Ist ganz London kurz vor der Krönung von Charles III im royalen Taumel? Es sieht zumindest danach aus. Eindrücke von vor Ort.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

London kommt nur langsam voran. Es scheint, zwei Tage vor der Krönung von Charles und Camilla, alles etwas gemächlicher zu sein. Die Busse stehen im Stau, rund um den Buckingham Palace, wo sich TV-Sender aus aller Welt schon in Position bringen, wird man mit der Masse mitgeschoben. Ein Hubschrauber kreist über der City. An The Mall sind die eingefleischten Fans mit ihren Zelten und Campingstühlen, Thermoskannen und verrückten Verkleidungen schon in Position gebracht. Seit Dienstag sind sie vor Ort, um bei dem Jahrhundertereignis möglichst ganz vorne an der Absperrung dabei zu sein.

 

Und natürlich auch, um mal im Mittelpunkt zu stehen. Sie alle sind Fans der Monarchie, unterstützen ihren neuen König. Die Kritikerinnen und Kritiker, die es im weltoffenen London viele gibt, sind natürlich weit weg. Zwischen den Neugierigen und Exzentrikern stolziert ein Paar umher, das mit sehr zusammengekniffenen Augen und etwas Fantasie wie Harry und Meghan aussieht. Eine Engländerin nennt die Look-A-Likes „pathetic“, „erbärmlich“, die meisten sind amüsiert.

Zur Tea Time spaziert Andrew Lloyd Webber vorbei

Simone Kunisch, 46 Jahre alt, mag diesen Ausnahmezustand. Sie ist verrückt nach London. Seit dem Englisch-Leistungskurs und der ersten Klassenfahrt auf die Insel hat sie das Fieber nicht mehr losgelassen. Sie schätzt, dass sie um die hundert Mal hier war. Irgendwann habe sie aufgehört zu zählen. Dieses Mal ist sie über eine Woche aus der Nähe von Kassel angereist, auch um Geschichten für ihren Blog zu sammeln.

Sie sitzt bei der Tea Time im Theatre Royal in der Drury Lane, wo gerade „Frozen“ gespielt wird. Und Andrew Lloyd Weber spaziert am Tisch vorbei, als sei es das Normalste auf der Welt. Kunisch war schon zu einigen royalen Ereignissen wie etwa zum Thronjubiläum der Queen, zur Hochzeit von Harry und auch zur Beerdigung in London. Ihr Eindruck dieses Mal: „Die Stadt ist im Ausnahmezustand. In Sachen Dekoration übertrumpfen sie sich jeden Tag etwas mehr.“

Überall wehen die Union Jacks

London leuchtet in weiß, blau, rot. Überall wehen die Union Jacks; in der Regent Street, im Covent Garden, in Chinatown. Der Rubel rollt. Beziehungsweise das Pfund: königliche Devotionalien gibt es allerorten. Drei Millionen Tassen, Becher und Gedenkteller sollen mit Krönungsmotiven produziert worden sein.

Auch Rachel Wisson-Brooks hat in ihrer The Chocolate Cocktail Bar im Stadtteil Farringdon ein paar Flaggen an die Wand gehängt. Das war’s aber auch schon. Rachel Wisson-Brooks sagt: „Die Londoner werden dieses Wochenende de Stadt verlassen. Nur Touristen aus England und aller Welt geben sich das.“