Die Politik des Landes bekommt nicht allen Schulformen gleich gut.

Rutesheim - Auf den Ruf, eine attraktive Schulstadt zu sein, ist Rutesheim besonders stolz. Doch nicht alle Schulformen haben eine Zukunft: Während das Gymnasium boomt, zeichnet sich für die Werkrealschule, die frühere Hauptschule, das Aus ab. Die Förderschule im Ort, die Astrid-Lindgren-Schule, ist bereits in diesem Jahr geschlossen worden.

 

Doch Rutesheim ist zu Recht stolz auf seine Schullandschaft, denn in der Stadt mit ihren rund 11 000 Einwohnern besuchen mehr als 2130 Kinder und Jugendliche eine Schule. Davon kommen 1042 Schüler von auswärts. Das geht aus dem Bericht hervor, den der Erste Beigeordnete Martin Killinger dem Verwaltungsausschuss vorgelegt hat. Der muss nämlich als erster reagieren, wenn sich gravierende Veränderungen in der örtlichen Schullandschaft abzeichnen.

Mehr als die Hälfte der Schüler im Ort besuchen gegenwärtig das Gymnasium – insgesamt 1163 (30 mehr als im Vorjahr), davon wohnen 805 nicht in Rutesheim und Perouse. Wie groß der Ansturm auf die Schule ist, die im Landkreis als einzige das Abitur nach neun Jahren (G9) anbietet, zeigen die Zahlen in den fünften Klassen. Auch in diesem Herbst mussten sechs Klassen gebildet werden, weil 171 Kinder eingeschult wurden – das sind sieben weniger als im Vorjahr. Abitur werden im Jahr 2018 insgesamt 95 Jugendliche machen, auf ihren Abschluss 2019 bereiten sich gegenwärtig 115 Schüler vor.

Ansturm auf das G9-Gymnasium

Angesichts dieses Ansturms auf das Gymnasium ist im Gemeinderat immer die Befürchtung präsent, dass das Schulgebäude vergrößert werden muss. Das verneinten sowohl Bürgermeister Dieter Hofmann als auch Beigeordneter Martin Killinger. „Im Schulzentrum ist genügend Platz“, versicherte Killinger den Stadträten.

Im Neubau des Gymnasiums stehen den 34 Klassen plus den Oberstufenkursen insgesamt 32 Klassenzimmer, seit 2014 zuzüglich vier große Klassenzimmer im Pavillon II sowie zahlreiche Fachräume zur Verfügung. Rund ein Drittel des Unterrichts mit durchschnittlich zehn Wochenstunden je Klasse finden in den Fachräumen für Sport, Musik, Kunst, Biologie, Physik, Chemie und Informationstechnologie statt. Außerdem sind im Mensa/Aula-Neubau drei Gruppenräume zusätzlich untergebracht.

Keine Erfolgsstory ist die Werkrealschule an der Theodor-Heuss-Schule. Bei nur drei Anmeldungen durfte erstmalig keine neue Klasse 5 gebildet werden. Die drei Kinder wurden in anderen Schulen aufgenommen. Notwendig wären mindestens 16 Anmeldungen gewesen.

Wenn auch für das nächste Schuljahr 2018/2019 nicht mindestens 16 Kinder angemeldet werden, was sehr wahrscheinlich ist, wird das Staatliche Schulamt in Böblingen die Auflösung der Werkrealschule einleiten. Das heißt, dass dann ab 2020 keine Anmeldungen mehr entgegen genommen werden dürfen. „Das ist im Hinblick auf die langjährige gute Arbeit, die hier geleistet wurde, sehr bedauerlich“, sagte Martin Killinger. Zurückzuführen sei der Niedergang der Werkrealschule auf die landesschulpolitischen Veränderungen, wie die Abschaffung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung und die Einführung der Gemeinschaftsschulen, so Killinger.

In der Werkrealschule sind es in nur noch vier Klassen 83 Werkrealschüler, da-runter 40 Auswärtige. Sie verteilen sich auf die Klassenstufen 6 bis 9 wie folgt: 19 Schüler besuchen Klasse 6, weitere 21 Klasse 7, hinzu kommen 18 Schüler in Klasse 8 und 25 in Klasse 9, einschließlich der 16 Schüler in der Vorbereitungsklasse – dass sind Flüchtlingskinder und solche, die kaum Deutsch sprechen.

In der Realschule Rutesheim sind mit 380 Schülern wieder mehr Schüler als in den beiden Vorjahren. Mit weiter ansteigenden Schülerzahlen wird gerechnet. Allein 69 wurden in Klassenstufe 5 in drei Klassen aufgenommen. Von den 154 Auswärtigen wohnen 91 nicht in der Gemeinde Weissach, mit dem Ortsteil Flacht. An der Realschule sind drei Klassenstufen dreizügig (die Klassen fünf, sechs und zehn), die anderen drei sind zweizügig.

Die Grundschule wächst und wächst

Die einzige Schulform, bei der sich Raumprobleme abgezeichnet hatten, war die Grundschule in der Hindenburgstraße. Die hat die Stadt mit einem Anbau gelöst, der im Herbst bezogen wurde und in dem auch der Hort untergekommen ist. In der Grundschule konnten mit 124 Kindern erneut sechs Klassen mit etwa 21 Kindern pro Klasse gebildet werden.

Das ist nur Dank der Tatsache möglich, dass die Schule in der Hindenburgstraße eine Außenstelle der Theodor-Heuss-Schule ist. So kann auch bei geringeren Schülerzahlen in Klasse eins immer eine Klasse mehr gebildet werden. Mit nur einem Standort wären für sechs Klassen mehr als 141 Schüler notwendig.

Trotzdem fehlt es in der Stadt Rutesheim in den nächsten Jahren nicht an Grundschülern. In jeder Stufe wird es drei Klassen geben, so dass letztendlich zwölf Räume notwendig wurden, die nun mit dem Anbau entstanden sind.