Die Stuttgarter Kickers haben gegen Holstein Kiel 0:0 gespielt – und warten damit in der dritten Liga seit sechs Punktspielen auf einen Sieg. Am Samstag beginnt bereits die Rückrunde – mit einem Heimspiel gegen Wehen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Reutlingen - Horst Steffen kann sich auf sein Gefühl verlassen – was nicht immer von Vorteil sein muss. Am Samstag kam dem Kickers-Trainer jedenfalls vor dem Spiel gegen Kiel plötzlich in den Sinn: „Ein 0:0 hatten wir diese Saison noch nie.“ 90 Minuten später war es da. Auch wenn es nicht das Wunschergebnis war, „kann ich mit diesem Unentschieden leben“, sagte Steffen, dessen Team nun seit sechs Punktspielen ohne Sieg ist, während die Gäste seit zehn Spielen ohne Niederlage sind.

 

Die 2555 Zuschauer in Reutlingen konnten zumindest erahnen, dass dies kein Zufall ist. „Sie haben uns alles abverlangt“, gab Steffen zu, „das war eine starke Leistung, das muss man auch einmal anerkennen.“ Und weil daneben weiter der Kapitän Enzo Marchese sowie kurzfristig der Torjäger Elia Soriano (Knieprobleme) fehlten, was auch einen Qualitätsverlust bedeutet, so Steffen, sind die Gründe für das erneut fehlende Erfolgserlebnis rasch aufgeführt. Hinzu kommt, dass sich die Gegner in der Zwischenzeit ganz offensichtlich besser auf die Spielweise der Kickers eingestellt haben und am Samstag den heiß umworbenen Pass- und Ideengeber Besar Halimi praktisch kaum zur Entfaltung kommen ließen, indem sie auf ihn mit Rafael Kazior einen großen Gegenspieler ansetzten.

Es war bekannt, dass die Gäste mit einer Manndeckung agieren würden, deshalb versuchte es Steffen mit Gerrit Müller auf der Mittelstürmerposition, um die Kieler Innenverteidiger herauszulocken, was nur bedingt gelang. Zwar war Müller der auffälligste Stürmer der Kickers, aber letztendlich ließ er den Zug zum Tor vermissen, sodass es in der besten Phase nach der Pause bei Chancen für Halimi und Daniel Kaiser blieb – und dem Unentschieden. „Der letzte Siegeswille hat irgendwie gefehlt“, sagte Fabian Gerster. Auch weil sich Kiel fast keinen Fehler erlaubte. „Es ist eben nicht selbstverständlich, dass wir permanent Siege einfahren“, sagte Steffen nach zuletzt fünf Unentschieden, die das Team in der Tabelle nicht voran bringen.

Von einer Krise will der Trainer dennoch nicht sprechen. „Wir liegen voll im Soll.“ Vielleicht meinte es der Spielplan auch ein wenig zu gut mit den Kickers, die in der Anfangsphase gegen Clubs wie Regensburg, Mainz oder Köln zu relativ leichten Siegen kamen. Zuletzt gegen Teams auf Augenhöhe taten sich die Kickers zunehmend schwerer, was in Anbetracht der Ausgeglichenheit der dritten Liga allerdings auch nicht überraschen sollte. „Wir wollen unter die ersten zehn kommen“, hat Kiels Trainer Karsten Neitzel gesagt, „alles andere wäre auch gegenüber den anderen Vereinen despektierlich.“ Aber genau gegen diese Vereine der oberen Tabellenhälfte haben die Kickers in der Hinrunde kein einziges Spiel gewonnen.

Die ist zwar vorüber, doch ohne Pause folgt am Samstag der Start der Rückserie – wieder mit einem Heimspiel, diesmal gegen Wehen. Da gibt es weitere Ausfälle, so viel steht fest: Zu dem noch ein Spiel gesperrten Fabian Baumgärtel gesellen sich Sandrino Braun (fünfte Gelbe Karte) sowie Kaiser, der sich eine unnötige Gelb-Rote Karte einhandelte (88.). „Keine Sorge, wir werden wieder ein schlagkräftiges Mittelfeld zusammen bekommen“, beruhigte Steffen. „Ich habe da schon ein paar Ideen im Kopf.“ Ob das ein gutes Omen ist?