In einem Trialog mit Christentum und Islam spricht Barbara Traub, Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg über das Judentum. Nun hat sie die Honorarprofessur verliehen bekommen.

Stuttgart/Ludwigsburg - Nicht über Religionen sprechen, sondern miteinander: Das ist Sinn und Ziel der Seminare und Vorlesungen zum interreligiösen Dialog in einer multireligiösen Gesellschaft, die an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg für künftige Religions- und Sozialpädagogen angeboten werden.

 

Zeichen gegen religiöse Intoleranz

Es ist auch das große Anliegen von Barbara Traub, der Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), die hier seit zwölf Jahren einen Lehrauftrag hat und die jüdische Religion repräsentiert – in einem Trialog mit Professorin Dr. Katja Bauer für das Christentum und Aynar Koyotürk für den Islam. Es gehe dabei um das alltägliche gelebte Judentum mit seinem Glauben, seinen Geboten, den Festen und Ritualen. Besuche in der Synagoge und Gemeinde gehören zum Programm. „Sie hat schon weit über tausend Studierenden jüdisches Denken und Leben im Dialog mit Christentum und Islam eröffnet und erklärt“, unterstreicht Rektor Norbert Collmar Traubs pädagogisches Wirken, für das sie jetzt die Honorarprofessur verliehen bekam. Sie habe damit ein deutliches Zeichen gegen religiöse Intoleranz und Diskriminierung gesetzt. „Viele der Studierenden hatten noch nie persönlichen Kontakt mit Juden“, staunt Barbara Traub. Sie erlebe sie offen und interessiert.Barbara Traub, geboren 1957 in Wien, kam 1992 nach Stuttgart: „Mit dem ersten Strom der Zuwanderer aus Russland“, erwähnt sie die zeitgleiche Entwicklung. Denn die Zuwanderer, die überwiegend nur Russisch sprachen und mit jüdischem Leben nicht vertraut waren, stellten nicht nur eine Bereicherung, sondern auch eine große Aufgabe dar. Für Barbara Traub Grund genug, an der Integration mitzuarbeiten. Bereits 1994 wurde die Mutter von drei Söhnen, heute 30, 26 und 18 Jahre alt, Mitglied der Repräsentanz und 2002 erstmals zur Vorstandssprecherin gewählt. Dieses Amt hat sie nach einer Unterbrechung von drei Jahren seit 2009 wieder inne. „Ich bin dankbar für die gute Resonanz aus der Gemeinde“, sagt sie. Dieses Votum sei keine Selbstverständlichkeit.

Integration in jüdischer Gemeinde gelungen

Dass die Integration gelungen ist und die Gemeinde mit 3000 Mitgliedern floriert, erfüllt sie mit großer Befriedigung: „Die Sprache ist jetzt in der dritten Generation der Zuwanderer keine Hürde mehr, wir haben 70 Kinder in unserer Kita, in der Grundschule konnten wir erstmals nicht alle Kinder aufnehmen, das Miteinander ist harmonisch und produktiv.“ Das Judentum in Deutschland positioniere sich wieder selbstbewusst. Auch wenn noch viel getan werden müsse. Sie tut es, auch im Präsidium des Zentralrates der Juden in Deutschland, und mit dem Forum jüdische Bildung und Kultur, das sie vor zehn Jahren mitgegründet hat und das am 9. Dezember ein Konzert in der Liederhalle zugunsten ukrainischer Kinder veranstaltet.

Wo nimmt Barbara Traub für alles die Zeit her? Und die Kraft. Sie lacht: „Ja, ich habe ja auch noch einen Beruf.“ Die Diplomsozialpädagogin mit einem Magister in Philosophie ist Psychotherapeutin und als Psychoonkologin in der Krebsberatung tätig. Gehetzt wirkt sie trotzdem nie. „Heilen und helfen hat für uns hohen Stellenwert.“

„Diese Ehrung“, so Traub, „ist eine Besonderheit für beide Seiten: Für die evangelische Hochschule, eine Jüdin zur Honorarprofessorin zu ernennen, und für eine Jüdin, an der evangelischen Hochschule zu lehren. Das ist für beide Seiten eine Grenzüberschreitung im positiven Sinne.“