

„Der neue Ministerpräsident in einer möglichen Regierung aus PVV, der Bauern-Bürgerbewegung BBB und der konservativ-rechten Mitte-Partei NSC wird die Besteuerung des Königs mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit des Parlaments einführen und durchsetzen können,“ prophezeit Jan Hoedman, Königshauskenner und Autor des Buches „Die Achillesferse der Königs“, in einem Beitrag für die Zeitung „Algemeen Dagblad.“ „Der König wird dies akzeptieren müssen.“

Die für den jeweils amtierenden niederländischen Monarchen glorreichen steuerfreien Zeiten scheinen sich dem Ende zuzuneigen. Denn außer in Holland zahlt von den europäischen Königshäusern sonst nur noch der König des reichen Ölstaates Norwegen keine Steuern.

Thronfolgerin verzichtet auf Geld

Vorgängerin
 Seit dem 30. April 2013 ist Willem-Alexander (56) der König der Niederlande. Er übernahm das Amt von seiner Mutter Beatrix, die an diesem Tag abdankte. Die heute 85 Jahre alte Beatrix führt seither wieder den Titel Prinzessin.

Nachfolgerin
 Designierte Nachfolgerin Willem-Alexanders ist seine älteste Tochter, Prinzessin Catharina-Amalia (20). Am 18. Geburtstag hat sie auf die ihr als Thronfolgerin zustehenden Gelder in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro verzichtet.