Die Kickboxerin Christine Theiss steigt am Freitagabend zu ihrem letzten Kampf in der Bayreuther Oberfrankenhalle in den Ring. Danach plant die promovierte Ärztin eine Karriere als Fernsehmoderatorin.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Bayreuth - Dass sie sich durchzuschlagen weiß, das hat Christine Theiss im professionelle Kickboxring hinlänglich bewiesen. Warum also sollte sie sich künftig nicht auch im medialen Haifischbecken freischwimmen? Denn die 33-Jährige aus dem Seilgeviert, die es als Frau in der Männerdomäne Kickboxen immerhin zur deutschen Frontfigur geschafft hat, arbeitet bald ausschließlich an ihrer Karriere als TV-Moderatorin. „Spannender als der Klinikalltag“, sagt die promovierte Medizinerin, deren Mann als Kardiologe arbeitet, „ist das Fernsehgeschäft allemal.“

 

Mit der Diätshow „The Biggest Loser“ und dem Format „Mein Mann kann“ auf Sat 1 hat Theiss bereits erste Arbeitstage vor der Kamera hinter sich. Experten bescheinigen der Kampfsportlerin auch hier einiges an Talent. Anderen ehemaligen Boxerinnen wie etwa Regina Halmich, die einst ebenfalls vom Erfolg im Schweinwerferlicht träumte, sei Theiss in puncto Kameratauglichkeit um Längen voraus, heißt es in der Szene.

Rückkampf gegen Olga Stavrova

Bis sich die Blondine aber ausschließlich ihrem neuen Berufsfeld widmen darf, muss sie ihr gewinnbringendes Lächeln noch ein letztes Mal hinter einem Mundschutz verbergen. Denn am Freitagabend (23.15 Uhr/Sat 1) wird es im sportlichen Finale ihrer Laufbahn ernst. Dann steht in der Bayreuther Oberfrankenhalle der Rückkampf gegen Olga Stavrova an. Die Russin hatte im Juni dieses Jahres für ein Novum gesorgt: Sie hatte Theiss im achten Jahr ihrer Profikarriere nach 37 erfolgreich absolvierten Kämpfen die erste Niederlage beigebracht.

Mehr noch: die 1,65 Meter kleine Stavrova hatte die zehn Zentimeter größere Christine Theiss im Ring vorgeführt. In Runde fünf musste die Weltmeisterin nach einem linken Haken ihrer Gegnerin zu Boden. „Der Niederschlag hat mir zu schaffen gemacht. Ich habe mich bis zum Schluss nicht mehr davon erholt“, sagte Theiss, die in Greiz in der DDR geboren wurde und 1984 mit der Familie nach Bayreuth übersiedelte. „Mein letzter Kampf wird mir hoffentlich als eines der Highlights meiner Profikarriere in Erinnerung bleiben. Ich werde alles tun, um mir den Weltmeistertitel von Stavrova zurückzuerobern“, sagt Theiss vor dem Showdown in der Stadt, in der sie einst aufgewachsen ist.

Theiss ist als Hauptkämpferin und Expertin gefragt

Bereits im Alter von sieben Jahren hatte die Münchnerin mit dem Kickboxen begonnen. Der finale Kampf noch – und „toi, toi, toi, hoffentlich ein Sieg“, dann werden sie ihre First Lady im noblen Schwabing sehr vermissen, wo die Steko-Brüder Mladen und Pavlica ihr Gym stehen haben. „Sie wird immer einzigartig bleiben. So eine tolle Kämpferin mit dieser Kamerapräsenz gibt es nicht noch einmal“, sagt der Trainer Mladen Steko. Wenn bei der „Steko’s Fight Night“ die Lichter überm Ring angeknipst wurden, dann hatte Christine Theiss zwar nicht die dicksten Muskeln, stand aber immer im Mittelpunkt: Entweder als Hauptkämpferin im Ring, oder – wenn sie gerade nicht selbst boxte – als gefragte Expertin.

„Das Interesse an mir ist da, weil Männer im Kickboxen nun mal nichts Besonderes sind“, sagte Theiss einmal über ihre Erfolgsformel. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Denn „Frau Doktor Kick“ ist eben nicht nur nach Einschätzung des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein „sportlich, hübsch und erschreckend g’scheit“.

Mit derselben Raffinesse, mit der sie im Ring die Taktik ihrer Gegnerinnen ausspionierte, verstand sich Theiss auch in der Rolle der smarten Kickboxlady. Und so trat sie etwa Stefan Raab einen Apfel vom Kopf, posierte für ein Männermagazin im Bikini am Pool – oder gab sich ironisch locker bei der ZDF-Sendung „Pelzig hält sich“. Vordergründig tat sie dies, um ihre raue Sportart mit einer charmanter Note zu versehen – und populärer zu machen. Dass derlei Auftritte aber auch den eigenen Marktwert steigern, weiß Christine Theiss längst.

Ehe mit dem Sport Schluss ist, gilt es am Freitag die offene Rechnung mit der kleinen Stavrova zu begleichen. „Olga hat in der Zwischenzeit sicher nicht ihre Arme und Beine verlängert“, gibt die Kickerboxerin Einblicke in ihre Taktik: „Ich muss also meine Reichweitenvorteile besser nutzen.“