Im Werk-Haus in Feuerbach haben sich die besten Scrabble-Spieler zur Meisterschaft getroffen. Es herrschte Hochstimmung bis zum Schluss.

Feuerbach - Bestens besetzt ist dieses dreitägige Finalturnier im Werk-Haus, fast die ganze Top 10 der deutschen Rangliste spielt mit um den Meistertitel, der diesmal sogar ein internationaler ist, weil auch Spieler wie Tomasz Lempart aus Krakau dabei sind. Der Pole ist zuhause ein Top-Spieler, und weil er die deutsche Sprache mag, will er auch deutsches Scrabble probieren und hat „seit Januar Wörterlisten trainiert“ – und nun sechs von 16 Partien gewonnen: „Damit hatte ich nicht gerechnet“, räumt er zufrieden ein. Dass Scrabble Trainingssache sei, betont auch Ernie Dembowsky, der zum ersten Mal „an der Deutschen“ teilnimmt und mit dem Polen in der Pause noch „ein bisschen Wörtersalat aufräumt“. Der Düsseldorfer hat ein bescheidenes Ziel bei seiner Premiere: „Nicht Letzter werden, wahrscheinlich schaffe ich das auch.“ Da ist der Franzose Etienne Budry nach zwei Dritteln des Turniers weiter: Mit zehn Siegen hat es der Lokomotivführer ins obere Drittel geschafft. Am Ende wird er 23.

 

Der Duden als oberste Instanz

Jetzt aber ist im Spielsaal die 17. von 20 Ausscheidungsrunden fürs Finalduell angesagt. Alle 30 Tische sind besetzt. Sebastian Herzog, der Präsident des Vereins Scrabble Deutschland, läutet die Glocke. Jetzt klappern die grünen Säckchen mit den 102 Buchstaben. Vorne liegt ein Duden bereit, die 27. Auflage, im Zweifelsfall die oberste Instanz. Und ein Laptop, an dem die Duos strittige Lösungen schnell checken können. An Tisch 21 geht schon die „Sonne“ auf. Ein „Juso“ wird angedockt, mit „Clou“ gekreuzt. „Ödemen“ zeitigt „kross“ und „Sand“, anderswo lagern übers Eck „ETA“ und „RAF“. Es hext, reist und tobt, Buchstaben werden dazwischen gezwickt, Reihen verlängert oder neu eröffnet, und zwischendurch marschiert immer mal wieder ein Duo zum Laptop.

Wortlos geht das alles, wie auch das Duell von Ute Knaist gegen den Vorjahressieger Ben Berger an Tisch 15. Nach einer Dreiviertelstunde ist Schluss, deutlich vor der 60-Minuten-Grenze. Beide schleichen aus dem Saal – und erst draußen wird klar, dass die Düsseldorferin den Freiburger besiegt hat. „Jetzt wird es eng an der Spitze“, sagt der Jurist. „Aber noch ist nichts verloren!“ Die Siegerin fühlt sich „gestreichelt in der Scrabbler-Seele“, zumal sie am Vortag schon gegen den Vize des Vorjahres gewonnen hatte: „Glück gehört aber auch dazu!“, findet Knaist.

Duell der Generationen

Und für Timon Boerner aus Kuchen im Filstal läuft es schon wieder nicht gut. Der Doktorand der Rechtswissenschaften hat soeben das „Duell der Generationen“ verloren: jüngster gegen ältester Teilnehmer, 26 gegen 76 Jahre. Mit einem Punkt Unterschied! Er ärgert sich: „Ich habe ein Wort zu unrecht angezweifelt, das hat mich zehn Punkte gekostet.“ Kolon für Grimmdarm hat ihn den Sieg gekostet. „Nichtwissen wird manchmal bestraft“, stellt der Junior fest. Die starke Leistung von Friedrich Engelke will er damit „aber nicht schmälern“. Der Physikprofessor, vor einem Jahr emeritiert, „in Prag geboren, viel in der Welt herumgekommen“, lobt zurück: „Ich bewundere seine Spielstärke.“ Ja, er habe „Herzklabaster“ gehabt, „Adrenalin pur“: „Vier Minuten saß er über seinem letzten Zug!“ An Scrabble faszinieren ihn die „unendlichen Möglichkeiten, die diese 102 Buchstaben bieten. Theoretisch ist das eine Zehn mit 98 Nullen. Deshalb ist jedes Spiel anders.“

Und deshalb war es auch am Sonntag spannend bis zum Schluss. Fast sah es so aus, als ob zwei Frauen das Finale bestreiten würden. Gerade „noch reingerutscht“ ist dann der Mann aus dem Filstal. Vergangenes Jahr wurde er Vize, nun hatte er die Nase vorn im Duell gegen Liesbeth Schön aus Wien. „Ich bin erleichtert, dass es geklappt hat“, sagt Timon Boerner kurz danach: „Ich habe einen guten Stiefel gespielt. Jetzt muss ich das alles erst einmal sacken lassen, um es voll zu begreifen.“