Die Stuttgarter Kickers setzen im Abstiegskampf auf einen neuen Trainer: Der Italiener Massimo Morales will bei seinem zweiten Spiel am Samstag in Burghausen sowohl beim System als auch bei der Aufstellung Änderungen vornehmen, wie er im StZ-Interview erklärt.

Sport: Joachim Klumpp (ump)
Stuttgart – Das erste Spiel unter dem neuen Trainer Massimo Morales (48) hat nicht den erhofften Befreiungsschlag gebracht. Gegen das Schlusslicht Borussia Dortmund II verloren die Kickers 0:1. Am Samstag geht es nach Burghausen.
Herr Morales, Ihr einstiger Lehrmeister Giovanni Trapattoni hat mal gesagt: „Ich habe fertig.“ Wir nehmen an, Sie haben – trotz der Niederlage gegen Dortmund – hier noch nicht fertig.
Absolut nicht. Ich habe den Verein in einer schwierigen Situation sehr kurzfristig übernommen, da waren keine großen Veränderungen machbar. Die Leistung der Mannschaft war ordentlich, was Kampf und Wille angeht. Sie hat auch ein paar Chancen kreiert, leider aber bei zwei Möglichkeiten des Gegners ein Tor zugelassen

Was schließen Sie daraus?
Wichtig war, dass ich jetzt die Spieler kenne – und zwar alle. Jetzt weiß ich, wie sie sich bewegen, was sie machen, auch an Fehlern, und wie ich mit ihnen für die nächsten Spiele arbeiten kann.

Sie haben ja gesagt: „Nach dem Dortmund-Spiel sehe ich, welche Waffen wir haben.“ Wo sehen Sie denn die Waffen der Kickers?
Wir haben eine Mannschaft, bei der ich keinen psychischen Knacks gesehen habe, sonst kämpft man nicht 90 Minuten lang. Aber das ist auch Grundvoraussetzung. Wir haben gute Fußballer in der Offensive. Mit dem nötigen Glück können wir gegen Dortmund auch Tore schießen. Aber ich komme immer auf den Punkt – und der lautet: die taktische Disziplin muss stehen. Hinten muss es stimmen, da habe ich die großen Defizite gesehen. Darauf müssen wir in Zukunft die Konzentration legen. Aus einer guten Defensive entstehen Tore, auch wenn das ein bisschen nach einem Gegensatz klingt.

Sprechen Sie von der taktischen Disziplin oder vom taktischen System?
Auch vom System. Gegen Dortmund habe ich ein 4-4-2 probiert. Aber vielleicht passt das momentan nicht zu unserer Mannschaft. Das sieht zwar einfach aus, aber in einem anderen System darf man sich mehr erlauben, weil die Distanzen zwischen den einzelnen Spielern geringer sind.

Also kann man davon ausgehen, dass sich morgen in Burghausen am System und der Aufstellung etwas ändert?
Ja!

Sie haben gesagt, Sie können kumpelhaft sein, wenn die Mannschaft mitzieht. Wie wird die Ansprache vom Tonfall her bis zum Anpfiff sein?
Normal. Ich habe nicht das Gefühl, dass es in der Mannschaft schlechte Jungs gibt, deshalb muss man keine harten Worte anbringen. Ich bin, wie ich sein muss – situationsbedingt, und ich darf in keiner Richtung übertreiben. Respekt ist alles im Leben. Ich habe im Training ein paar Sachen noch deutlicher angesprochen. Ich spreche eine sehr direkte Sprache, damit es keine Missverständnisse gibt. Es kann auch jeder Spieler zu mir kommen und diskutieren und dann können wir zusammen entscheiden, dass ich recht habe. Das ist nicht mein Spruch, sondern von Brian Clough (Anm. d. Red.: einst Trainer bei Nottingham Forest).