Darf Joshua Kimmich weiter neben Kapitän Ilkay Gündogan im Mittelfeld ran? Bundestrainer Julian Nagelsmann hält sich alle Optionen offen.

Sport: Marco Seliger (sem)

Das vorweihnachtliche Wien leuchtet. In der alten Kaiserstadt an der Donau funkelt die Beleuchtung, der Christbaum steht am Stephansdom. Die Touristen bummeln mit vollen Einkaufstüten durch die Stadt und stärken sich schon jetzt, bei milden 15 Grad im November, an den rustikalen Holzhütten mit Glühwein und Zuckerwatte.

 

Für solche Dinge haben die Nationalelf und ihr Trainer Julian Nagelsmann vor der Partie gegen die Österreicher an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) selbstredend keine Zeit. Der Bundestrainer steht nach dem 2:3 am Samstag gegen die Türkei vor einem wegweisenden Spiel, auf das alle Aktivitäten ausgerichtet sind. Und: Nagelsmann steht vor einer zentralen Frage.

Wer darf im zentralen Mittelfeld ran?

Sie heißt: Wer darf im zentralen Mittelfeld ran? Darauf hat sich Nagelsmann festgelegt – eigentlich. Neben Kapitän Ilkay Gündogan soll dort Joshua Kimmich auflaufen. „Ich sehe Jo als Sechser“, sagte Nagelsmann am Freitag. Doch dann kamen der Samstag, das 2:3 gegen die Türkei und neue Debatten. Denn Kimmich und Gündogan harmonierten nicht gut, und das nicht zum ersten Mal – vorrangig deshalb, weil sie ähnliche Spielertypen mit ähnlichen Stärken sind, einen ähnlichen Vorwärtsdrang haben und sich mitunter im Weg stehen. Die Diskussion über Kimmichs Rolle ist also neu entflammt.

Auf die Aufstellung im Mittelfeld angesprochen erklärte Nagelsmann am späten Montagnachmittag auf der Pressekonferenz in Wien dies: „Wir wollen in unserem Spiel immer nur Nuancen anpassen, das kann auch mal personeller Natur sein.“

Wer nun zwingend etwas in diese Aussage reininterpretieren will, kommt eher zum Schluss, dass der Coach das Duo Kimmich/Gündogan im Mittelfeld trennt – das muss aber nicht so sein. Denn Nagelsmann lässt sich nicht von Expertenmeinungen und der öffentlichen Wahrnehmung treiben, er kann stur bleiben. Und seine Grundhaltung bleibt: Er sieht Kimmich als Sechser.

Goretzka als Option

Die Frage, die sich aber auch dem Bundestrainer stellt, geht ja so: Braucht es neben Gündogan nicht doch einen klassischen Balleroberer, einen defensiv ausgerichteten Sechser, der erst mal nichts im Sinne hat, als das eigene Tor zu verteidigen? Einen Spielertypen wie Pascal Groß also, der in Amerika gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2), als Kimmich mit Fieber fehlte, Werbung in eigener Sache machte? Leon Goretzka ist eine weitere Option fürs Mittelfeldzentrum.

Nagelsmann sagt, dass Gündogan und Kimmich „vom Profil her nicht die klassischen Spieler sind, die es lieben, auf zweite Bälle zu gehen“. Das heißt: Wenn es emotional wird, wenn es auf Zweikampfhärte, aber weniger auf Ballbesitz ankommt, braucht es womöglich auch mal einen Defensivarbeiter in der Zentrale. Nagelsmann lässt sich nun alles offen. Er halte „extrem viel“ von Gündogan und Kimmich, sagte er, „aber natürlich müssen wir immer gucken, was der Gegner uns anbietet und was das Spiel verlangt“.