Dass mir meine Kinder über den Kopf wachsen, hat auch einen Vorteil. Denn momentan würde den Frauen in unserer Familie eigentlich ein Kleiderschrank reichen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Es ist eine Erfahrung, die alle Eltern machen müssen: Der Nachwuchs wird viel zu schnell groß. Eben noch hat er auf dem Schaukelpferd gesessen, am Schnuller gesaugt und in die Windeln gemacht (natürlich alles gleichzeitig), und schon wächst er einem buchstäblich über den Kopf. Zugegeben, bei meinen 1,60 Meter ist das keine besondere Leistung. Meine ältere Tochter erzählt jedem, der es wissen möchte, dass sie mittlerweile einen halben Kopf größer sei als ich. Ich korrigiere dann immer und erkläre, dass es nur wenige Zentimeter sind. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Und auch meine jüngere Tochter befindet sich schon fast auf Augenhöhe mit mir – zumindest, wenn man das allein an der Körpergröße festmachen will.

 

Wenn die Kinder groß werden, hat das auch Vorteile. Denn streng genommen reicht den Frauen in unserer Familie mittlerweile ein Kleiderschrank, da wir alle drei nahezu die selbe Konfektionsgröße haben. Ich habe mittlerweile zwei meiner Jeanshosen aus den eigenen Jugendtagen an meine große Tochter weitergeben. Nicht etwa, weil sie mir nicht mehr passen würden, sondern, weil ich mich inzwischen schlicht zu alt für zweifarbige Hosen mit Schlag fühle. Aber meine Große findet sie cool, und kann sicher sein, dass niemand in ihrer Klasse die gleichen hat. Wie gut, dass sich Mode in regelmäßigen Abständen wiederholt.

Die richtigen Klamotten für viele Faschingskostüme

Und auch an Halloween und Fasching hat die Einheitskleidergröße enorme Vorteile. Die eine will eine mysteriöse Zauberin werden? Kein Problem, ich habe noch einen schwarzen Rock aus der Kollektion „Buffy – im Bann der Dämonen“ (eine TV-Serie, die um die Jahrtausendwende angesagt war) und ein dunkles Oberteil mit geheimnisvollen Zeichen und Trompetenärmeln. Die andere will Luna Lovegood aus „Harry Potter“ sein? In meinem Kleiderschrank finden sich das passende Jackett in Altrosa, ein bunter Rock und eine geringelte Strumpfhose. Nur den Zauberstab, die Radieschenohrringe, die Gespensterbrille (mit der man Schlickschlupfe sehen kann) und den „Klitterer“ (die Zauberer-Zeitung, die von Lunas Vater herausgegeben wird) müssen wir noch basteln. Und auch ich profitiere, wenn ich zum Bespiel mal ein freches T-Shirt für eine Gartenparty suche. In meinem Schrank sind die meisten alltagstauglichen Oberteile unauffällig marineblau, da haben die Kommoden der Kinder mehr zu bieten.

Besonders praktisch ist die gemeinsame Größe bei Outfits, die man ohnehin nur wenige Male im Jahr braucht, also zum Beispiel wenn es mal besonders schick und festlich sein soll. So zum Beispiel beim Chorauftritt der Kleinen oder beim Klaviervorspiel der Großen. Und so ist auch die Whatsapp zu erklären, die ich neulich von meiner 13-Jährigen bekommen habe, als sie mit der Klasse in die Oper gegangen ist. Diese lautete kurz, bündig und rein informativ (es war keine Frage, sondern eine Feststellung): „Mama, ich nehme dein schwarz-weißes Kleid!“ Meine Antwort: „Passende Strumpfhosen findest du ganz unten im Schubfach.“

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Alexandra Kratz hat zwei Töchter, welche mitten in der Pubertät stecken. Allzu oft erkennt sie sich dabei in ihren eigenen Kindern wieder.