Es ist gut, dass der Neubau vom Tisch ist und die Leonberger Stadthalle saniert werden soll. Leicht ist das auch nicht, kommentiert LKZ-Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Hinter vorgehaltener Hand wurde es schon länger gemunkelt, im Sommergespräch mit unserer Zeitung machte es Martin Georg Cohn jetzt offiziell: Einen Neubau der Leonberger Stadthalle wird es nicht geben. Mit dem Oberbürgermeister verlässt der letzte prominente Fürsprecher einer großen Lösung den Diskussionsring. Damit scheinen alle Träume eines großen Kongresszentrums bis auf Weiteres ausgeträumt.

 

Und das ist auch gut so. Zu viele Fragezeichen standen von Anfang an hinter einem Neubau-Projekt: Allein kann es die Stadt finanziell nicht schultern. Aber lässt sich ein Investor überhaupt finden? Und wenn ja, was macht er dann am Rande des Stadtparks? Bleibt ein modernes Kongresszentrum, das es mit den Einrichtungen großer Nachbarstädte aufnehmen soll, noch die gute Stube Leonbergs? Finden Vereine und andere lokale Akteure hier weiterhin ein Zuhause? Ist ein Hyper-Neubau das, was ein Mittelzentrum wie Leonberg wirklich braucht?

Neubau ist nicht darstellbar

Und selbst wenn all diese Fragen positiv beschieden würden: Was passiert in der Zeit dazwischen? Eine zukunftsweisende Halle ist nicht in ein paar Monaten hochgezogen. Gibt es über vier oder gar fünf Jahre keine Konzerte, kein Theater, keine Kongresse und Tagungen? Nicht zuletzt verfügt die Stadthalle über ein gut gehendes Restaurant, dessen Gäste und Betreiber dann sozusagen vor der Tür stünden.

Diese Probleme stellen sich nun nicht mehr. Auch unter dem Eindruck der unsicheren Zeiten mit Energieengpässen und keineswegs gebannter Pandemiegefahr hat der Oberbürgermeister erkannt, dass ein ehrgeiziges wie finanziell hochriskantes Neubau-Projekt einfach nicht darstellbar ist.

Übergangsspielstätte dringend nötig

Und auch niemanden hilft. Denn bei allen Zukunftsvisionen: Das Leben spielt im hier und jetzt. In der Stadthalle finden viele Aktionen statt, längst nicht nur kulturellen Charakters. In der Coronazeit hat der große Saal dem Gemeinderat ein Obdach gegeben. Die Bürgerbeteiligung zum Zukunftsprojekt „Stadt für morgen“ findet ebenfalls hier statt. Darüber hinaus hat der Veranstaltungsmanager Nils Strassburg nicht nur mit dem Erfolgsfestival Leonpalooza frischen Wind rings um den Bürgerplatz gebracht.

Eine Sanierung aber, das ist unbestritten, ist dringend erforderlich. Denn die zurecht beklagten Mängel am Gebäude werden durch Abwarten nicht besser. War bisher von punktuellen Ausbesserungen, etwa bei den Toiletten und Garderoben, die Rede, so muss nun größer gedacht werden. Auch eine Sanierung braucht seine Zeit, vor allem, wenn damit womöglich eine Erweiterung verbunden ist. Eine Übergangsspielstätte scheint selbst bei einer Sanierungszeit von lediglich zwei Jahren dringend geboten.

Halle wird mit Gas beheizt

Die Herausforderungen einer nur vermeintlich kleinen Lösung sind also nicht wirklich kleiner. Zumal zu allen bekannten Problemen ein besonders schwerwiegendes hinzukommt: die Energieversorgung.

Die komplette Halle einschließlich des Restaurants werden mit Gas beheizt. Die Kosten sind schon jetzt explosionsartig in die Höhe geschnellt. Ein neues Versorgungssystem ist dringend erforderlich.

Der Gemeinderat ist gut beraten, wenn er den Impuls des Oberbürgermeisters aufnimmt und zeitnah die Weichen für eine Sanierung im großen Stil stellt. Dabei helfen könnte die Idee, den Parkplatz für Wohnbau zu nutzen. Diese Fläche ist in ihrem jetzigen Zustand angesichts der neuen Herausforderungen verschenkt. Es bleibt also einiges zu tun, um das Dauerthema Stadthalle doch noch zu einem guten Ende zu bringen.