Das Jahr 2014 war für die Polizei geprägt vom rasanten Anstieg der Wohnungseinbrüche und von der Zunahme der Eigentumsdelikte – in puncto Gewalttaten änderte sich hingegen wenig. Das zeigt die aktuelle Kriminalitätsstatistik.

Kreis Ludwigsburg - Schon seit Monaten treibt ein Thema die Polizei ganz besonders um: die steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen. Die am Freitag veröffentlichte Kriminalitätsstatistik des Ludwigsburger Polizeipräsidiums für 2014 zeigt nun, welches Ausmaß die Straftaten in diesem Bereich annehmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist demnach die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Ludwigsburg um 45,4 Prozent auf insgesamt 599 Fälle gestiegen – landesweit beträgt die Steigerung knapp 20 Prozent. Die Polizei sieht diese Entwicklung mit großer Sorge.

 

Bereits im August vergangenen Jahres hat das Ludwigsburger Polizeipräsidium eigens eine zwölfköpfige Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch ins Leben gerufen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Parallel dazu befassen sich besonders geschulte Kollegen mit den Fällen, zudem erlaubt das Innenministerium Baden-Württemberg seit November zusätzliche Fahndungsmöglichkeiten und Kontrollen der Polizeireviere und der Verkehrspolizei.

Aufklärungsquote ist gering

Nach Angaben des Polizeipräsidiums zeitigt dies Erfolg: Demnach sank die Zahl der Wohnungseinbrüche im Zuständigkeitsbereich – in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen – von 152 im Dezember 2014 auf 123 im Januar. Die Aufklärungsquote hingegen sank trotz des großen Aufgebots: Wurden 2013 noch 13,3 Prozent der Einbrüche aufgeklärt, waren es 2014 nur noch sieben Prozent und damit deutlich weniger als landesweit (14 Prozent). Das sei durch die überdurchschnittlich hohe Zunahme der Delikte im Bereich des Ludwigsburger Präsidiums zu erklären, heißt es. Zudem seien die Ermittlungen enorm zeitintensiv.

Die Polizei geht davon aus, dass eine Vielzahl der Einbrüche von überregional und zunehmend professionell agierenden Tätergruppen verübt wird, die sehr mobil seien. Das dürfte auch die überproportionale Häufung dieser Delikte im Kreis Ludwigsburg erklären. Denn die Polizei vermutet, dass sie der guten Anbindung geschuldet ist: Sowohl Bundesstraßen als auch die Autobahnen 81 und 8 sind von hier aus schnell erreichbar. Auch innerhalb des Landkreises häuften sich die Einbrüche in der Nähe von Fernstraßen, teilt die Polizei mit. Die Täter konzentrierten sich auf leicht und unauffällig transportierbare Beute wie Bargeld, Schmuck und Armbanduhren sowie auf elektronische Geräte wie Laptops und teure Fotoapparate.

Insgesamt sind Diebstähle die am häufigsten begangenen Straftaten im Kreis Ludwigsburg. Laut der Statistik machten sie 2014 rund 37 Prozent aller Delikte aus, die Gesamtzahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent. Neben Einbruchsdiebstählen nahm vor allem die Zahl der Trickdiebstähle zu, nämlich um 43,1 Prozent. Allerdings stelle die vergleichsweise geringe Zahl von 176 Taten in diesem Bereich kein gravierendes Problem dar, sagt die Polizei. Enorm angestiegen ist auch die Zahl der Fahrraddiebstähle. Im Kreis Ludwigsburg sind im vergangenen Jahr 885 Räder gestohlen worden, dass sind 39,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders hart traf es die Stadt Bietigheim-Bissingen: Hier kamen mit 158 Drahteseln mehr als doppelt so viele weg wie noch im Jahr 2013.

Kaum Veränderungen gab es hingegen bei der Gewaltkriminalität. In der Stadt Ludwigsburg beispielsweise habe man sich vor allem präventiv mit Brennpunkten wie dem Bahnhof oder dem Akademiehof beschäftigt, berichtet die Polizei. In beiden Bereichen hätten mehr Präsenz und gezielte Projekte zu einer deutlichen Entspannung geführt: Es habe sowohl weniger Ordnungsstörungen als auch weniger Sachbeschädigungen und Körperverletzungen gegeben. Auch Gewalt gegen Polizeibeamte ist demnach kaum ein Thema. Während diese landesweit um 5,1 Prozent und im Kreis Böblingen gar um 31,7 Prozent stieg, sank sie im Kreis Ludwigsburg um 11,9 Prozent auf 102 Fälle. Die Zahl der Tötungsdelikte blieb mit 19 fast gleich (2013: 20).

Bei den Sexualdelikten dagegen ist ein Anstieg um 13,9 Prozent auf kreisweit 237 Fälle zu verzeichnen. Positiv sei jedoch, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern um 10,8 Prozent gesunken sei, erläutert die Polizei. Auch die Straßenkriminalität – dazu gehört beispielsweise Handtaschendiebstahl – hat zugenommen. Mit 4365 Fällen wurde der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre erreicht – 11,2 Prozent mehr als 2013. Die Vermögens- und Fälschungsdelikte haben gar um 19,7 Prozent zugenommen. 4471 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert. Dabei stieg vor allem der Sozialleistungsbetrug (um 179,1 Prozent auf 254 Fälle) und der Überweisungsbetrug (um 203,8 Prozent auf 79 Fälle).

Fälle vom Vorjahr für 2014 mitgezählt

Die Frage ist, wie viel die Zahlen der aktuellen Kriminalitätsstatistik aussagen. Denn im Hinblick auf die deutlich gestiegene Gesamtzahl der Straftaten im Kreis Ludwigsburg – um 7,1 Prozent auf insgesamt rund 40 700 – teilt das Polizeipräsidium Folgendes mit: Dieses Phänomen hänge vor allem mit einer technischen Veränderung des Erfassungssystems für die Kriminalitätsstatistik zusammen. Zum Ende des Jahres 2013 hätten durch den Wechsel nicht alle verübten Delikte erfasst werden können, deshalb seien auch Fälle vom Vorjahr in die Kriminalstatistik von 2014 eingeflossen.