Das Verfahren gegen den ehemaligen Porsche-Vorstandschef Wiedeking könnte auch für die Schadenersatzprozesse gegen Porsche neue Munition liefern, meint StZ-Autoexperte Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Jetzt hat es Wendelin Wiedeking doch noch erwischt. Jahrelang hatte die Staatsanwaltschaft gegen den früheren Porsche-Chef ermittelt, ob bei der versuchten Übernahme von VW durch Porsche alles sauber gelaufen war. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage erhoben, das Landgericht Stuttgart die Eröffnung des Verfahrens abgelehnt.

 

Doch das Stuttgarter Oberlandesgericht hat diese Blockade aufgehoben. Nun muss dieser so tragisch gescheiterte Manager ebenso auf der Anklagebank Platz nehmen wie sein früherer Finanzchef Holger Härter. Wiedeking hat Porsche zunächst zum profitabelsten Autobauer der Welt gemacht und Porsche dann aber beim Versuch der Eroberung von VW fast in den Ruin getrieben.

Der Prozess dürfte ein spektakuläres Medienereignis werden. Doch einfach dürfte dieser Prozess nicht werden, weil nun das Landgericht verhandeln muss, das dies eigentlich gar nicht wollte. Zudem wird es gewiss nicht einfach werden, eine Marktmanipulation zu beweisen. Wie diffizil die Materie ist, zeigt sich bereits an den zahlreichen Schadenersatzklagen von Spekulanten, die in der Übernahmeschlacht viel Geld beim Zocken mit VW-Aktien verloren haben. Die Investoren fühlen sich von Porsche getäuscht. Bisher sind die Anleger vor Gericht abgeblitzt, wenngleich noch eine Vielzahl von Verfahren laufen.

Die Anwälte dieser Kläger dürften sich nun die Hände reiben, weil sie darauf hoffen, dass im Verfahren gegen Wiedeking und Härter neue Details bekanntwerden, die sie wiederum als Munition in ihren Schadenersatzverfahren nutzen können. Ungemütlich wird es nun für Aufsichtsräte der Porsche-Holding, darunter auch Ferdinand Piëch, Wolfgang Porsche und Betriebsratschef Uwe Hück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen des Verdachts der Beihilfe zur Marktmanipulation. Hätte es kein Verfahren gegen Wiedeking und Härter gegeben, wären auch diese Ermittlungen wohl früher oder später abgeblasen worden. Doch nun müssen sie wohl befürchten, wie die ehemaligen Manager ebenfalls noch auf der Anklagebank zu landen.