Die Frauenliste tritt zur Gemeinderatswahl in der Teckstadt Kirchheim nicht mehr an. Nach 15 Jahren wollten sich die Frauen die kommunalpolitische Ochsentour mit der Listenaufstellung und dem Wahlkampf nicht mehr antun.

Kirchheim - Unabhängig davon, wo die Wählerinnen und Wähler am Sonntag, 26. Mai, ihre Kreuzchen machen, endet im Kirchheimer Gemeinderat eine Ära. Die Frauenliste, in der aktuellen Ratsrunde noch mit drei Stadträtinnen vertreten, tritt zu der Wahl nicht mehr an. Nachdem sich die beiden Gesichter der Liste, die Stadträtinnen Silvia Oberhauser und Eva Frohnmeyer-Carey, aus der aktiven Politik zurückziehen, kapitulierten die Kirchheimer Frauen vor der Doppelaufgabe, einerseits aussichtsreiche Kandidatenvorschläge zu machen und andererseits einen erfolgversprechenden Wahlkampf zu organisieren. Die dritte aktuell für die Frauenliste noch aktive Stadträtin, Sabine Lauterbach, hat auf der Liste von Bündnis 90/Die Grünen eine neue kommunalpolitische Heimat gefunden.

 

Die Frauenliste war vor 15 Jahren in der Teckstadt angetreten, um in dem männerdominierten Gemeinderat ein Gegengewicht zu bilden. Damals hatten in dem 34 Mitglieder zählenden Stadtparlament gerade mal sechs Frauen Sitz und Stimme. In der jetzt zu Ende gehenden Wahlperiode waren es immerhin elf. Mehr, das zeigt ein Blick auf die Bewerbersituation, werden es wohl kaum werden. Daran dürften auch die Linken nichts ändern, die zum ersten Mal in Kirchheim antreten. Auf ihrer Kandidatenliste stehen doppelt so viel Männer- wie Frauennamen.

Die Platzhirsche steigen wieder in den Ring

Auch aus den Reihen der etablierten Parteien gibt es keine Anzeichen, dass sich die Waage entscheidend zugunsten der Frauen neigen könnte. Bei den drei stärksten Fraktionen, den Freien Wählern, der CDU (jeweils sechs Männer und eine Frau) und der SPD (fünf Männer, zwei Frauen) steigen die etablierten Kommunalpolitiker größtenteils wieder in den Ring. Mit zwei Ausnahmen: bei der CDU stellt sich Stefan Gölz nicht mehr zur Wahl und bei der SPD fehlt der Name von Walter Aeugle auf der Kandidatenliste. Der 72 Jahre alte frühere Fraktionschef der Sozialdemokraten verabschiedet sich nach 35 Jahren im Gemeinderat aus der aktiven Kommunalpolitik.

Die bundes- und landesweit auf der Erfolgswelle schwimmenden Grünen – bisher mit drei Frauen und drei Männern im Gemeinderat – haben sich dem Vernehmen nach diese Mal leicht getan, ihre Liste mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zusammenzustellen. Von den amtierenden Grünen-Stadträtinnen und -räten tritt lediglich Renate Hirsch nicht mehr an. Die FDP und die Christliche Initiative Kirchheim (CIK), bisher mit jeweils zwei Mandaten im Ratsrund vertreten, schicken wieder das bewährte Personal ins Rennen um die 34 Sitze.

Mammutaufgabe Wohnungsbau

Die Herausforderungen, die auf den neuen Gemeinderat warten, sind gewaltig. In dem rund 40 000 Einwohner zählenden Kirchheim fehlt es an Wohnraum, vor allem für Menschen mit schmalerem Geldbeutel. Diese Einschätzung eint die Fraktionen über die Parteigrenzen hinweg, die in dem auf Konsens bedachten Gemeinderat in der Teckstadt traditionell nicht so scharf gezogen werden wie andernorts. Selbst über die Größenordnung der Mammutaufgabe wird nicht ernsthaft gestritten. Mehr als 1000 Wohnungen sollen in den kommenden Jahren entstehen.

Der Stand der Dinge lässt sich im Steingau-Areal trefflich ablesen. Dort sieht man eine tiefe, beinahe fußballplatzgroße Baugrube, in deren Mitte ein Kran steht – als Versprechen für ein innerstädtisches Wohngebiet, in dem mehrere hundert Menschen eine Heimat finden sollen. Weil auch andernorts schon von Kränen gesäumte Baugruben ausgehoben sind, bestehen gute Chancen, den bis 2030 erwarteten Einwohnerzuwachs von zehn Prozent in geordnete Bahnen zu leiten.

Ein zentrales Thema der kommenden Wahlperiode wird die Frage sein, ob sich die Stadt, die im Kernhaushalt nahezu schuldenfrei ist, wieder ein Hallenbad leisten kann oder will. Die immerhin schon acht Jahre zurückliegende Schließung der nicht mehr sanierungswürdigen und inzwischen abgerissenen Anlage liegt immer noch wie Blei auf der kommunalpolitischen Befindlichkeit. Bevor jedoch das einvernehmliche Wollen zum Machen wird, sollen die umliegenden Gemeinden mit ins Boot geholt werden.