Hermann Grub pflanzt mit seiner Frau seit dem Jahr 2004 in der Region ein neues Bewusstsein für den Neckar. Nun zieht er sich zurück.

Ludwigsburg - Hermann Grub weiß, was er will. Linsen mit Spätzle, am liebsten bei der Kochenbas im Stuttgarter Süden, wo die Gaststube fast im Souterrain liegt, die Decke niedrig ist, das Publikum bunt gemischt und wo nicht nur das, was auf den Holztisch kommt, nach urschwäbischer Gemütlichkeit schmeckt. Hermann Grub, der in Ludwigsburg geboren ist und in München lebt und arbeitet, muss künftig öfter, als ihm lieb ist, auf das kulinarische Heimatgefühl verzichten, von dem er schwärmt, als ob es auf die Frage nach dem Schönsten, was die bayerische Landeshauptstadt zu bieten habe, nur eine Antwort gäbe: die Autobahn nach Stuttgart.

Die Fahrten auf der A 8 werden seltener werden, weil Hermann Grub und seine Frau Petra Lejeune-Grub, die in München ein Architekturbüro haben, sich aus einem Projekt zurückziehen, das eine Erfolgsgeschichte ist und das ohne sie nicht denkbar wäre: den Grünzug Neckartal, der den Flussabschnitt zwischen Plochingen und Marbach markiert. Seit dem Frühjahr 2004 trommelt das Stadtplanerehepaar dafür, dass die Verantwortlichen und die Bürger in der Region den Reiz des Flusses gerade im hochindustrialisierten Ballungsraum rund um Stuttgart wieder erkennen, dass sie ihn, der zur öden Wasserstraße geworden war, als Lebensraum zurückerobern.

Nach sechs Jahren sehen sich Hermann Grub und seine Frau am Ziel. "Die Projekte sind auf einem guten Weg", bilanzieren sie in einem dreiseitigen Schreiben an die Oberbürgermeister zwischen Marbach und Plochingen zufrieden, "wir danken herzlich und verabschieden uns aus dem Neckartal".+

Infiziert mit dem Neckar-Bazillus


Der Abschied fällt dem Architekten Hermann Grub trotz der positiven Bilanz nicht leicht. "Es ist uns hundertprozentig gelungen, den Neckar wieder in den Köpfen und den Herzen zu verankern", sagt Grub, der lässig, lustvoll und fröhlich eine Begeisterung lebt, die so ansteckend ist wie eine Grippe im Kindergarten. Den Neckar-Bazillus überträgt er in jahrelanger Kontaktarbeit an viele: an die Oberbürgermeister und Stadtplaner in den Rathäusern rund um Stuttgart, an Landräte, Regierungspräsidenten, an Abgeordnete des Bundes- und des Landtags, an Regionalpolitiker und schließlich an die Bundes- und die Landesregierung.

Bei der Wirtschaft, die so vielfältig vom Neckar als Transportweg profitiert, schlägt der Neckarmann nur punktuell Wellen. Zwar engagiert sich die Werbeagentur Jung und Matt für das Projekt und entwirft eine originelle Werbelinie ("Der Neckar wird zur Neckaribik").