Die Arbeitslosigkeit ist Laufe des vergangenen Jahres zwischen Weissach und Herrenberg deutlich um fünf Zehntelpunkte angestiegen. Die Quote liegt mit 4,0 Prozent höher als im Kreis Esslingen, der jetzt die wenigsten Arbeitslosen hat.

Kreis Böblingen - Die Zahl der Jobsuchenden ist im Kreis Böblingen im vergangenen Jahr um 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Ende Januar waren 7804 Menschen arbeitslos gemeldet – das entspricht einer Quote von 4,0 Prozent. Im Vergleichsmonat des Vorjahres hatte sie noch bei 3,5 Prozent gelegen. Gegenüber dem Januar 2012 wurden damit 12,6 Prozent mehr Arbeitslose registriert. Zudem hat der Kreis in der Region seine Spitzenposition eingebüßt. Im November und im Dezember hatte der Kreis Esslingen im Hinblick auf die Quote jeweils die Nase vorn. Die Esslinger Agentur verzeichnete jeweils 3,4 Prozent, im Kreis Böblingen lag die Arbeitslosenquote erstmals um je 0,1 Prozentpunkte höher.

 

Walter Kübler, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Böblingen, sieht die Entwicklung der vergangenen zwei Monate mit Sorge: „Zuvor hatten wir im vergangenen Jahr gegenüber den anderen Agenturbezirken in der Region stets einen Vorsprung gehabt. Offenbar sind die Unternehmen bei Einstellungen jedoch zurückhaltender geworden.“

Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Stuttgart, Petra Cravaack, bestätigt diesen Trend. „Wir beobachten seit Monaten einen Rückgang der offenen Stellen und wissen aus Gesprächen mit den Arbeitgebern, dass ein großer Teil des Arbeitskräftebedarfs schon gedeckt worden ist“, bilanziert sie.

So ist die Zahl der offenen Stellen im Kreis Böblingen binnen eines Jahres von anfangs 2499 Angeboten auf 1849 gesunken. Nicht gesättigt werden konnte im Kreis Böblingen dagegen laut Cravaack der Bedarf an Facharbeitern und Ingenieuren in der Metall- und Elektroindustrie. „Die Firmen suchen nach wie vor qualifizierte Mitarbeiter, besonders die Unternehmen der IT-Branche“, weiß Kübler. Weniger gut ausgebildete Jobsuchende haben nach den Angaben von Gabriele Bader-Schneider, der Geschäftsstellenleiterin der Böblinger Arbeitsagentur, im Kreis eher schlechte Karten, einen Job zu finden.

Für den Anstieg der Arbeitslosigkeit im Kreis macht Bader-Schneider zudem die sinkende Nachfrage nach Zeitarbeitsverträgen verantwortlich, wie sie auch in der IT-Branche üblich sind. Die Unternehmen seien immer weniger an langfristig angelegten Dienstleistungen der Computerspezialisten interessiert. Und die temporären Arbeitsverhältnisse im Fahrzeugbau würden inzwischen oft nicht mehr verlängert, erklärt die Böblinger Agenturchefin. Zurückzuführen sei dies letztlich auch darauf, dass sich die Konjunkturlage zuletzt etwas verschlechtert habe, so der Böblinger IHK-Chef Kübler.

Im Unterschied zum Kreis Böblingen gebe es im Agenturbezirk Esslingen größere mittelständische Betriebe, die weniger als die Großunternehmen Daimler, IBM und Hewlett Packard vom Exportgeschäft abhängig und damit von der Finanzkrise betroffen sind. Wie die Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent Ende Januar im Kreis Esslingen zustande gekommen ist, will man bei der dortigen Agentur laut deren Sprecherin Kerstin Fickus aber erst „noch in Ruhe analysieren“. Der Januar, aber auch der Dezember und der November, seien eher untypische Monate, um Rückschlüsse auf das langfristige Arbeitsmarktgeschehen zu ziehen. Zurückhaltend blickt auch die Stuttgarter Agenturchefin Cravaack dem weiteren Verlauf entgegen. Sie geht jedoch davon aus, „dass der Bedarf an Arbeitskräften weiter abflacht“.