Das Konzept von Eltern-Kind-Gruppen passt nicht für jede Familie. Denn sie erfordern von den Eltern den Willen mitzuhelfen.

Stuttgart - Vor der Kindertagesstätte Kinderladen in der Eierstraße 141 lodert ein Feuer. Was man eigentlich nicht in einer Kita vermutet, hat hier Symbolcharakter. Das Feuer ist nicht nur Zeichen für das Leben in und mit der Natur, sondern steht auch für die flammende Leidenschaft, mit der die Eltern des Vereins hier ans Werk gehen. Denn eines muss man mitbringen, wenn man sich für eine Eltern-Kind-Gruppe entscheidet: den Willen mitzuhelfen.

Beim Tag der offenen Tür haben sich Eltern am Samstag ein Bild machen können, ob dieses Konzept für sie passt. Anders als eine staatliche oder kirchliche Einrichtung ist eine Eltern-Kind-Gruppe eine selbstverwaltete Kindertagesstätte, die von freien Trägervereinen (häufig Elterninitiativen) getragen werden und bei denen das Engagement der Eltern das A und O ist. "Ohne Eltern läuft hier nichts", bestätigt Corina Steffen, Vorsitzende der Elterninitiative Kinderladen Eierstraße, beim Rundgang .

In Stuttgart gibt es mittlerweile 38 Eltern-Kind-Gruppen. Einmal im Jahr im Februar öffnen sie ihre Pforten, damit Familien hereinschauen und sich bei Interesse auf einer der Wartelisten vormerken lassen können. Im September werden die wenigen freien Kitaplätze dann neu besetzt. Doch das hat seinen Preis: Anders als in öffentlichen Einrichtungen müssen Eltern hier mithelfen – und das nicht zu knapp. "Bei uns können Eltern ihr Kind nicht morgens absetzen und abends wieder abholen. Wir sind eine Art Großfamilie, die nur funktioniert, wenn jeder mit anpackt", sagt Corina Steffen.

"Hier hilft man sich gegenseitig"


"Deshalb ist es uns auch so wichtig, dass sich die Eltern und Kinder mit dem Kinderladen identifizieren können." Jedes Elternteil in der Eierstraße übernimmt daher ein Amt. "Die einen Eltern helfen im Garten mit, die anderen kümmern sich um kleinere Reparaturen oder kaufen ein", erklärt die Vorsitzende. "Wie zu Hause auch. Und alle drei bis vier Wochen kocht ein Elternteil für die gesamte Gruppe." Anders als zu Hause heißt das allerdings, den Kochlöffel für 16 Kinder und zwei Erzieher zu schwingen. Auch Putzen gehört ab und zu dazu.

Was sich zunächst nach viel Arbeit anhört, hat aber auch Vorteile. "Ich finde hier für meinen Sohn und mich eine Minifamilie", schwärmt Angela Kaaden, Mutter von Kaspar. "Ich bin alleinerziehend und musste deshalb früh wieder anfangen zu arbeiten. Mir war es deshalb wichtig, eine Gruppe von Eltern zu finden, denen ich vertrauen kann und die im Notfall mal einspringen können."

Deshalb meldete sie ihr Kind erst im Kinderladen Hohenheim, die schon Kinder ab eins nehmen, später dann im Kinderladen Eierstraße für Kinder zwischen drei bis sechs Jahren an. "Wenn ich mal nach vier Uhr komme, kann ich ein anderes Elternteil fragen, ob Kaspar noch mit zu ihnen kommen kann. Genauso nehme ich gerne andere Kinder mit. Hier hilft man sich gegenseitig", sagt sie.