Der Jazzclub Leonberg sucht ein neues Domizil für seine Konzerte.

Leonberg - Große Erfolge hat er schon gefeiert mit seinem neu eingeführten Jazzclub in Leonberg: Frithjof Gänger ist ein Mann, für den es das Wort „aufgeben“ nicht gibt. „Unverhofft kommt oft und aufgeben gibt es für mich eigentlich nicht“, sagt er fest.

 

Doch von vorn. Angefangen hat alles im Leo 2000. Hier war es ursprünglich geplant, den Jazzclub als „Kultur im Leo 2000“ zu etablieren. „Wir hatten von vielen Seiten große Zustimmung, und auch die Räumlichkeiten sind uns zur Verfügung gestellt worden“, erinnert sich Gänger. Doch zwei Tage vor dem Programmstart dann ein Schreiben vom Anwalt. Eine Unterlassungserklärung wurde angefordert. „Natürlich habe ich auf Anraten meines Anwaltes das nicht gemacht, wusste aber, dass es ab jetzt nur Schwierigkeiten geben würde“, sagt Gänger. Auf der Suche nach einer neuen Spielstätte stieß er quasi in letzter Sekunde auf den Blue Note Club im Industriegebiet Hertich.

Hohe Qualität der Künstler, die aufgetreten sind

Mehrere beeindruckende Konzerte haben hier stattgefunden, Gigs voller Leidenschaft, Tiefe und Sinnlichkeit. Auch die Qualität der auftretenden Künstler und Musiker ist herausragend. Und der Blue Note Club versprühte dieses ganz besondere Flair, das zu einem Jazzclub gehört. Er erinnerte ab und an sogar an die Keller, in denen der Jazz ganz ursprünglich gespielt wurde. Nicht nur die Zuschauer schätzten „das Blue Note“. Auch die Musiker genossen die Nähe zum Publikum und die verhältnismäßig große Bühne.

Und doch plötzlich ist es vorbei. „Momentan steht der Blue Note Club nicht mehr für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung. Der Club befindet sich nach der Baunutzungsverordnung in einem Bereich des Industriegebiets, in dem keine Veranstaltungen, wie die des Jazzclubs Leonberg abgehalten werden dürfen“, erklärt Frithjof Gänger die Sachlage. Auch sind in Bezug auf den Brandschutz einige Auflagen nicht erfüllt. Nicht nur für den Jazzclub kam diese Ansage überraschend. Auch für den Inhaber des Blue Note Club, Mario Ungewickel, kam die Schließung offensichtlich unerwartet. „Er hat den Club mit so viel Liebe zum Detail und sehr viel Geld eingerichtet“, schwärmt Gänger. „Selbstverständlich wäre er bereit, noch einmal viel Geld in die Hand zu nehmen, um allen Vorschriften zu genügen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man die Baunutzungsverordnung anpassen müsste.“

Zu dieser, seiner ganz eigenen Geschichte, fällt Frithjof Gänger eine weitere ein: Am 12. November 1917 wurden in New Orleans im Hafenviertel Storyville alle Clubs wegen „Wehrkraftzersetzung“, geschlossen. Plötzlich waren alle Jazzmusiker arbeitslos. Das war aber der Beginn der Verbreitung des Jazz in den ganzen USA. Diese Geschichte macht dem Musiker und Jazzvereinsgründer Mut.

Unbürokratische und schnelle Hilfe durch die Stadtverwaltung

Zudem erfährt Frithjof Gänger ganz viel intensive, unbürokratische und schnelle Unterstützung von Seiten der Stadt, wie er selbst betont. So stehen ihm Katja Rohloff vom Amt für Kultur, Melanie Kirchgessner vom Bauverwaltungs- und Bauordnungsamt sowie Anna Bieber vom Gewerbeamt/Ordnungsamt zur Seite. „Sicherlich waren auch viele Kollegen im Hintergrund tätig, trotz Personalmangel“, sagt Gänger. Auch mit Oberbürgermeister Martin G. Kaufmann sei er in Kontakt gewesen. „Er hat sich sehr für die Belange des Jazzclubs eingesetzt und uns Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Location zugesichert“, erzählt Gänger.

Die Vorstände des SV Leonberg/Eltingen, Matthias Groß und Harald Hackert, sowie die Vorstandssekretärin, Katrin Kessoudis, boten ebenso ihre Hilfe an, indem sie übergangsweise die ehemalige TSV Sportgaststätte Eltingen für den Jazzclub öffneten und öffnen. „Die neuen Locations sind selbstverständlich nur Übergangslösungen“, betont Frithjof Gänger. So ist es doch immer mit einem sehr großen Aufwand verbunden, den Räumlichkeiten etwas Jazz-Ambiente einzuhauchen.

Die Steinturnhalle hat der Jazzclub ebenfalls bereits bespielt. „Die Steinturnhalle ist ohne Zweifel eine tolle Halle und sehr gut ausgebaut. Auch hat sie mit Dieter Herrmann einen der besten Hausmeister, und wir fühlen uns dort, wenn wir sie belegen können, sehr wohl. Aber es ist dort nicht leicht, eine Jazzclub-Atmosphäre zu erzeugen.“

Frithjof Gänger ist nach wie vor zuversichtlich, dass eine gute Unterkunft für den Jazzclub gefunden wird, und Leonbergs Kulturleben hierdurch bereichert wird. „Ich hatte schon einmal die Gelegenheit, einen Keller anzuschauen, den Martin Kleinfelder mit viel Liebe und viel Geld ausbauen lässt, auch um dem Brandschutz zu genügen.“ Allerdings finden dort nur etwa 50 bis 60 Personen Platz. Kleine Konzerte mit Jazz-Duos oder -Trios wären dort möglich. „Daran ist der Jazzclub selbstverständlich auch interessiert.“, ist von Gänger zu erfahren.

So hofft Frithjof Gänger, dass die Zuschauer, die Zuhörer und Jazzfans dem Jazzclub Leonberg in diesen schwierigen Zeiten treu bleiben. Und: „Vielleicht gibt es ja doch noch irgendeine Möglichkeit, den Blue Note Club zu reaktivieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, schließt er.