Das Trickfilmfestival bietet Kindern keine Füllware aus der Dutzendproduktion. Die Beiträge des Wettbewerbs „Tricks for Kids“ sind abwechslungsreich, anspruchsvoll und technisch ausgeklügelt.

Stuttgart - Kinderprogramme bei einem Filmfestival haben mit Erwachsenenprogrammen eines gemeinsam: Sie sind natürlich die besten weltweit, bieten das Tollste und Originellste. Jedenfalls, wenn man den Festivalmachern glaubt. Denen von „Tricks für Kids“, dem Junge-Augen-Programm des Trickfilmfestivals, hat man bisher gern geglaubt. Und doch lobt Iris Loos, Leiterin des Kinder-Treffpunkts der Volkshochschule am Rotebühlplatz und Kuratorin der Reihe „Tricks for Kids“, die aktuelle Auswahl mit einem Seitenhieb auf früher. Mit drei Kollegen hat sie sich durch etwa 300 Einsendungen gewühlt, bis die Auswahl von 38 Werken in den beiden Kategorien Kurzfilm und Serie feststand. Nun sagt sie zufrieden: „Die handwerkliche Qualität stimmt immer, vor zehn, zwanzig Jahren war das noch anders.“ Abwechslungsreich, anspruchsvoll und technisch ausgeklügelt ist das Kinderprogramm im Metropol tatsächlich. Die sechsköpfige Kinderjury, die den mit viertausend Euro dotierten Preis für den besten Kurzfilm vergibt, hat es da nicht leicht. Wir haben aber ein paar Tipps für besonders Gelungenes, das generationsübergreifend Spaß macht.

 
Beste Teamarbeit

Dass man manche Aufgaben nicht gut alleine meistern kann, wissen schon die Allerjüngsten. Der kleine Zeitgenosse mit überlangem Hals und viel zu kurzen Ärmchen in Julia Ockers knapp vierminütigem Sketch „Krokodil“ (Freitag, 14 Uhr 30, ab 4 Jahren) muss sich dieses Wissen erst noch aneignen. Eigentlich will es sich der Geselle mit ein paar Salzstangen vor der Glotze gemütlich machen, steht sich dabei nur leider selbst im Weg. Mit klaren, reduzierten Zeichnungen bindet die Filmemacherin ein sehr junges Publikum, ältere Zuschauer verblüfft sie mit pointiertem Humor.

Im Collagetrickfilm „Steinsuppe“ (Sonntag, 14 Uhr 30, ab 6 Jahren) von Clementine Robach sieht die Welt schon komplizierter aus. Obwohl viele Tiere Tür an Tür wohnen, treffen sie sich nie. Bis eines Abends über sämtliche Fernsehgeräte eine Kochshow flimmert. Gerade als der Meister die entscheidende Zutat der Steinsuppe verraten will, fällt der Strom aus. Auf unterhaltsame Weise setzt sich der Film mit dem Thema Toleranz auseinander.

Strittigstes Vorbild

Was die beiden Dreikäsehochs in Reno Armanets rasantem Hochglanz-Abenteuer „Sugar Rush“ (Donnerstag, 14 Uhr 30, ab 8 Jahren) alles anstellen, um an einen Lutscher zu kommen, kann man nicht als Musterknabentum empfehlen. Im Affentempo heizen die Jungs auf ihrem Drahtesel einem gemeinen Lolli-Dieb hinterher. Verkehrserzieher und andere Pädagogen werden sich angesichts der knallbunten Tour de Force die Haare raufen, alle anderen können den Mut des Duos bewundern.

Sittich, Meerschweinchen und Co. sind beliebte Gefährten im Kinderzimmer. Den seltsamen Vogel, den der französische Künstler Romain Blanc-Tailleur in der ersten Episode seiner Serie „ZooZ“ (Sonntag, 17 Uhr, ab 7 Jahren) mit feinen Buntstiftstrichen auf die Leinwand zeichnet, kann man jedoch nicht im Käfig halten. Denn im Gegensatz zu seinem putzigen Äußeren hat das Vieh makabre Gewohnheiten. „Trudes Tier“ (Sonntag, 14 Uhr 30, ab 6 Jahren), erdacht von Klaus Morschheuser, ist da wesentlich anschmiegsamer. Das führt zu Problemen, als Trude ihren neuen Freund zum Feuerwerk mitbringen will. Mit schnodderigem, zugleich einfühlsamem Humor erzählt Morschheuser davon, wie man unangenehme Gefühlen wie Eifersucht und Verlustangst überwinden kann. Was es bedeutet, wenn man alles vergisst, erfahren Kinder in der elfminütigen Adaption des bekannten Kinderbuches „Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ (Samstag, 14 Uhr 30, ab 6 Jahren). Christian Asmussen und Matthias Bruhn entwickeln eigenständige Bilder für die anrührende Fabel zum Thema Demenz, in dem sie Lege- und Zeichentrick mit 2D-Computeranimationen mischen.

Schwierigste Freundschaft

Was sind wir ohne Freunde? Wie Vorurteile und soziale Missstände Freundschaften behindern können, zeigt Baoying Bilgeris melancholischer Kurzfilm „Bambustempelstraße“, der in China spielt. Zwei Mädchen versuchen die Kluft zwischen ihren Familien zu überwinden, aber ob das gelingt? Ganz so düster sieht die Welt im Inneren eines Kühlschranks in Josefine Hässlers ulkiger Romanze „Wurst“ nicht aus. Doch leicht hat es der Titelheld mit zwei Zipfeln nicht, bis er seiner Angebeteten Frau Brot endlich nahe kommt. Die Ästhetik des Films erinnert an Werbeclips der fünfziger Jahre (beide Filme am Donnerstag, 14 Uhr 30, ab 8 Jahren).

Innigste Familie

Die Mutter in Dina Velikovskayas anmutigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen gibt alles für ihre drei Kinder, und die Bindung hält, als diese in die Welt ziehen. Mit wenigen Strichen bringt die Filmemacherin in „About a Mother“ die Bedeutung familiärer Bande auf den Punkt. Tiefgründig geht es auch in der bittersüßen Vater-Sohn-Geschichte „Alike“ zu, die in einer gesichtslosen Metropole spielt. Die Spanier Daniel Martinez Lara und Nicolas Matji geben ihren traurigen Wesen mit großen Kulleraugen aber Anlass zur Hoffnung (beide Filme am Sonntag, 14 Uhr 30, ab 6 Jahren).