Der VfL Potsdam kämpft um den Aufstieg in die Handball-Bundesliga. Sollte der gelingen, plant Bob Hanning mit dem aktuellen Konkurrenten der SG BBM Bietigheim ein „Team Deutschland“. Damit will der Top-Funktionär die deutsche Nachwuchsförderung neu aufstellen.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Noch hat der VfL Potsdam (32:6 Punkte) einen der beiden Aufstiegsplätze zur Handball-Bundesliga nicht sicher. Die SG BBM Bietigheim (30:8 Punkte) und der ASV Hamm-Westfalen (29:9) sitzen der Mannschaft von Trainer Bob Hanning im Nacken. Doch Hanning wäre nicht Hanning, wenn er nicht schon einen Schritt voraus denken würde. Also stellte der Top-Funktionär, in Personalunion Geschäftsführer der Füchse Berlin, am Donnerstag seinen Plan vom „Team Deutschland“ in der Handball-Bundesliga vor. Es sei „ein Angebot an den Handball“, mit dem der 56-Jährige, im Fall des Aufstiegs, die deutsche Nachwuchsförderung neu aufstellen wolle.

 

„Wir können mit unserem ‚Team Deutschland’ den mittel- bis langfristigen Erfolg der Nationalmannschaft nicht garantieren, wir können ihn aber ein gutes Stück wahrscheinlicher machen“, sagte Hanning. Sein Plan ist es, ab der kommenden Saison die größten Talente Deutschlands in Potsdam zu vereinen, die Mannschaft würde unter ganz normalen Wettkampfbedingungen am Ligabetrieb teilnehmen.

Schweikardt sieht nichts Negatives

„Wenn der VfL Potsdam den Aufstieg schafft, ist es sein gutes Recht, sich Gedanken über ein Konzept zu machen. Dabei den DHB ins Boot zu holen, darin sehe ich nichts Negatives, das kann interessant sein“, sagte Jürgen Schweikardt, der Geschäftsführer des Bundesligisten TVB Stuttgart. So hätte man TVB-Nachwuchsmann Nico Schöttle möglicherweise nicht – wie in dieser Saison geschehen – zum ASV Hamm-Westfalen ausgeliehen, sondern eben nach Potsdam. Für eine abschließende Meinung zu dem Thema müsse sich Schweikardt aber noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen.

Den Trainer für das Projekt, so Hannings Idealvorstellung, soll der Deutsche Handballbund (DHB) stellen. Als Optionen nannte er U-21-Bundestrainer Martin Heuberger, A-Team-Co-Trainer Erik Wudtke, U-18/19-Bundestrainer Emir Kurtagic sowie Jochen Beppler, Chef-Bundestrainer Nachwuchs beim DHB. Hanning hatte im vergangenen November angekündigt, sein Traineramt in Potsdam niederzulegen. Dem „einmaligen Projekt“ will er in koordinierender Funktion erhalten bleiben. Nachteil für die Füchse: Bei einem Potsdamer Aufstieg könnten keine Spieler mehr mit einem Zweifachspielrecht für beide Vereine ausgestattet werden.

„Riesenchance für unseren Sport“

„Wir Clubs sind dem DHB ganz sicher nichts schuldig. Ich sehe uns aber in der Pflicht dem deutschen Handball gegenüber. Nur wenn wir jetzt investieren – finanziell, aber auch mit Ideen – dann können wir etwas ganz Großes gemeinsam schaffen“, sagte Hanning und ergänzte: „Wir sind bereit, die Türen für den Verband und die Bundesliga zu öffnen.“ Es sei eine „Riesenchance für unseren Sport“.

DHB-Präsident Andreas Michelmann bezeichnete Hannings Vorstoß als „spannendes Thema“, mit diesem könne man sich so kurz vor der am 10. Januar beginnenden Heim-EM aber nicht beschäftigen. „Nach dem Turnier werden wir uns aber ganz sicher mit den Plänen auseinandersetzen“, sagte Michelmann dem sid.