Die Parlamentspräsidenten sind in Italien gewählt. Dafür haben sich die Fünf-Sterne-Partei und die rechte Lega zusammengeschlossen – eine Liaison, die für beide Partner schnell gefährlich werden kann, kommentiert unsere Italien-Korrespondentin Almut Siefert.

Rom - Vor mehr als 2000 Jahren dürfte es in Rom nicht anders zugegangen sein als heute. Schon damals hatten die Senatoren, die auf dem Forum Romanum ihre Reden schwangen, vor allem einen im Blick: Den Gegner. Anstelle der weißen Togen, die die Reinheit und Unbestechlichkeit der Senatoren symbolisierten, tragen die Politiker heute dunklen Anzug, um ihre Seriosität und Verlässlichkeit zu untermauern. Beides, damals wie heute, mehr Schein als Sein.

 

Am Samstag wurden in Italien die Präsidenten der Parlamentskammern gewählt. Eine erste Bewährungsprobe nach der Wahl am 4. März, aus der keine politische Kraft mit einer zum Regieren ausreichenden Mehrheit hervorgegangen ist. Im Vorfeld hatten sich die Fünf-Sterne-Bewegung als stärkste Partei und die rechte Lega als stärkste Kraft des Mitte-Rechts-Bündnisses zusammengerauft. Eine Liaison, die für beide Partner gefährlich werden kann.

Luigi Di Maio und Matteo Salvini riskieren viel

Die Cinque Stelle und ihr Spitzenmann Luigi Di Maio punkten bei den Italienern vor allem damit, dass sie nicht Teil des - ihrer Aussage nach - korrupten etablierten politischen Systems seien. Der Ablauf der Wahlen der Parlamentspräsidenten zeigt aber: Die Grillini haben sich erstaunlich schnell und gut an ebendieses System angepasst. Doch der Grad ist schmal, auf dem sie wandeln. Wollen sie regieren, brauchen sie einen Partner – und gefährden damit gleichzeitig ihr stärkstes Pfund beim Wähler: Ihre Glaubwürdigkeit.

Matteo Salvini auf der anderen Seite kann sich einen Vatermord an Silvio Berlusconi nicht leisten. Und dieser wird von den Fünf Sternen als das „Böse schlechthin“ als einziger als Verhandlungspartner von vorneherein ausgeschlossen. (Bisher.) Löst sich Salvini aus dem Mitte-Rechts-Bündnis, riskiert er die Koalition von Lega und Forza Italia in den Regionalregierungen im Norden des Landes – und damit seine politischen Wurzeln, ergo Wählerstimmen.