In der Keplerstadt steht eines der wenigen erhaltenen Kapuzinerklöster Schwabens. Viele Jahre lag es im Dornröschenschlaf.

Sie waren in offenen Ledersandalen unterwegs, trugen braune Wollkutten mit spitz zulaufenden Kapuzen und einer Kordel um die Hüfte, hatten oft lange Bärte und erbettelten immer wieder Almosen: Die Mitglieder des Kapuzinerordens. Im 16. und 17. Jahrhundert sah man sie wahrscheinlich öfter in den Straßen Weil der Stadts. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges und in einer Welt, die gerade erst stark von der Pest gebeutelt war, kamen sie als Missionare in die ehemalige Reichsstadt.

 

Die Kapuziner hinterließen ihre Spuren

Im lutherischen Württemberg war Weil der Stadt eine katholische Insel – und das sollte auch so bleiben. Um den katholischen Glauben der Weiler zu festigen, holte man 1640 erstmals zwei Kapuziner aus der Schweiz ins Ländle. Als Weil der Stadt Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich doch württembergisch wurde und seinen Status als Reichsstadt verlor, mussten die Kapuziner zwar von dannen ziehen. Während ihres 170-jährigen Wirkens hatten sie die Keplerstadt aber geprägt – sowohl menschlich, als auch baulich.

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Neben dem sogenannten Terminieren, dem Betteln um Almosen, warfen sich die Kapuziner als Orden mit besonderer Nähe zum einfachen Volk auch mit voller Inbrunst in die Krankenpflege und Seelsorge. Diese Aufgabe verfolgten sie zunächst in einem kleinen Haus, dass sie bei ihrer Ankunft in Weil der Stadt vom damaligen Stadtschreiber geschenkt bekommen hatten. 1669 begann der Bau eines neuen Hospizes inklusive Kapelle: Von den Weilern im Volksmund auch liebevoll „’s Klösterle“ genannt.

Aus der Kirche wurde eine Scheune

Was heute ein beliebter Veranstaltungsraum in der Stadt ist, war nach dem Fortgehen der Kapuziner aber zunächst für viele Jahre dem Verfall ausgesetzt. Anfang des 19. Jahrhunderts kauften Bauern die Anlage und nutzten die Kirche als Scheune. Später befand sich hier eine Teppichfabrik, bis Ende des 20. Jahrhunderts wurde im Klösterle auch immer wieder gewohnt. Für diese Zwecke veränderte man die alten Gemäuer auch stets baulich, brach etwa ein großes Loch in die Wand der Scheune, um ein Tor einzubauen. Und auch mangelnde Pflege trug dazu bei, dass das historische Gebäude – eines der wenigen erhaltenen Kapuzinerklöstern in Schwaben – im Dornröschenschlaf lag.

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Rettung nahte, als die Stadt vor gut 20 Jahren die ehemalige Kirche kaufte, diese ab 2004 mithilfe eines neugegründeten Fördervereins zum Veranstaltungsraum ausbaute und dabei die wenigen Überbleibsel der kirchlichen Nutzung liebevoll restaurierte. 2012 wurde das neue Klösterle eingeweiht. Seitdem finden hier Privatfeiern, Podiumsdiskussionen und Konzerte der Reihe „Klassik im Klösterle“ statt.

Nordbau soll noch renoviert werden

Noch länger im Privatbesitz waren der daneben liegende Nordbau, bis auch dieser 2017 schließlich in Besitz der Stadt überging. Der Nordbau soll in den kommenden Jahren ebenfalls renoviert werden, die Planungen hierfür seien schon ziemlich weit, berichtet Rolf Blumhardt, der Vorsitzende des Fördervereins Klösterle. „Im ehemaligen Speisesaal soll etwa ein zweiter Saal für kleinere Veranstaltungen entstehen.“ Finanziert wird die Renovierung unter anderem durch staatliche Förderungen, auch der Förderverein gibt einen Teil dazu.

Für Weil der Stadt ist das Klösterle inzwischen Stammadresse in Sachen Kultur – und hat besonders für die Klassik „ein richtig schönes Ambiente“, freut sich Blumhardt.