Seit Jahren wird um einen Neubau der Sportklinik in Bad Cannstatt gerungen. Nun könnte es sein, dass die Stadt das renommierte Spezialkrankenhaus übernimmt, weil der Hauptgesellschafter, die Württembergische Sporthilfe, die künfigen Investitionen nicht stemmen kann.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Vor zehn Jahren, Anfang 2008, waren die Erwartungen beim Thema Neubau groß in der Stuttgarter Sportklinik. Die Stadt erwarb für 4,14 Millionen Euro 49 Prozent der Anteile an dem renommierten 75-Betten-Haus von der Sporthilfe Württemberg. Mit der Stadt hatte man einen potenten Minderheitsgesellschafter gewonnen, mit dessen Hilfe man einen schmucken Neubau im Neckarpark stemmen wollte, nah beim VfB und dem Olympiastützpunkt, die bekanntlich auch von den Chefärzten der Sportklinik betreut werden.

 

Tempi passati. Ein Neubau im Neckarpark für mehr als 60 Millionen Euro erwies sich als Illusion. Selbst am heutigen Standort beim Kursaal in Bad Cannstatt würde ein Ersatzbau, in den Teile des jetzigen Gebäudes integriert wären, 40 bis 50 Millionen Euro kosten. Inzwischen liegt eine Machbarkeitsstudie vor, wie die Sportklinik am städtischen Krankenhaus Bad Cannstatt (KBC) eine neue Bleibe finden könnte, weiterhin eigenständig, mit eigenem Gebäude und eigener Adresse, aber unter Nutzung von Synergien mit dem KBC etwa bei den OP-Kapazitäten. Letzteres als Möglichkeit auch nur ins Auge zu fassen, hatte die Sporthilfe lange aus der nicht ganz unbegründeten Sorge ablehnt, die Eigenständigkeit und damit das Renommee der Marke könnte leiden.

Tendenz geht zum Abtreten

Vor diesem Hintergrund ist die Nachricht zu sehen, dass die Sporthilfe und die Verwaltung in Gespräche darüber eintreten wollen, dass die Stadt auch die restlichen 51 Prozent der Sportklinik übernehmen könnte. Volker Munk, der Aufsichtsratsvorsitzende der Sporthilfe, bestätigt: „Es gibt die Tendenz, dass der Sport seine Mehrheit ganz abgibt.“ Es habe sich herausgestellt, dass ein Sportfachverband „nicht immer der optimale Träger eines Krankenhauses ist“, erklärt Munk. „Das ist doch kein einfaches Geschäft.“ Dies betrifft nicht zuletzt die künftig erforderlichen Eigenmittel für notwendige Investitionen, welche der Verband als Hauptgesellschafter der Sportklinik aufbringen müsste. „Da sieht es nicht so gut aus“, so Munk. „Da geht es um Beträge, bei denen der Sport nicht mithalten kann.“

Damit ist nicht nur ein eventueller Ersatzbau am jetzigen Standort oder ein Neubau am KBC gemeint, dessen mögliche Kosten noch nicht beziffert sind. Beide Varianten kommen jedenfalls nicht schon morgen, letztere kann laut Stadt erst 2028 in Angriff genommen werden. Bis dahin braucht man wegen des umfangreichen Umbaus am Katharinenhospital in Mitte OP-Kapazitäten am KBC als Ausweichmöglichkeit.

Zimmer haben teils noch kein Badezimmer

Deshalb soll die Sportklinik in den kommenden beiden Jahren erneuert werden. Der medizinisch hoch angesehene Klinikbetrieb befindet sich in einem in die Jahre gekommenen Gebäude. So gibt es noch Zweibettzimmer ohne eigene Nasszelle, und dies bei einem beträchtlichen Anteil an Privatpatienten. „Wir brauchen eine Angleichung an das hohe Niveau der anderen Häuser hier“, sagt Volker Munk. Aber schon die geplanten Erneuerungen der Stationen und die Einrichtung einer Komfortstation mit 20 Betten kosten etwa 6,5 Millionen Euro. Dafür müssen „die Gesellschafter Geld bringen“, erklärt Michael Föll (CDU).

Das Gesprächsangebot der Sporthilfe komme deshalb „nicht überraschend“, sagt der Krankenhausbürgermeister. Föll, Munks Stellvertreter im Aufsichtsrat, ist zuversichtlich, dass die Beteiligten eine gute Lösung für die Sportklinik finden. Diesen Eindruck habe er auch nach den „intensiven und guten Gesprächen mit den Chefärzten“.