Die Rettungsschwimmer der Leonberger DLRG sind zurzeit an dem Stränden der Ostsee im Einsatz. Ein Ehepaar aus Biberach – er 78 Jahre alt und sie 74 – hat allen Grund, sich bei den ehrenamtlichen Helfern aus Leonberg zu bedanken.

Leonberg – Für Euren selbstlosen Einsatz auch bei so unvernünftigen Urlaubern aus Schwaben, die zu blöd sind, rote Flaggen zu bemerken, danken wir Euch von Herzen“, heißt es in dem Schreiben an die Ortsgruppe Leonberg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Deren Rettungsschwimmer sind zurzeit an dem Stränden der Ostsee im Einsatz. Das Ehepaar aus Biberach – er 78 Jahre alt und sie 74 – hat allen Grund, sich bei den ehrenamtlichen Helfern aus Leonberg zu bedanken,. Denn die haben ihnen das Leben gerettet, ebenso wie am Tag zuvor einem achtjährigen Jungen und dessen Vater.

 

„Wir hatten am Strand von Ahrenshoop Windstärke fünf. Das bedeutet Wind bis zu 40 Stundenkilometern und Wellen bis zu 1,5 Meter Höhe. Deshalb war die rote Flagge für Badeverbot gehisst“, sagt der Leonberger DLRG-Wachleiter Oliver Keil. Ein achtjähriger Junge sei trotzdem im Wasser spazieren gegangen, als plötzlich die Küstenlinie unter ihm weggebrochen ist – die starke Brandung hatte den Sand weggespült, so dass er unter Wasser geriet und von der nächsten Welle überspielt wurde. „Der Vater des Kindes, das nicht schwimmen konnte, eilte ihm zu Hilfe und geriet in die gleiche Falle“, schildert Keil die dramatischen Momente.

„Unsere Rettungsschwimmer haben blitzschnell reagiert und die beiden aus dem Wasser geholt“, erzählt der Wachleiter stolz. Nachdem die Geretteten erstversorgt waren, wurden sie ins Krankenhaus zur Beobachtung gebracht. „Es muss sicher gestellt sein, dass kein Salzwasser in die Lunge eingedrungen ist, denn das kann zu einem späteren Ertrinken führen“, weiß der Wachleiter Oliver Keil.

An dem Einsatz beteiligt waren neben Keil auch Michael Beltle, der stellvertretende Wachleiter, die Bootsführerin Selina Widmaier, der Sanitäter Philip Württemberger sowie die Rettungsschwimmer Katrina Kimmerle, Martin Schütz, Ann-Christin Göttsche, Alessa Widmaier, Wiebke Grahneis sowie Susanne Beyer aus der DLRG-Ortsgruppe Stralsund.

Am Tag darauf musste die Gruppe erneut eingreifen und das Biberacher Ehepaar retten. An diesem Tag herrschte immer noch Windstärke vier und erneut wurde der Badebetrieb eingestellt. Die beiden Senioren waren trotz roter Flagge im Meer geschwommen und wurde von der starken Strömung hinter einen Wellenbrecher gezogen. „Die Brandung schleuderte die beiden gefährlich gegen die Felsen, was zu schweren Verletzungen und Bewusstlosigkeit führen kann“, weiß Keil. Unterstützt von einem Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger haben die Leonberger Rettungsschwimmer die beiden Biberacher aus dem tosenden Wasser geholt. Der Seenotkreuzer wurde auch deshalb angefordert, um sicher zu stellen, dass keine weiteren Schwimmer hinter dem Wellenbrecher festsitzen, was von Land aus nicht einsehbar war.

Seit den Pfingstferien und noch bis Ende der Saison sind insgesamt elf Rettungsschwimmer im Alter zwischen 17 und 39 Jahren von der DLRG Leonberg an der Ostsee ehrenamtlich auf den Wachtürmen am Strand im Einsatz. Jeder opfert zwischen zwei und fünf Wochen seiner Ferien oder seines Urlaubes, um Menschen in höchster Not beizustehen. Rekrutiert werden die Rettungsschwimmer aus den rund 500 Mitgliedern der DLRG-Ortsgruppe Leonberg. Diese ist auch für ihre Ausbildung zuständig. Einige der Retter sind inzwischen nach Leonberg zurückgekehrt, nur Oliver Keil, Selina Widmaier, Philip Württemberger, Oliver Schneider und Lisa Klinkenberg sind jetzt zum Einsatz nach Dierhagen in der Nähe von Rostock umgezogen.

Der Wasserrettungsdienst an der Nord- und Ostsee ist eine Kernaufgabe der DLRG. Die Stabsstelle Zentraler Wasserrettungsdienst Küste versorgt die rund 90 Wasserrettungsstationen mit Rettungsschwimmern, denn der DLRG-Bundesverband ist seit Januar 2010 zuständig für die Sicherheit an 2300 Kilometern Küste zwischen Borkum und Usedom. Im Jahr 2011 haben die Rettungsschwimmer insgesamt 457 Menschen vor dem Ertrinken gerettet, davon 45 an dem Küsten der Ost- und Nordsee. Dabei wurden rund 1,9 Millionen ehrenamtliche Wachstunden geleistet.