Virtuelle Limeswelten, barrierefreier Waldsee – die Leader-Aktionsregion, welcher acht Gemeinden des Rems-Murr-Kreises angehören, hat einige Projekte angestoßen. Jetzt will man eine weitere Periode EU-Mittel zur Strukturförderung des ländlichen Raumes beantragen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Langenbrettach/Rems-Murr-Kreis - Fünf Monate vor dem Ende des auf sieben Jahre angelegen EU-Förderprogramms zur Stärkung des ländlichen Raums zieht der Vorsitzende der Limes-Leader-Region, der Waiblinger Landrat Johannes Fuchs, ein positives Fazit. Insgesamt 107 Projekte seien auf den Weg gebracht und Investitionen im Gegenwert von 19,6 Millionen Euro angestoßen worden. Dafür habe man 5,9 Millionen Euro an Zuschüssen erhalten.

 

Als ein gemeinsames Aktionsgebiet waren 38 Kommunen in den Landkreisen Heilbronn, Hohenlohe, Schwäbisch Hall und Rems-Murr 2007 in das Strukturentwicklungsprogramm aufgenommen worden. Die Konstellation allerdings war erst in letzter Minute zusammengekommen. Nach Ablauf der eigentlichen Bewerbungsfrist hatten drei Bewerbungen auf Geheiß des Landesagrarministeriums zu zwei Bewerbungen zusammengeschmolzen werden müssen. Der Rems-Murr-Kreis, der mit acht Kommunen vertreten ist, war ursprünglich zusammen mit dem Ostalb- und dem Kreis Schwäbisch Hall als „Schwäbische Limesregion“ angetreten.

Insbesondere das verbindende Element Limes hat sich aber auch die neue Konstellation zu Nutze gemacht, um einem der Hauptziele, der Stärkung des Landschaftstourismus, näher zu kommen. Man habe einiges unternommen, jenen Grenzwall in Szene zu setzen, der vielerorts vergessen unter der Grasnarbe schlummerte, sagt der Waiblinger Landrat Fuchs und nennt die virtuellen Limeswelten als herausragendes Beispiel. Aus einer aufwendigen Untersuchung des Grenzwalls durch das Landesdenkmalamt ist ein Computerprogramm entstanden, mit dem man sich ein dreidimensionales Bild inmitten einer römischen Garnison machen und sich interaktiv am Limes bewegen kann.

Derartige Leuchtturmprojekte sind ganz im Sinne des Fördererfinders. Das Leader-Programm sei auf einen grenzübergreifenden Erfahrungstransfer ausgelegt, sagt Johannes Fuchs. Die Potenziale sollten nicht nur an einer Stelle geweckt werden. Gewünscht sei, dass die Projekte auch anderen strukturschwachen Räumen als Vorbild dienen können. In der Aktionsregion selbst habe das Thema Limes noch zahlreiche weitere, profanere, aber sinnvolle Projekte angestoßen: Aussichtsplattformen und Limesbänke seien errichtet, Beschilderungen und Erläuterungen aufgestellt worden. Demnächst sollen heimische Bäcker und Metzger Limesbrot und Limeswurst vermarkten können.

Ein weiteres Thema, das Leuchtturmcharakter entwickeln könnte, sind die Bemühungen, im Schwäbischen Wald behindertenfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. In Murrhardt arbeitet man daran, den Fornsbacher Waldsee barrierefrei zu gestalten. Zugänge sind so geschaffen worden, dass der See auch mit Einschränkungen erreicht werden kann, ein Boot für Rollstuhlfahrer steht zur Verfügung.

Die meisten Projekte, glaubt Fuchs, wären ohne die Leaderförderung nicht verwirklicht worden. Das bestätigt auch Timo Natter, der Bürgermeister von Langenbrettach im Kreis Heilbronn. In dem Ort, in dem jetzt auch die Leader-Bilanz präsentiert wurde, gibt es eine im Jahr 1600 erbaute Renaissance-Mühle. Diese konnte zwar dank anderer Fördermittel liebevoll restauriert werden. Nun aber soll sie zum Dorfmuseum ausgebaut werden. Die Eröffnung ist auf den 14. September 2014 terminiert. „Ohne Leader“, sagt Natter, „hätten wir das nicht stemmen können.“

Die Limesregion will sich deshalb mit einem abgespeckten Aktionsgebiet auch für die Periode 2014 bis 2020 bewerben. Klimawandel, Energie, Mittelstandförderung und demografischer Wandel sollen dann die großen Themen sein.

Strukturförderung für den ländlichen Raum

Leader:
Liaison Entre Actions de Develloppment de l’Economie Rurale, kurz Leader, bedeutet so viel wie „Verbindung zwischen Aktionen zur ländlichen Entwicklung“. An diesem Förderprogramm zur Entwicklung des ländlichen Raumes partizipiert das Land Baden-Württemberg in der Periode zwischen 2007 und 2013 mit 31,5 Millionen Euro. Das Ziel ist, Maßnahmen zu unterstützen, die zur Stabilisierung der Lebensbedingungen in den Leader-Kommunen beitragen.

Gebiet:
Acht interkommunale Leader-Gebiete gibt es in Baden-Württemberg. Eines davon ist die Limes-Region, die sich über 38 Gemeinden und Teilorte in den Landkreisen Heilbronn Hohenlohe, Rems-Murr und Schwäbisch Hall erstreckt. Das verbindende Element ist der frühere römische Grenzwall. Auf einer Fläche von 1418 Quadratkilometern leben knapp 175 000 Einwohner. Statistisch gesehen wohnen auf einem Quadratkilometer 123 Einwohner. Das ist deutlich weniger als der Landesdurchschnitt, der bei 149 Einwohnern liegt.