Isabelle Baumann ist als Bundes- und Vereinstrainerin für die Leichtathletik im Dauereinsatz – so auch bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende in Kassel. Ganz nebenbei arbeitet die Frau von Olympiasieger Dieter Baumann auch noch sehr engagiert als Gymnasiallehrerin.

Laufen ist für Isabelle Baumann Lebensphilosophie. Die gebürtige Wienerin war als Skilanglauf-Kadermitglied auf dem Skigymnasium in Stams und als Mittelstrecklerin österreichische Meisterin wie auch Rekordhalterin. Bereits mit 25 Jahren musste sie verletzungsbedingt ihre aktive Karriere beenden – seitdem ist sie engagiert als Trainerin aktiv.

 

Am Freitag fährt die Bundestrainerin Isabelle Baumann mit einer Handvoll Medaillenkandidatinnen – darunter auch Europacup-Siegerin Alina Reh und Hallen-Europameisterin Hanna Klein – zu den deutschen Meisterschaften nach Kassel. „Das Trainersein ist einfach toll, da bekomme ich von den Athleten viel zurück“, sagt sie – und blickt auf 35 Jahre Tätigkeit an der Bande zurück.

In ihre erste Phase als Bundestrainerin fiel 1992 in Barcelona der Olympiasieg ihres Ehemannes Dieter Baumann. Neun Jahre war sie damals bereits beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). „Eine tolle Zeit“, wie sie sagt, auch weil sie weltweit unterwegs war. Danach wurde sie Mutter von Jackie und Robert, die ihr in Laufschuhen folgten. In einer Vereinsgruppe trainierte sie Wolfram Müller (mehrfacher deutscher 1500-Meter-Meister), Hindernisläufer Filmon Ghirmai (Europacup-Sieger), Damian Kallabis (Hindernis-Europarekordler) und Kim Bauermeister (Hallen-Europameister über 3000 Meter). Für ihren Schuleintritt musste die Diplomsportlehrerin das Referendariat fürs Gymnasium nachmachen: Lehrerin, Trainerin, Mutter – Isabelle war danach „leer“ und legte eine Regenerationspause ein.

Zwei Jahrzehnte Pause

Als Vereinstrainerin kehrte sie bei der LAV Stadtwerke Tübingen wieder an die Bande zurück, und nach zwei Jahrzehnten Pause engagierte sie der DLV wieder als Bundestrainerin. Seitdem sind Wochenenden wie bei der Team-EM in Chorzów vor zwei Wochen keine Seltenheit. Am Freitagmorgen fährt die Gymnasiallehrerin an der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen zum Flughafen nach Stuttgart und fliegt zur Team-EM nach Polen. Wie meist sieht sie nur den Flughafen, den Aufwärmplatz und das Stadion. Montagmorgen steht sie um 4 Uhr auf, fliegt zwei Stunden später zurück – und steht bereits um 9.50 Uhr zum Englisch-Unterricht mit Sechstklässlern wieder am Lehrerpult. Abends um halb sieben steht sie dann wieder auf der blauen Bahn beim Tübinger Freibad und betreut eine 30-köpfige Leistungsgruppe im Training.

„Isabelle ist ein Motor für die Leichtathletik, sowohl für die LAV als auch den DLV“, sagt Dieter Baumann, der erneut als Präsident des Vereins fungiert, und schätzt die Leistung seiner Frau extrem hoch ein. Sie habe enorme Erfahrung und großes Fachwissen, ihre Stärken lägen im Aufbau von Karrieren. „Isabelle übt als Trainerin und Lehrerin praktisch zwei Jobs aus“, betont der Olympiasieger.

Das Erfolgsgeheimnis: Tübingen

Ein Geheimnis der leistungsstarken Trainingsgruppe in Tübingen ist auch das Haus der Baumanns, in dessen Nachbarschaft sich zahlreiche Athleten wohlfühlen. Wolfram Müller, Filmon Ghirmai, Gregor Traber, Arne Gabius, Elena Burkhard, Hanna Klein, Alina Reh, Eva Dieterich – alle waren oder sind hier zu Hause. Dies war und ist stets ein besonderer Anreiz für Spitzenathleten, nach Tübingen zu kommen.

„Für mich war der Wechsel von Düsseldorf nach Tübingen das Beste, was ich machen konnte“, sagt etwa Max Thorwirth, deutscher Hallenmeister über 3000 Meter des Vorjahres. Er sei sportlich so fit wie noch nie und Isabelle Baumann eine einzigartige Trainerin. Auch Hallen-Europameisterin Hanna Klein führt ihre Leistungsentwicklung auf den Wechsel zu Baumann zurück. „Sie ist eine leidenschaftliche Trainerin, vermittelt beispielhaft Freude am Laufen und hat ein besonderes Gespür für Athletinnen und Athleten“, sagt Klein über die bald 60-jährige Trainerin.

Die schönsten Augenblicke

Die schönsten Augenblicke ihrer Laufbahn? „Das war der Moment beim Rennen im belgischen Oordegem, in dem unsere Tochter Jackie ihre Olympiaqualifikation über 400 Meter Hürden schaffte und zu den Spielen nach Rio fahren durfte, sowie der noch heute gültige deutsche Rekord von Dieter mit 12:54,70 Minuten in Zürich“, sagt Isabelle Baumann, die bei den deutschen Meisterschaften in Kassel am Wochenende zwei Tage im Einsatz sein wird – und am Montag dann wieder am Lehrerpult steht.