Kunst bestimmt ihr Leben: Sara Dahme lebt ihre Leidenschaft nicht nur als Lehrerin aus, sondern mischt Stuttgart auch mit zig Projekten kunstvoll auf - u.a. am Samstag mit der Präsentation eines "etwas anderen Audioguides" im Theater Rampe.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Kunstlehrerin, Infotainment-Tante, Stadtteil-Bauernhof-Vorstand, DJane, Networkerin: Das alles ist Sara Johanna Dahme. Denn Sara ist eine Da(h)me, die nicht still sitzen geschweige denn nicht nichts tun kann. Zack, mischt sie hier eine Runde mit, zack, stellt sie dort was auf die Beine. Der Wirbelwind ist nicht zu stoppen. Woher das kommt? "Das war schon immer so", sagt die 32-Jährige ganz selbstverständlich.

 

Geboren in Ravensburg, wuchs der kleine Wildfang mit deutschen und finnischen Wurzeln in einem 600-Seelendorf auf, trieb den lieben Tag lang Kühe und spielte oft im Wald. Mit 14 Jahren zog sie samt Familie nach Ravensburg, in die große Stadt, erinnert sich Sara mit leuchtenden Augen zurück. "Dort fing ich dann gleich an auf dem Markt zu arbeiten und Obst zu verkaufen und das jeden Samstag." Der Chef der coolsten Kneipe der Stadt habe sie dann gefragt, nachdem er immer Limetten bei ihr bestellt hatte, ob sie nicht für ihn arbeiten wolle. "Und so kam ich schließlich in die Gastro-Schiene", berichtet die finnische Frohnatur.

Selbst ist die Frau

"Ich habe schon immer wahnsinnig viele Interessen gehabt und auch Freunde, die mich immer überall hin mitgenommen haben", so Sara weiter. Während ihrer Abi-Zeit habe die junge Frau nebenbei im Plattenladen gearbeitet und sei einfach überall dabei gewesen. "Ich interessiere mich sehr für Menschen und finde es immer mega spannend was Leute machen", bringt es die Kunstlehrerin auf den Punkt. Gerne probiere sie auch alles immer selbst aus, "deshalb finde ich Gartenarbeit genauso geil wie Platten sortieren." Das sei einfach alles faszinierend.

Und dann ging es nach Stuttgart. Eigentlich wollte Sara ja Medizin studieren, doch ihre Kunstlehrerin fand, sie habe eine außergewöhnliche Begabung und empfahl ihr die Kunstakademie in Stuttgart. Und Sara dachte sich: "Why not, schau' ich mir den Wahnsinn auf dem Killesberg mal an. Und dann bin ich hier geblieben." In Stuttgart zu leben, sei also nie eine reine Stadt-Entscheidung gewesen. "Ich habe auch eine ganze Weile lang gebraucht, um die Stadt zu mögen." Als kleiner Herumstreuner, wie sich die 32-Jährige selbst bezeichnet, sei sie mit der schwäbischen Cliquen-Mentalität nicht klar gekommen, man habe es ihr nicht leicht gemacht. Doch an der ABK sollte sich das ändern. "Da waren genauso bescheuerte Leute wie ich, das fand ich ganz beruhigend." Da die Hochschule außerdem so "wunderbar vernetzt" sei, hätten sich viele wertvolle Kontakte ergeben. Während dem Studium ließ es sich der ruhelose Nimmersatt auch nicht nehmen, weiterhin überall mitzumischen, ob in der Studienkommission oder in der ASTA. "Ich mag es Aufgaben zu haben." Deshalb sei Sara auch Tutorin und persönliche Assistentin von all ihren Professoren gewesen. "Ich habe halt immer gefragt: Kann ich noch was tun." So habe sie beispielsweise Exkursionen nach Tokio begleitet oder Ausstellungen organisiert. 

Für die Kunstbanausen

Finanziert habe sie sich ihr Studium ganz nebenbei durch Führungen in der Staatsgalerie, wo sie auch heute noch aktiv ist. "Man kann mich für Führungen jederzeit auch privat buchen, ich bin dort immer noch freie Mitarbeiterin." Auch für die Jungen Freunde mache Sara sehr viel, u.a. das Einführungsevent "Kunstbanausen", das kunst-fremden Menschen ganz locker flockig Kunst nahebringe. Auch ihr Lieblingsformat "SuperSound-Sculpture" mit Andreas Vogel vom Theater Rampe vermittle Kunst auf besondere Art und Weise. Zusammen gehe man durch die Sammlung der Staatsgalerie und suche sich einzelne Werke aus. Während Sara Facts zum Kunstwerk raushaut, präsentiert Andreas einen für ihn passenden Musiktrack samt Erklärung dazu. "Das macht so ober, mega Spaß. Deshalb ist Kunstvermittlung auch das Hauptmetier, in dem ich mich aufhalte." 

Doch auch mit ihrem Job am Max-Born-Gymnasium in Backnang sei sie sehr happy. "Ich wollte nicht unbedingt Kunstlehrerin werden, sondern habe einfach mal geschaut, ob mir das reinläuft." Das habe gut funktioniert und Sara habe gleich einen vollen Lehrauftrag bekommen. Das war vor drei Jahren. Seitdem ist das Stehauffrauchen keineswegs ruhiger geworden. Die 32-Jährige hat viele kleinere Projekte, wie ihr eigenes Format in der Sammlung Froehlich in Leinfelden "Sara Dahme trifft…", nebenbei laufen, hält Vorträge bei der Montage-Reihe im Theater Rampe und vermittelt Kunst auf viele verschiedene Wege. "Das ist meine Leidenschaft. Ich will immer den Diskurs, brauche die Auseinandersetzung und Menschen." Nun liegt der 32-Jährigen aber ein ganz bestimmtes, aktuelles Projekt besonders am Herzen: "Das Rauschen der Städte".

Im Rahmen des Polenaustauschs am Max-Born-Gymnasium in Backnang wird von deutschen und polnischen Schülern gerade ein „etwas anderer Audioguide“ für die Städte Stuttgart und Warschau umgesetzt. Am Donnerstag waren die Kids deshalb u.a. am Marienplatz unterwegs, wo es zur Belohnung zwei Kugeln Eis in der Gelateria gab. Zum Hintergrund: Der Audioguide funktioniert ohne Sprache und Text, er führt den Hörenden über Klänge und Geräusche durch die Stadt. Zusammen mit einer Karte, auf der verschiedene Hörbereiche eingezeichnet sind, muss man die jeweiligen Orte durch genaues Zuhören finden und kann sie so ganz neu wahrnehmen und die Stadt auf einer anderen Ebene kennenlernen. 

Mehr Infos zum Projekt gibt's bei Theater Rampe und hier.

Die Präsentation findet am Samstag, 16. April, von 18 bis 19.30 Uhr im Atelier des Theater Rampe, Filderstr. 47, statt. Es wird auch eine Live-Performance geben. Danach findet um 19.30 Uhr "Auf den ersten Blick/ keine Einführung" statt - ein Event, bei dem Sara mit dem Publikum ein Stück gemeinsam das erste Mal sieht und sich danach austauscht.

Andere Events:

Am Mittwoch, 20. April, findet um 19.30 Uhr in der Sammlung Froehlich "Sara Dahme trifft Wolfgang Jaworek" statt.

Am Donnerstag, 21. April, kann man sich um 19.30 Uhr beim "Kaktustalk" im Phyllis auf die Suche nach seinem inneren Kaktus machen.

Am Samstag, 7. Mai, ist Schafschurfest auf dem Stadtteilbauernhof Bad Cannstatt.