Andrea Giambruno, Partner der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, rät jungen Frauen, sich nicht zu betrinken, um sich vor Vergewaltigungen zu schützen.

Wenn du tanzen gehst, hast du natürlich das Recht, dich zu betrinken. Aber wenn du dich nicht betrinkst und die Besinnung verlierst, dann kannst du es vermeiden, in problematische Situationen zu geraten, in denen du einen Wolf triffst." Diesen Satz sagte Andrea Giambruno am Montag in seiner Politiksendung auf Mediaset, dem Privat-TV des verstorbenen Ex-Premiers Silvio Berlusconi. Was „Herr Meloni“, wie Giambruno auch genannt wird, damit meinte: Wenn junge Frauen nicht vergewaltigt werden wollen, sollen sie beim Ausgehen nüchtern bleiben. Denn die Wölfe, beziehungsweise Männer, sind bekanntlich von Instinkten getrieben: Wenn sie ein wehrloses Opfer sehen, können sie nicht widerstehen, so der Subtext beim Wolfsvergleich.

 

Italiens „First Gentleman“ hätte den Zeitpunkt für seinen Ratschlag nicht unglücklicher wählen können: Italien ist derzeit geschockt über zwei Gruppenvergewaltigungen. In Palermo haben sich im Juli sieben junge, zum Teil noch minderjährige Männer hintereinander an einer 19-Jährigen vergangen und ihre Tat mit dem Mobiltelefon gefilmt. „Sieben Hunde auf einer Katze“, johlte dabei einer von ihnen. Kurz darauf machte ein weiteres, ähnliches Verbrechen Schlagzeilen, das schon früher stattgefunden hatte, aber erst jetzt entdeckt wurde: In einem Vorort von Neapel sind ein 10- und ein 12-jähriges Mädchen von sechs Jugendlichen vergewaltigt worden. Es besteht der Verdacht, dass die von den Tätern gemachten Videoaufnahmen an Pädophile verkauft wurden.

Kritik kommt auch von Mussolinis Enkelin

Giambrunos Äusserung hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. „Einmal mehr wird die Schuld an den Vergewaltigungen den Opfern zugeschoben. Das ist inakzeptabel“, betonte Elly Schlein, Chefin des sozialdemokratischen PD. Statt den Frauen Vorschriften zu machen, müssten vielmehr die Männer dafür sensibilisiert werden, dass sexuelle Gewalt niemals durch ein vermeintlich missverständliches Verhalten der Frauen gerechtfertigt werde. Kritik kam auch von rechts: „Was Giambruno gesagt hat, ist mittelalterlich“, erklärte Alessandra Mussolini, Enkelin des früheren Diktators Benito Mussolini und Europa-Parlamentarierin. Solche Aussagen führten nur dazu, dass sich vergewaltigte Frauen noch weniger trauen würden, zur Polizei zu gehen.

Giorgia Meloni, Chefin der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia, hat sich zur Aussage ihres Partners bisher nicht geäußert. Es ist aber offensichtlich, dass der redselige Giambruno zunehmend zu einer politischen Belastung für die Regierungschefin wird, zumal auch Meloni den Kampf gegen sexuelle Gewalt zu einer Priorität ihrer Rechtskoalition erklärt hat. Die Zeitung „La Stampa“ hat Giambruno gestern bereits mit Prinz Philipp, dem Gemahl der früheren englischen Königin Elisabeth verglichen, der ebenfalls kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen hatte.

Im Juli attackierte Giambruno den deutschen Minister Lauterbach

Schon im Juli hatte TV-Mann Giambruno mitten in der extremen ersten Hitzewelle und bei Temperaturen von über 40 Grad in Rom erklärt, dass es für ihn „keine Nachricht ist, wenn es im Sommer warm ist“. Damit ist er in Italien zur Ikone der heimischen Klima-Leugner geworden. Kurz darauf pöbelte er gegen den deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der sich als Italien-Tourist erfrecht hatte, auf Twitter wegen des Klimawandels düstere Prognosen für die italienische Fremdenverkehrsbranche abzugeben. „Wenn es dir hier zu heiß ist, dann bleib doch zuhause“, riet der Meloni-Verlobte Lauterbach. „Im Schwarzwald geht es dir doch gut, nicht wahr?“