Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche ist so wenig los, dass der Landesinnenminister als Entertainer fungiert und Herrenberg sich über braunes Schild freut.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Herrenberg - Eigentlich hätte der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages am 5. November zu einer Sondersitzung zusammenkommen sollen. Aber das Treffen wurde abgesagt, „da es keine weiteren Themen gibt“. Die Zentralstelle des Landratsamtes fügt entschuldigend an: „Wir bitten um Verständnis.“ Die Sondersitzung sei im Vorgriff aufgrund der Erfahrungen aus den letzten Jahren terminiert worden, „da insbesondere in der Herbstrunde die Tagesordnungen ziemlich gefüllt waren und so Sitzungszeiten in Überlänge unvermeidlich waren“. Aber diesen Herbst herrscht total tote Hose.

 

Der einzige Aufreger seit Beginn des Sommerlochs ist die Sindelfinger Haushaltslage. Der drastische Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen hat am Ende auch nur zwei Dutzend Bürger interessiert: So wenige waren zur diesbezüglichen Informationsveranstaltung gekommen. Da hätte man sich die Überstunden der ebenso zahlreich vertretenen Verwaltungsmitarbeiter besser sparen sollen. Der Mötzinger Bürgermeister Marcel Hagenlocher hat angesichts der Arbeitsebbe schon Konsequenzen gezogen: Er fährt diese Woche mit seinen Bürgern zum Great Barrier Reef. Bis ganz nach Australien reist er zwar nicht, obwohl er im Moment wohl nicht viel besseres zu tun hätte. Der Ausflug zum Pforzheimer Gasometer wird aber schon eine willkommene Abwechslung zum Däumchendrehen sein.

In Berlin sind Tampons ein Thema

Sogar in Berlin ist derart wenig los, dass Marc Biadacz sich mit den Preisen von Tampons beschäftigt. Die Überschrift zu seiner Mitteilung aus dem Bundestag klingt nach purer Verzweiflung: „Petitionsausschuss berät Mehrwertsteuersenkung auf Periodenprodukte“. Allerdings haben rund 80 000 Menschen per Unterschrift gefordert, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf Tampons, Binden und Menstruationstassen anzuwenden wie er etwa für Lebensmittel gilt. Ganz nebenbei: Auf einen Liter Bier werden im Schnitt etwas mehr als zwei Prozent Steuer erhoben. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sei entschlossen, den Steuersatz von 19 auf sieben Prozent zu senken, berichtet der Böblinger Bundestagsabgeordnete.

Auch auf die Sozialdemokraten wirkt das themenarme Herbstloch geradezu stimulierend: „Bei all dem Gegenwind, den die Demoskopen zur Zeit der SPD attestieren, sieht Andreas Stoch seine Partei in der Rolle des Hoffnungsträgers“, heißt es in einer Mitteilung des Landesvorsitzenden vor einem Besuch am Mittwoch, 23. Oktober, in Waldenbuch. Mal sehen, ob die Veranstaltung mehr Besucher anlockt als das Sindelfinger Haushaltsloch.

Ein sprechendes Schild für Herrenberg

Zum Glück ist die Mitmachstadt Herrenberg nie um ein aufregendes Thema verlegen. Sie verschickte diese Woche eine Mitteilung zu den braunen Hinweistafeln entlang der Autobahn: „Das Herrenberg-Schild wurde nach einem Unfall nicht nur wieder aufgestellt, es bietet mittels einer App auch ein neues Audio-Erlebnis“, verkündet sie, falls niemand den Hinweis vermisst hat. Das ist für denjenigen keine gute Nachricht, der das Schild umgefahren hat, weil er es nicht nur wieder sehen muss, sondern auch noch hören kann. Alle anderen haben wenigstens etwas zu tun.