Seit 25 Jahren setzen sich die Frauen der Gruppe DistelArt für mehr Kultur in der Gemeinde ein.

Hemmingen - Ziemlich pink ist sie, die Blüte der Distel. Eigenlich eine ganz hübsche Pflanze, könnte man meinen – wenn da nicht die stachligen Blätter wären. „Die Distel ist eben nicht so bequem. Sie ist eine Blume, die auch mal kratzen kann, wenn es sein muss“, erklärt Dorothe Vorndran.

 

Sie ist eine von zwölf Frauen, die sich unter dem Banner der vielfältigen aber widerspenstigen Blume der Kultur verschrieben haben: Seit mehr als 26 Jahren setzt sich die Gruppe DistelArt aktiv für die kulturelle Vielfalt in Hemmingen ein. Sie waren es, die vor sechs Jahren die mittlerweile weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Hemminger Kulturnacht ins Leben gerufen haben. Damit füllen die ehrenamtlichen Damen aber nicht nur eine große Lücke, sondern stoßen vor allem bei örtlichen Künstlern, Kultureinrichtungen und der Stadt selbst auf großen Zuspruch. Neben Fotoausstellungen und Musikbeiträgen beleben Künstler die Stadt jedes Jahr mit Theater, Musik und Lyrik.

Von Frauen, für Frauen

Wer aber sind diese Frauen, denen die Hemminger solche neuen Initiativen zu verdanken haben? Eigentich als Lehrerin, Bänkerin, Büroangestellte und Erzieherin tätig, eint die zwölf Frauen der Wille, etwas zu bewegen. „Wir planen jedes Jahr schon im Januar nicht nur das Programm der anstehenden Kulturnacht, sondern sind auch Schnittstellen zwischen Künstlern und Anwohner“, sagt Bettina Müller. Sie ist seit drei Jahren bei DistelArt mit dabei und erklärt: Jeder kann bei der Kulturnacht mitmachen, indem er beispielsweise seine eigenen Räume zur Verfügungen stellt. Die Frauen vermitteln dann Werkstätten oder Gemeinderäume an die Kulturschaffenden, die wiederum die Bewohner mit ihrer Kunst bereichern.

„Wir wollten etwas schaffen, was es so noch nicht gab“, erinnert sich Dorothe Vorndran. Als eine der Mitbegründerinnen der Gruppe ist sie seit nun mehr als 26 Jahren eben genau das, was ihr Nachname so treffend beschreibt: ganz vorne mit dabei. „Wir wollten damals einfach etwas von Frauen für Frauen machen“, erinnert sich die 71-Jährige. Damals, damit meint die Rentnerin das Jahr 1991. Zu der Zeit feierte die Gemeinde Hemmingen gerade ihr 1000-jähriges Jubiläum, und unter den fünf Frauen begann eine Idee Form anzunehmen: Unter dem Motto „Frauenwochen“ wollten sie endlich auch für Frauen ein kulturelles Angebot schaffen – und luden zum sogenannten Frauenfrühstück ein.

Neues anstoßen und Lücken füllen

Innerhalb kürzester Zeit trafen sich die Damen regelmäßig, um zusammen Kultur zu erleben: Gemeinsam fuhren sie zum Staatstheater nach Stuttgart oder besuchten Museen und Kunstgalerien. Mit der Zeit wollten sich die kulturbegeisterten Damen aber auch anderen öffnen und eben Kultur näher bringen. „Als wir 18 Jahre alt waren, haben wir deswegen nach einem neuen Namen gesucht“, sagt Vorndran. Dass die Frauen sich bei ihrer Namensumbenennung vor sieben Jahren die Distel zum Vorbild genommen haben, ist dabei kein Zufall. Mit ihren Ideen wollen sie Neues anstoßen und Lücken füllen – und das ist nicht immer bequem für alle. Etwa dann, wenn die ehrenamtlichen Hemmingerinnen sich stark machen für Ergänzungen unt den Straßenschilder mit Frauennamen. „Viele waren dagegen, auch der Gemeinderat“, sagt Vorndran. Getreu ihrem Namen, haben sich die Frauen als widerspenstig erwiesen und sich durchgesetzt. In der nächsten Sitzung des Gemeinderats soll über den Antrag der Gruppe abgestimmt werden. Darin wird auch vorgeschlagen, den bisher namenslosen Verbindungsweg zwischen der Falkenstraße und der Mathilde Planck Straße zum „Elisabeth-Selbert-Weg“ zu machen.