Die 16-jährige Schülerin Myriam aus Remshalden hat als eine von rund 1000 Jungwählerinnen in ihrer Gemeinde für die Kandidaten im Gemeinde- und Kreisrat und in der Regionalversammlung gestimmt.

Remshalden - Ein bisschen aufgeregt bin ich schon“, sagt Myriam. Die 16-Jährige steht vor dem Festsaal der Grundschule in Remshalden-Geradstetten. An diesem Sonntag dient er als Wahllokal. „Geradstetten-Ost, Wahlbezirk 011-12“ steht auf dem gelben Zettel, der an der Eingangstür hängt. Die Kirchenglocken läuten zehnmal, im Festsaal herrscht noch beschauliche Ruhe: Die Wahlhelfer sind bislang in der Mehrzahl. „Ich hab’ mir von meiner Mutter erklären lassen, was ich tun muss, und in der Schule haben wir auch ein bisschen drüber geredet“, erzählt Myriam, eine von rund 1000 Jungwählerinnen in Remshalden, auf dem Weg zum ersten Wahlgang ihres Lebens. In der Theorie ist also alles klar, nun aber kommt die Praxis.

 

Rund 1000 Jungwähler in der Gemeinde

Dass sie und ihre Altersgenossen bei den Kommunalwahlen mitstimmen dürfen, findet die Zehntklässlerin eine gute Sache: „Sonst beschwert man sich ja immer, was hier alles nicht stimmt – jetzt kann ich auch mal mitbestimmen.“ Mehr Angebote für Jugendliche in Remshalden, das wäre einer von Myriams Wünschen: „Für meine Altersgruppe gibt es hier wenig, man muss immer woanders hinfahren. Wenn es am Ort etwas gäbe, wäre das schon cool.“

Die Wahlbroschüren hat sich die Gymnasiastin in den Tagen vor der Wahl genau durchgelesen – und tatsächlich einige Kandidaten entdeckt, die mehr für Jugendliche tun wollen. Am Samstagabend hat sie sich dann die Stimmzettel für die Gemeinderatswahl vorgenommen und ausgefüllt: „Das mit den 22 Stimmen für den Gemeinderat war mir zu kompliziert, um es hier zu machen“, sagt Myriam und reiht sich, die Wahlzettel in der Hand, in die Schlange der Wartenden ein, die sich inzwischen am Ausgabetisch für die Umschläge gebildet hat. Eine Wahlhelferin überreicht der 16-Jährigen mehrere Kuverts, dann heißt es erneut warten, denn alle drei Wahlkabinen sind belegt.

„Ich weiß noch gar nicht genau, wo ich hin muss“, sagt Myriam, schaut sich im Saal um und beobachtet die anderen Wähler, die einer nach dem anderen in den Kabinen verschwinden. Dort verweilen sie mal länger, mal kürzer, und gehen anschließend zu dem langen Tisch direkt vor der Bühne, an dem zwei Helferinnen mit den Listen der Wahlberechtigten sitzen. „Irgendwie ist man doch aufgeregt“, sagt Myriam, „ich hatte gestern Sorge, dass ich was falsch gemacht habe und habe die 22 Stimmen lieber dreimal nachgezählt.“

Eine La-Ola-Welle für die erste Jungwählerin

Endlich – die Kabine ganz rechts wird frei, Myriam ist an der Reihe. Die nächsten Minuten ist sie damit beschäftigt, ihre Stimmzettel für die Gemeinderatswahl, die Wahl des Kreistags und der Regionalversammlung zu falten und in die verschiedenfarbigen Umschläge zu stecken. Die beiden Wahlhelferinnen an der nächsten Station erwarten Myriam schon, als sie wieder aus der Kabine tritt. Als sie ihre Wahlbenachrichtigung über den Tisch reicht, schauen sich die zwei Wahlhelferinnen an. „Die erste Jungwählerin“, sagt eine der beiden. „Und dann auch noch mit der Nummer 300“, ergänzt die andere, dann reißen sie die Arme in die Höhe und lachen. Wer sagt, dass La Ola nur ins Fußballstadion gehört?

Sven Müller, der den Job des Wahlvorstehers hat, steht hinter den zwei Wahlurnen, in denen die Stimmberechtigten ihre Kuverts versenken. „Den weißen und den orangefarbenen Umschlag in die linke Urne, den gelben und den grünen da rein“, erklärt er geduldig ein ums andere Mal. Myriam stopft ihre drei Kuverts in die Schlitze und sagt dann: „Das ist schon ein ganz cooles Gefühl, man kommt sich ein bissle erwachsen vor.“ Heute abend, wenn ihre Eltern sich im Fernsehen über die ersten Wahlergebnisse informieren, wird sie wie in früheren Jahren mit von der Partie sein: „Aber dieses Mal ist es für mich viel spannender als früher. Mal schauen, was meine Stimme gebracht hat.“