Der Schlagersänger und Schauspieler Wolfgang Fierek ist in der BR-Miniserie „Hammer & Sichl“ als lebenslustiges Schwabinger Original tätig. Im Interview spricht er über die Figur des liebenswerten bayerischen Hallodris.

Stuttgart - – Wolfgang Fierek spielt den zum Müßiggang neigenden Münchner Toni Sichl. Nach einem Existenzgründungskurs baut er mit dem fleißigen Stralsunder Jens Hammer eine Firma auf, die manchmal mehr, manchmal auch sehr viel weniger hält als sie verspricht.
Herr Fierek, ist der Toni Sichl ein Lebenskünstler oder eine tragische Gestalt?
Ich würde doch eher sagen, er ist ein Lebenskünstler, er ist überhaupt nicht tragisch. Im Gegenteil: für Toni Sichl gibt es nichts Tragisches. Egal wie verfahren die Situation ist, Toni weiß eigentlich immer einen Ausweg. Man könnte natürlich auf Grund seines Alters sagen, Mensch, der Mann müsste doch längst alles in trockenen Tüchern haben. Aber das interessiert den Toni gar nicht, er will sich mit gar nichts belasten, weder mit einem Auto, noch mit einem Handy, noch mit einer Freundin: Toni lebt für den Moment, sozusagen.
Passt Tonis ungeheure Leichtigkeit des Seins überhaupt noch in unsere Zeit oder braucht unsere Zeit Figuren wie ihn?
Unsere Zeit braucht solche Figuren. Die meisten Leute haben ja im Moment viel Angst, suchen Sicherheit und was weiß ich alles. Viele haben auch ihre Instinkte verloren und das Kämpfen verlernt. Meiner Meinung nach geht es uns sehr, sehr gut in Deutschland. Aber es ist nie falsch, wenn man seine Instinkte wieder schärft und sich auf sie besinnt.
Es ist ihre erste TV-Hauptrolle seit ihrem schweren Motorradunfall im Jahr 2003. Wie hat der ihr Leben verändert?
Wenn man so einen Einschnitt hinter sich hat weiß man ganz genau, dass man sterblich ist. Es wird einem bewusst, dass alles auf dieser Welt vergeht, Pflanzen, Kleinstlebewesen und wir Menschen genauso. Man kann also nur schauen, dass man auf sich aufpasst. Was den Toni angeht: den belasten solche Fragen überhaupt nicht!
Sie spielen hier mal wieder einen bayrischen Schwerenöter. Was glauben Sie, mögen die Frauen an Ihnen?
An mir persönlich mochten die Frauen immer meine lustige, höfliche Art und Weise. Ich habe sie immer rücksichtsvoll behandelt, mit Leichtigkeit und Liebe. Es ist, und so hält es auch der Toni, einfach schöner, wenn man eine Frau zum Lachen bringt als zum Weinen.
Was mögen Sie selbst an der bayerischen Schlitzohrigkeit, dem leben und leben lassen, das in „Hammer & Sichl“ vorgeführt wird?
Das hat auch wieder mit dem Instinktiven zu tun. Es gibt immer einen Weg, wie es im Leben weiter geht. Und den sucht der Toni halt dauernd. Manchmal bedient er sich dabei auch etwas unlauterer Mittel, aber letztendlich: Wenn das Resultat ein Gutes ist, wird das auch wieder vergessen.
Sie sind seit vielen Jahren mit der in Wies-baden geborenen, deutsch-algerischen Malerin Djamila Mendil verheiratet. Hat das ihren Blick auf Ihre Heimat Bayern erweitert?
Ich betrachte mich als Kosmopolit, mir ist es eigentlich egal, ob einer Hindu, Jude oder Moslem ist. Ich liebe fremde Kulturen, deshalb genieße ich es sehr, dass meine Frau Muslima und mein Schwiegervater Moslem ist. Da gibt es manchmal hitzige Debatten, aber es gibt ja auch viele Parallelen zum Christentum. Mir ist immer wichtig, dass ich von den Anderen etwas lerne.
Neben der Schauspielerei verdienen Sie auch mit Harley-Davidsons ihr Geld.
Ja, ich habe sogar eine eigene Firma gegründet, Fiereks Freedom-Tours. Ich organisiere da Harley-Reisen, und führe sie auch als Reiseleiter.
Was bedeuten diese Maschinen für Sie?
Ich liebe Technik, ich liebe Form. Eine Harley ist für mich ein gelungenes Werk, ebenso wie ein Ferrari. Harley Davidson ist ein wunderbarer Name, der wunderbar nach Amerika passt. Immer wenn Dinge sich ergänzen, kommt bei mir Freude auf. Und das ist eben auch in diesem Falle so.
Wie war denn bei „Hammer & Sichl“ die Zusammenarbeit mit ihrem „Ossi“-Kollegen Tim Wilde alias Jens Hammer? Haben sich die Klischees, die sie beide dort verhandeln, bestätigt?
Das Schöne an Tim Wilde ist, dass man mit ihm ganz offen über die frühere DDR sprechen kann. Mit vielen Ostdeutschen ist das eher schwierig, da ist wohl irgendwie ein Schuldkomplex da. Ich wusste wenig, und mich interessiert wirklich, wie das Leben dort war. Tim ist sehr aufgeschlossen und weltoffen, deshalb war es eine tolle Zusammenarbeit zwischen uns. Es macht immer Spaß, auf so einer Basis, ohne Schadenfreude und mit Humor, wie wir das in „Hammer & Sichl“ probieren, gewisse Klischees über Ost und West zu bedienen.