Warum immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine in Sporthallen untergebracht werden, erklärt der Böblinger Kreis-Sozialdezernent Dusan Minic im Interview. Eine private Unterbringung sei zwar zu bevorzugen, aber oft keine Dauerlösung.

Bis Ende der vergangenen Woche hatten sich rund 3250 Ukraine-Flüchtlinge im Landkreis Böblingen registriert. Laut Sozialdezernent Dusan Minic liegt diese Zahl aber wohl längst höher.

 

Herr Minic, können Sie kalkulieren, wie viele Menschen in den Landkreis Böblingen kommen?

Diese Woche wurden uns vom Land noch mal weitere 80 Ankömmlinge gemeldet, was auf dem Niveau der Vorwochen liegt. Doch diese Zahlen schwanken stark. Das Land berechnet die Verteilquoten jede Woche neu.

Wie verteilen sich die Flüchtlinge auf die Orte?

Nachdem zu Beginn überproportional viele nach Böblingen kamen, hat sich das Verhältnis angeglichen. Böblingen ist aber mit über 800 aufgenommenen Flüchtlingen noch immer mit Abstand an der Spitze. Sindelfingen folgt danach mit 550 Personen. Offenbar gibt es in Böblingen eine größere ukrainische Community, die Flüchtlinge aufnimmt.

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Ist die Bereitschaft, Flüchtlinge privat aufzunehmen, noch immer ungebrochen hoch?

Zurzeit gehen die Ankommenden stärker in die öffentlichen Erstunterbringungen und weniger in private. Als sehr positiv nehmen wir wahr, dass viele Ukrainer weiterhin in privaten Unterkünften bleiben können.

Eine Dauerlösung ist das vermutlich aber nicht?

Wir haben immer wieder Anfragen von Gastgebern oder Familien, wo die private Unterbringung nicht mehr funktioniert. Die Betroffenen können dann natürlich in eine öffentliche Unterkunft wechseln. Nach wie vor ist die private Unterbringung aber die bestmögliche Lösung.

Was tut das Landratsamt, um mehr privaten Wohnraum zu akquirieren?

Wir unterstützen die Städte und Gemeinden dabei. Bei uns gemeldeter Wohnraum wird direkt an die Kommunen weitergegeben. Auch die Städte und Gemeinden tun sehr viel: In Sindelfingen und Böblingen beispielsweise gibt es Online-Plattformen, auf denen man sich eintragen kann. Das ist überaus hilfreich. Die Bereitschaft, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, hoch zu halten, das wollen wir gemeinsam erreichen.

Es kommen überwiegend Frauen mit Kindern. Wie schlägt sich das in der Statistik nieder?

Über 40 Prozent der Geflüchteten sind unter 20 Jahre alt. Zwischen 30 und 50 Jahren, sind weitere rund 32 Prozent. An den Zahlen sieht man: Zum überwiegenden Teil ist das ein Elternteil mit Kindern. Insgesamt liegt der Altersschnitt bei 30 Jahren. Und: Drei Viertel sind weiblich.