Landesweit ist die Gründung von regionalen Ausbildungsstützpunkten im Gespräch. Der Böblinger Kreisfeuerwehrverband will eine solche Einrichtung im Landkreis ansiedeln – und hat sich die Unterstützung des Landrats gesichert.

Böblingen - Die Feuerwehren im Landkreis Böblingen wollen die Ausbildung ihrer Einsatzkräfte verbessern. Bei der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes forderte Markus Priesching die Einrichtung eines Ausbildungszentrums. Dem Kreisverbandsvorsitzenden schwebt ein spezielles Gebäude mit Turm zum Üben von technischen Hilfeleistungen und Brandeinsätzen vor. „Dadurch können wir sicherstellen, dass künftig alle Feuerwehrangehörigen gleich gut ausgebildet sind“, erklärte er. Von den Feuerwehrleuten in Baden-Württemberg arbeiten 98 Prozent ehrenamtlich.. Für sie sei es zeitaufwendig, die Übungen selbst vorzubereiten, sagte Markus Priesching. Zumal es immer schwieriger werde, geeignete Übungsobjekte zu finden.

 

Ein sinnvoller und notwendiger Lückenschluss

„Die Grundidee ist gut“, kommentierte der Landrat Roland Bernhard das Vorhaben in einer Sitzung des Kreistags. Das Ehrenamt könne nur mit einer guten Ausbildung der Einsatzkräfte erhalten werden. Ein Ausbildungszentrum im Kreis wäre ein sinnvoller und notwendiger Lückenschluss zwischen der in der Landesfeuerwehrschule und in den Gemeinden angebotenen Ausbildungen, findet Roland Bernhard. Für die Grundausbildung der Einsatzkräfte sowie Weiterbildungen wie etwa zum Truppenführer oder zum Atemschutzgeräteführer sind die Kommunen und Kreise zuständig. Weitergehende Lehrgänge finden an der Feuerwehrschule in Bruchsal statt.

Auch auf Landesebene wird die Entwicklung regionaler Übungszentren diskutiert, berichtete Markus Kramer, der stellvertretende Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes. Das Ziel sei es, ein tiefergehende Breitenausbildung zu garantieren. In den Übungsanlagen könnte beispielsweise eine Heißbrandausbildung angeboten und andere Szenarien geprobt werden. Ein Konzept dafür müsse aber noch entwickelt werden, auch die Finanzierung sei nicht gesichert, sagt Markus Krämer. Eine solche Einrichtung gibt es allerdings schon: Der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald hat vor mehreren Jahren ein solches kreisübergreifendes Ausbildungszentrum gebaut.

Realitätsnahe und praktische Ausbildung

„Für den Einsatzerfolg und die Sicherheit der Einsatzkräfte“ sei eine „realitätsnahe, praktische Ausbildung unverzichtbar“, heißt es auf der Internetseite des regionalen Feuerwehrausbildungszentrums. Methoden und taktische Vorgehensweisen zur Menschenrettung und Brandbekämpfung müssten in wirklichkeitsbezogenen Übungsanlagen trainiert werden. Dies könnten die Kommunen finanziell aber nicht leisten, steht dort. „Die Feuerwehr-Ausbildung muss mit einem rasanten technologischen Fortschritt Schritt halten“, findet auch der Böblinger Landrat. „Wir können nicht warten, bis etwas passiert, wir müssen jetzt schon schulen, wie man im Notfall handelt.“

Roland Bernhard kündigte an, mit dem Thema in die Bürgermeisterrunde zu gehen. Im Herbst will er das Thema in den Ausschüssen des Kreistags besprechen. „Ein solches Ausbildungszentrum muss durch die Feuerwehr getragen und von den Städten und Gemeinden gewollt werden“, sagte er. Immerhin scheint die Unterstützung von Seiten des Landes gesichert zu sein: „Wenn Sie die Übungsanlage bauen, kann ich Ihnen sagen, dass Sie dafür Geld vom Land bekommen werden“, sagte Hermann Schröder, der zuständige Abteilungsleiter im Innenministerium bei der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes. Auch der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes befürwortet das Vorhaben: „Das brauchen wir, da kann ich Sie nur unterstützen“, sagte Frank Knödler.

Übungsbedingungen im Kreis variieren

Laut dem Kreisbrandmeister Guido Plischek variieren die Übungsbedingungen im Kreis derzeit stark. In einer neuen, zentralen Übungseinrichtung wären Aus- und Fortbildungen möglich, die derzeit entweder nur rudimentär oder nur außerhalb des Kreises geübt werden können. Dazu zählt neben der Heißbrandausbildung das Retten aus Höhen und Tiefen, Gefahrgut-Übungen oder Rettungen aus Lastwagen. Ein Ausbildungszentrum im Kreis Böblingen erspart den Ehrenamtlichen außerdem lange Anfahrtswege und die Organisation der eigenen Übungen.

Im vergangenen Jahr haben mehr als 4000 Feuerwehrleute in 26 Freiwilligen und vier Werkfeuerwehren im Kreis Dienst geleistet. Sie waren 6724-mal im Einsatz, was laut Plischek einem Zuwachs von zehn Prozent entspricht. Dabei retteten sie „382 Personen aus Lebensgefahr und Sachwerte in Milliardenhöhe“.