Bücher ausleihen, statt neu kaufen: Bartek von Die Orsons nimmt uns mit auf einen Streifzug durch seine geliebte Landesbibliothek am Charlottenplatz – und zückt gleich mehrmals die „Bib“-Karte.

Besser haben als brauchen. Wir kennen es doch alle, nicht wahr? Wir wollen etwas recherchieren, aber nicht im Internet, sondern in einem Buch, so richtig mit Stift und Sätze unterstreichen und abschreiben in einen Schreibblock wie in der Schule damals. Vielleicht geht es um einen vergessenen deutschen Schriftsteller, der vielleicht laut Thomas Mann der wortreichste war, den wir hatten.

 

Heute wird er gar nicht mehr gelesen. Erst wollten wir schon ein Buch kaufen im Internet, da fiel uns ein, dass wir doch eine Landesbibliothek am Charlottenplatz haben.

Wir gingen hinein und fragten nach Werken von Rudolf Borchardt. Blieben lange in der Bibliothek, unterstrichen Sätze über „schöpferische Restauration“ und wollten gar nicht wieder gehen. Doch, Moment, es gibt eine Möglichkeit das Buch mitzunehmen und zuhause weiterzulesen. Die Büchereikarte.

Ein Hoch auf die „Bib“-Karte

Wer jetzt denkt, das mache gar keinen Sinn, noch eine weitere Karte im Portemonnaie, dem sei versichert, es lohnt sich alle mal. Nicht alle Bücher will man kaufen, manche Bücher wollen wir einmal anlesen, weil die Autor:innen uns interessieren. Zack, Strichcode gescannt, Bücher mitgenommen, manchmal drei, manchmal fünf. Oder auch nur eines, für den Urlaub. Das spart viel Geld, denn die Karte kostet für ein ganzes Jahr 30 Euro. Oder zum Testen für drei Monate acht Euro. Das ist doch zauberschön!

Verpasste Fristen und andere Missgeschicke

Gut, natürlich kommt es vor, dass ich vergesse, noch ein ausgeliehenes Buch zuhause herumliegen zu haben und dann kommt ein Brief von der Landesbibliothek und ich werde aufgefordert 1,50 Euro zu zahlen. Das ist zu verschmerzen. Das zwickt nicht. Wo es allerdings weh tun kann, ist, wenn man aus Versehen eine halbe Tasse Tee, die man leer wähnte, über ein ausgeliehenes Buch schüttet. Fristgerecht zurückgebracht, wurde es von der Bibliothekarin kritisch beäugt, zurecht, nun sah ich es auch. Gewellte gebräunte Seiten. "Äh...das müssen sie ersetzen." Aufzeichnungen eines Jägers - von Seregejewitsch Turgenew. Das gab es nur noch in einer Ausgabe für 40 Euro. Dafür durfte ich das in Mitleidenschaft gezogene Buch behalten. Immerhin.

Es vergehen kaum zehn Tage, ohne dass ich in der Landesbibliothek durch die Gänge wusel. Die neue Stadtbibliothek am Milaneo dagegen suche ich nicht ganz so oft auf. Sie hat aber natürlich ebenso ihren Reiz. Gilt mein Büchereiausweis auch dort? Das müsste ich mal herausfinden.

Für alle Bibliophilen, die noch wie ich ein wirkliches Buch in den Händen halten müssen und deswegen von manchen belächelt werden, weil altmodisch, sei bitte das Literaturarchiv in Marbach zu empfehlen. Dort gibt es eine Präsenzbibliothek, in der man gut arbeiten, recherchieren, schmökern kann. Jedoch kann man trotz Bibliotheksausweis, den eine nette Dame einem ausstellt, kein Buch mitnehmen. Präsenzbibliothek checke ich noch nicht ganz, aber witzig und interessant ist es allemal.

Zurück zu meiner Büchereikarte. Zum ersten Mal habe ich, als ich gemerkt habe, dass am folgenden Tag eines meiner zu der Zeit vier ausgeliehenen Bücher sein Rückgabedatum erreichen würde, zum Handy gegriffen, um zu schauen, ob man nicht vielleicht eigenhändig für Verlängerung der Frist sorgen könnte. Und siehe da: ein Click und es ist verlängert. Weil ich guter Laune war, habe ich gleich alle vier verlängert.

Das war allerdings schon vor vier Wochen, also werde ich mich heute, am Tag des großen GDL Streiks ins Auto setzen und zur Bib fahren, neuen Lesestoff aus den Regalen ziehen.

Vielleicht sieht man sich dort, ich bin der mit Rucksack und Buch unterm Arm.

Euer Bartek.