Jill Biden So tickt Amerikas zukünftige First Lady

Jill Biden wird, wenn der Wahlausgang formal besiegelt ist, im kommenden Januar als neue First Lady ins Weiße Haus einziehen. Die 69-Jährige dürfte diese Rolle für mehr Impulse nutzen als ihre Vorgängerin.
Washington - Jill Biden ist für ihren Ehemann Joe eine Lebensstütze, Beraterin, Wahlkämpferin und sogar inoffizielle Personenschützerin. Jetzt bekommt die Ehefrau des Siegers der US-Präsidentschaftswahl noch eine weitere Rolle: Die frühere Second Lady wird, wenn der Wahlausgang formal besiegelt ist, im kommenden Januar als neue First Lady ins Weiße Haus einziehen. Die 69-Jährige dürfte diese Rolle für deutlich mehr Impulse nutzen als die scheidende First Lady Melania Trump.
In den vergangenen Wahlkampfmonaten ist die Lehrerin mit dem Doktortitel in Erziehungswissenschaften immer wieder prominent in Erscheinung getreten. Im März wurde sie mit ihrem geistesgegenwärtigen und beherzten Einsatz gegen zwei Störerinnen bei einem Wahlkampfauftritt ihres Mannes zum Internet-Star. Sie wehrte nacheinander gleich zwei Veganismus-Aktivistinnen ab, die auf die Bühne gestürmt waren.
Lesen Sie hier: Diese Hunde ziehen mit Joe Biden ins Weiße Haus ein
Politikergattin sorgte für Aufsehen
„Ich bin wahrscheinlich der einzige Präsidentschaftsbewerber, dessen Ehefrau gleichzeitig der Secret Service ist“, scherzte Joe Biden später. Vor wenigen Wochen dann sorgte die blonde Politikergattin für Aufsehen, als sie ihren Mann freundlich, aber bestimmt zurückzog, als er inmitten der Corona-Krise zu nahe vor Journalisten stand. Eine deutliche Erinnerung daran, wie ernst das Biden-Team die Pandemie nimmt - und wie sehr Jill Biden auf ihren 77 Jahre alten Mann aufpasst.
Im aufreibenden Wahlkrimi der vergangenen Tage stand sie wieder fest an der Seite des Kandidaten. Die Bidens bilden schon seit mehr als vier Jahrzehnten ein unzertrennliches Duo. Der damalige Senator und die geschiedene Englischlehrerin, geborene Jacobs, heirateten 1977. Biden hatte fünf Jahre zuvor bei einem Autounfall seine erste Ehefrau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi verloren. Jill gab vorübergehend ihren Job als Lehrerin auf, um die Kinder großzuziehen, Bidens Söhne und später die gemeinsame Tochter Ashley.
Lesen Sie hier: Wer stand mit Joe Biden auf der Bühne?
Als Joe Biden 2008 als Vize an der Seite von Barack Obama das Weiße Haus eroberte, wurde Jill Biden Second Lady der USA. Eine herzliche Persönlichkeit, energiegeladen, eloquent, mit einer Vorliebe für farbenfrohe Kleider, hohe Lederstiefel und Perlenschmuck. Und beruflich unabhängig: Selbst als Second Lady unterrichtete „Dr. Biden“ an einem sogenannten Community College, einer Art Zwischenstufe zwischen Schule und Universität.
Die Bidens demonstrieren Zuneigung
Anders als die Trumps demonstrieren die Bidens stets Nähe und Zuneigung. „Ich bin Joe Biden und ich bin Jills Ehemann“, stellt sich der Präsidentschaftskandidat gerne vor, ganz der Gentleman alter Schule - so auch auf der Siegesfeier am Samstag in Wilmington, bei der er seine Frau, Sohn Hunter, Tochter Ashley und mehrere seiner Enkel auf die Bühne holte.
Lesen Sie hier: Wer ist die Familie Biden?
Die 69-Jährige wiederum legte sich im Wahlkampf mächtig für ihren Mann ins Zeug, reiste bis zuletzt in umkämpfte Schlüsselstaaten und bewarb ihren Gatten als Versöhner des Landes. In ihrer Rede beim Nominierungsparteitag der Demokraten im September zog Jill Biden eine Linie zwischen den persönlichen Tragödien im Leben ihres Mannes und der Herausforderung, die zutiefst gespaltenen Vereinigten Staaten wieder zu versöhnen. „Wie bringt man eine gebrochene Familie wieder zusammen? Genauso, wie man eine Nation zusammenbringt: Mit Liebe und Verständnis und kleinen Gesten der Güte, mit Mut, mit unerschütterlichem Glauben.“
Als First Lady dürfte Jill Biden einen Schwerpunkt auf Bildung legen - und möglicherweise weiter selbst unterrichten. „Die meisten amerikanischen Frauen haben ein Arbeitsleben und ein Familienleben, aber First Ladies hatten nie wirklich das Recht dazu“, sagt die Geschichtsprofessorin Katherine Jellison. „Vielleicht sind die Amerikaner jetzt bereit für eine First Lady, die nicht rund um die Uhr im Weißen Haus auf Abruf bereit steht.“
Die 69-Jährige jedenfalls hat angekündigt, sich ganz in den Dienst des Landes stellen zu wollen: Als First Lady werde sie jeden Tag hart arbeiten, „um diese Nation besser zu machen“.
Unsere Empfehlung für Sie

Neuer US-Präsident nach Inauguration Wie Joe Biden die USA wieder zu einem normalen Land machen will
Am ersten Tag unterzeichnet Joe Biden 17 Dekrete, um die Politik von Donald Trump rückgängig zu machen. Mauer zu Mexiko, Klimaschutzabkommen, Einwanderungsstopp für Muslime – alles Geschichte.

Inauguration des US-Präsidenten So will Joe Biden Amerikas Seele heilen
Mit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten endet die von Skandalen geprägte Regierungszeit von Donald Trump. Joe Biden hat eine klare Botschaft, und auch Trump verabschiedet sich nicht ohne eine Ankündigung. Die wichtigsten Momente der Inauguration in Washington.

Vereidigung des neuen US-Präsidenten Joe Biden will USA nach Amtseinführung auf neuen Kurs bringen
Corona, Klima, Ungleichheit: Mehrere Krisen werden die Bidens Amtszeit als US-Präsident bestimmen. Unmittelbar nach seiner Vereidigung will er Entschlossenheit beweisen. Unterdessen schotten die Behörden die US-Hauptstadt aus Sorge vor Gewalt immer weiter ab.

Donald Trumps Abschiedsrede Scheidender US-Präsident will für Erfolg der Biden-Regierung beten
Der scheidende US-Präsident Donald Trump hat in seiner Abschiedsrede die Bilanz seiner Amtszeit verteidigt - und zum Gebet für die Regierung seines Nachfolgers Joe Biden aufgerufen.

Trumps erstaunliche Geste Ein „sehr wohlwollender Brief“ für Biden
Präsident Reagan begründete 1989 die Tradition, dem Nachfolger ein persönliches Schreiben im Oval Office zu hinterlassen. Donald Trump hat zwar verzweifelt versucht, seinen Nachfolger zu verhindern - einen „wohlwollenden Brief“ hat er Joe Biden aber doch hinterlassen.

Joe und Jill Biden im Weißen Haus Die Bidens beziehen ihr neues Heim
Der 46. Präsident und die First Lady sind endlich am Ziel: 1600, Pennsylvania Avenue. Donald und Melania Trump sind nicht da, um die Bidens im Weißen Haus zu empfangen.