Zum Start vor 40 Jahren gab es auf dem Eltinger Kirchplatz 24 Stände. Heute geht es beschaulich zu.

Leonberg - Die Lyra spielt um 17 Uhr auf dem Eltinger Kirchplatz, aus dem Backhaus wird duftender Zwiebelkuchen serviert, es gibt Bier vom Fass, in der Dämmerung setzt sich ein Zug bunter Lampions in Bewegung. Es ist der 5. Mai, allerdings schreibt man das Jahr 1977. Vor 40 Jahren ist nämlich mit viel Aufwand und hohen Erwartungen der Eltinger Wochenmarkt eröffnet worden.

 

Heute stehen donnerstags von 7 bis 11 Uhr noch drei Stände auf dem Platz zwischen der Michaelskirche und dem alten Rathaus. Ein weiterer Beschicker mit eigener Käserei aus dem Allgäu kommt alle zwei Wochen vorbei. Auch Rosemarie Reiber aus Bad Teinach mit „Gsälz und mehr“ ist jeden zweiten Donnerstag im Monat vor Ort. Sie sind die wackeren Streiter, die von den fast 30 Marktleuten aus den Anfangsjahren übrig geblieben sind.

Die SPD hat den Anstoß gegeben

Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde 1976 im Gemeinderat beschlossen, dass Eltingen einen Wochenmarkt bekommt. Man wollte dem urbanen Wandel in dem ländlich geprägten Stadtteil Rechnung tragen. Das auch, weil nach einer Bürgerbefragung 1970 ein Wochenmarkt in der Steinstraße eröffnet wurde. Für die Aufwertung der Altstadt wurde 1974 auf dem Marktplatz ebenfalls ein Wochenmarkt eingerichtet.

Anfangs gab es Befürchtungen, dass die Eltinger, die häufig noch einen eigenen Obst- und Gemüsegarten hatten und selbst Hühner hielten, den Markt nicht annehmen werden. Zudem wurde die Zahl der Stände reduziert, weil viele Beschicker Ähnliches feil boten. Das hat dazu geführt, dass die Abgewiesenen sich anderorts umgeschaut haben und nicht wieder zurückgekehrt sind, als die damals Bevorzugten irgendwann aufgehört hatten.

„Die größte Zäsur war die Besiedlung vom Ezach“, sagt Jürgen Frank, der am Stand von Geflügel-Kurz aus Sachsenheim-Hohenhaslach Geflügelprodukte sowie Rindfleisch vom Bio-Hof Bromberg verkauft. „Damals haben viele Eltinger Ureinwohner ihre Häuser im Ort verkauft und sind in das Neubaugebiet gezogen. Doch deren Nachfolger sind keine Wochenmarkt-Kunden“, musste Frank erfahren.

Sein früherer Chef, Otto Kurz, hat zu den ersten Beschickern des Eltinger Marktes gehört, der anfangs für 24 Stände angelegt war. Er war größer als der auf dem Marktplatz mit 19 Ständen und fast so groß wie der an der Steinstraße, wo 26 Händler ihre Ware verkauften.

„Man kann zufrieden sein“, sagt Ilona Voigt von der Gärtnerei Voigt in Heimerdingen, die jetzt Blumen für den Garten und Balkon im Angebot hat. Ihr Schwiegervater Erwin Voigt war mit einem Stand von der ersten Stunde an in Eltingen mit dabei.

Im Herbst gibt es bei den Voigts Trockenblumen und Gestecke. „Nur um die Weihnachtszeit sind wir nicht hier, dann sind wir für vier Wochen auf den Weihnachtsmärkten in Ludwigsburg und Stuttgart“, sagt Ilona Voigt.

Seit Oktober 2016 testet auch Familie Reiber die Eltinger Kundschaft. Aus Bad Teinach kommend, bieten sie selbst gekochtes Gsälz, Sirupe und Honig aus dem Schwarzwald an. „Es gibt eine kleine, aber treue Käuferschar, bisher läuft es gut“, hat Falk Rieger beobachtet.

Weil es auch bei einem kleinen Markt eine ordnende Hand braucht, hat viele Jahre lang Frieda Wendel aus der Nachbarschaft die Aufsicht über den Markt gehabt und die Kästen über die die Händler den Strom beziehen, auf- und abgeschlossen. Nach ihrem Tod hat Sohn Willi Wendel, bekannt von seinem Engagement als CDU-Stadtrat, das Ehrenamt übernommen.

Kunden schätzen das Persönliche

„Die Ware ist gut und frisch, die Verkäufer sind nett und kennen einen, ich schätze einfach diese persönliche Atmosphäre auf dem Wochenmarkt“, sagt eine Kundin am Stand von Hermann Habermaier. Der Metzgermeister aus Mühlhausen/Enz, der auch in Asperg den Wochenmarkt beschickt und im Heimatort einen Laden betreibt, kennt seit 1985 die Stammkundschaft. „Mehr Laufkundschaft wäre nicht schlecht, aber die jüngeren Kunden, die wochentags schaffen, erreicht man nur am Wochenende“, weiß er aus Erfahrung.

Mi dem veränderten Kaufverhalten, mit weniger Kunden wochentags, haben auch die anderen Wochenmärkte in der Stadt zu kämpfen. Gegenwärtig wird der Samstagsmarkt an der Steinstraße von 29 Beschickern bedient, die Märkte in Höfingen und Warmbronn von jeweils sieben. Auf dem Marktplatz in der Altstadt bieten mittwochs neun und freitags sechs Händler ihre frischen Waren an.